Es gab Zeiten, da drehte eine zweistellige Anzahl französischer Piloten in der Formel 1 ihre Runden. In der kommenden Saison wird die Grande Nation jedoch ausschließlich von Romain Grosjean vertreten - der eigentlich gebürtiger Schweizer ist. Jean-Eric Vergne wurde von Toro Rosso nach drei Jahren der Laufpass gegeben, da das Red-Bull-Nachwuchsteam auf die junge Welle setzt und Max Verstappen sowie Carlos Sainz Jr. die Chance gibt.

Während sich Vergne nach einem neuen Job umsehen muss, der in der IndyCar Series liegen könnte, stieg sein Ex-Toro-Rosso-Teamkollege Daniil Kvyat zu Red Bull auf, wo er 2015 Sebastian Vettel ersetzen wird. Vergne kann diese Personalentscheidung nicht nachvollziehen, schließlich holte er in der vergangenen Saison 14 Punkte mehr als der Russe.

"Das macht keinen Sinn", schüttelte der 24-Jährige im Gespräch mit Autosport den Kopf. "Was letztes Jahr betrifft, weiß ich es [den Grund, warum Daniel Ricciardo von Red Bull vorgezogen wurde], aber in diesem Jahr dürfte es eine politische Entscheidung gewesen sein."

Defekte kosten Punkte

Der Franzose zeigte sich von Red Bull tief enttäuscht, weil nicht die erzielten Punkte den Ausschlag gaben. "Sie wussten, dass ich 5 kg mehr als mein Teamkollege wiege, sodass ich einen Nachteil von zumindest zwei Zehntel hatte", erklärte er die Niederlage im Qualifying-Duell gegen Kvyat. "Und sie kannten auch all meine technischen Probleme, die es mir nicht erlaubt haben, Punkte zu machen."

In der Tat war Vergne gerade vor der Sommerpause nicht vom Glück verfolgt und schied in fünf der ersten acht Rennen aus, über die gesamte Saison sah Kvyat aber ebenso oft nicht die Zielflagge. "Ich denke, ich hatte im Vergleich zum letzten Jahr eine wirklich starke Saison und hatte mit den vielen technischen Problemen Pech, denn sonst hätte ich mehr Punkte machen können und die Dinge würden anders aussehen", lamentierte er.

Vergne weiter: "Ich denke, ich habe gegenüber dem letzten Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht und fühle mich als Fahrer viel besser und glücklicher. Ich bereue nichts. Es gibt Dinge, die sich nicht zu meinen Gunsten entwickelt haben, aber so ist es eben."

Zu alt für Toro Rosso

Während Vergne nicht so recht nachvollziehen kann, weshalb Red Bull Kvyat und nicht ihn von Toro Rosso zu Red Bull beförderte, versteht der Franzose, dass es nach 58 Rennen an der Zeit war, weiterzuziehen, um der Jugend Platz zu machen. "Nach drei Jahren in der Formel 1 bin ich kein junger Fahrer mehr", sagte der 24-Jährige. "Deswegen ist es verständlich, dass sie sich dazu entschlossen, junge Fahrer aus ihrer Akademie zu befördern."

Natürlich sei er enttäuscht gewesen, das Cockpit zu verlieren, doch gleichzeitig zeigte er sich dankbar, dass ihm Red Bull den Einstieg in die Formel 1 überhaupt erst ermöglichte. "Ich bin zu alt für Toro Rosso, aber in der Formel 1 noch immer jung", betonte Vergne. "Red Bull hat alles für mich getan, jetzt liegt es an mir, Entscheidungen zu treffen - ich freue mich auf die vor mir liegenden Herausforderungen."