Das Interesse der Deutschen an der Formel 1 war schon einmal deutlich größer, das musste RTL in der vergangenen Saison schmerzlich erfahren. Im Schnitt interessierten sich nur 4,36 Millionen Zuschauer für die 19 Rennen - so wenige wie seit 1994 nicht mehr. "Wir erreichen noch immer einen Marktanteil von 30 Prozent. Aber insgesamt ist die Zuschauerentwicklung nicht zufriedenstellend", konstatierte daher RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer.

Schumacher bescherte RTL 2001 Rekordquoten, Foto: Sutton
Schumacher bescherte RTL 2001 Rekordquoten, Foto: Sutton

Nach Informationen von Sportbild will RTL die Königsklasse des Motorsports zwar weiterhin übertragen, allerdings ob der eingebrochenen Zuschauerzahlen nicht mehr jene Summen auf den Tisch legen, die bislang an Bernie Ecclestone überwiesen wurden. Aktuell investiert der Kölner Privatsender dem Vernehmen nach 50 Millionen Euro pro Saison in die Formel 1.

Fußball verschlingt Geld

Hintergrund der Überlegungen ist der Umstand, dass RTL bis 2018 rund 100 Millionen Euro in die Übertragungen der Qualifikationsspiele für die Fußball-Europameisterschaft und -Weltmeisterschaft steckt. Das rückläufige Interesse kommt nun offenbar gelegen, um die Formel-1-Rechtekosten zu drücken. Zum Vergleich: In der Saison 2001, zu Michael Schumachers Blütezeit, lag der Zuschauerschnitt noch bei 10,44 Millionen Fans pro Rennen.

Sollte sich RTL wider Erwarten von der Formel 1 trennen, könnte die ARD als Ersatz einspringen, wenngleich sich Sportkoordinator Axel Balkausky noch bedeckt hält. "Generell prüft die ARD die meisten Rechte, die neu auf den Markt kommen. Konkrete Überlegungen in diese Richtung gibt es derzeit allerdings nicht", betonte er. Zuletzt übertrug der öffentlich-rechtliche Sender 1990 Formel-1-Rennen.

RTL dementiert

UPDATE: RTL weist die Spekulationen über einen möglichen Formel-1-Ausstieg scharf zurück. "Die Spekulationen sind schlichtweg falsch. Punkt!", erklärte Pressesprecher Matthias Bolhöfer, der zwar einräumte, dass das rückläufige Zuschauerinteresse analysiert werden müsse, daraus jedoch gleich ein mögliches Ausstiegsszenario zu entwerfen, sei abenteuerlich.

"Zur besseren Einordnung sei noch einmal daran erinnert, dass RTL seit 23 Jahren die Königsklasse zeigt und mit Marktanteilen von rund 30 Prozent nach wie vor ein Quotenniveau erreicht, das im deutschen TV nahezu einzigartig ist", hielt der Sendersprecher fest. Dies werde die Grundlage sein, um in Gespräche über eine mögliche Vertragsverlängerung zu gehen.