Schlussendlich wurde dem Wunsch des Teamchefs nicht entsprochen. Franz Tost hatte sich erhofft, im nächsten Jahr mit Jean-Eric Vergne neben Max Verstappen auf einen routinierten Fahrer setzen zu können, doch bei Red Bull entschied man anders und erteilte Carlos Sainz Jr. den Zuschlag für das vakante Cockpit. Somit tritt Toro Rosso 2015 mit einem 17-Jährigen und einem 20-Jährigen an - ein jüngeres Formel-1-Gespann gab es noch nie.

"Letztlich waren die hundert Runden in Abu Dhabi im Red Bull ausschlaggebend, wo er nicht nur vom Speed, sondern auch technisch überzeugt hat", verriet Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko im österreichischen Fernsehen, dass die Entscheidung zugunsten des Spaniers erst bei den Testfahrten in der vergangenen Woche getroffen wurde.

Vom Simulator auf die Strecke

Sainz war der RB10 nicht gänzlich fremd, schließlich verbrachte er das gesamte Jahr über zahlreiche Stunden im Simulator, doch den Boliden in der Realität zu pilotieren, sei doch noch einmal etwas anderes gewesen. "Auf einer Strecke wie Abu Dhabi zu fahren, wo zwei Tage zuvor noch ein Formel-1-Rennen stattgefunden hat, war ein Traum für mich", strahlte der junge Spanier, dessen Aufgabe nicht zuletzt darin bestand, Feedback über die Kalibrierung des Simulators zu liefern.

Auch Verstappen saß in Abu Dhabi im Cockpit - allerdings in jenem von Toro Rosso. "Für mich war es ein weiterer Schritt, um mich auf die nächste Saison vorzubereiten", betonte der Niederländer, der intensiv daran arbeitet, das Team näher kennenzulernen.

Im bevorstehenden Winter wartet auf die beiden Jungspunde ein intensives Programm, um sich auf ihre Premierensaison in der Königsklasse des Motorsports vorzubereiten. "Es steht viel Simulatortraining an, aber ich werde auch viel herumreisen, um mich mit den Ingenieuren zu treffen. Außerdem muss der Sitz angepasst werden", zählte Sainz auf. Auch die Physis darf nicht zu kurz kommen. "Ich habe den ganzen Winter, um mich fitzumachen, das wird kein Problem", versicherte Verstappen.

Ins Auto geht es für das Toro-Rosso-Duo erst wieder Anfang Februar, wenn in Jerez die ersten offiziellen Testfahrten der neuen Saison auf dem Programm stehen. Für Sainz ist dies ein ganz besonderer Ort - nicht nur, weil er in seiner spanischen Heimat liegt. "In Jerez habe ich den Formel-Renault-Titel gewonnen", betonte er. "Deshalb ist es eine meiner Lieblingsstrecken."

Sainz überzeugte Red Bull bei den Testfahrten, Foto: Sutton
Sainz überzeugte Red Bull bei den Testfahrten, Foto: Sutton

Zeit für einen neuen Traum

Das große Ziel der beiden Rookies ist naturgemäß der Weltmeistertitel, auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg sein dürfte. "Mein Traum war es immer, Formel-1-Fahrer zu werden, aber jetzt muss ich von anderen Dingen träumen", erklärte Sainz. "Ich muss hart arbeiten und viele Opfer bringen. Aber ich bin dafür bereit."

Bei Red Bull vertraut man dem jungen Duo voll und ganz und hat hohe Erwartungen. "Das sind zwei Kerle, die sich durch nichts zurückhalten lassen, die gehen aufs Ganze", verkündete Marko. "Es wird sicherlich die eine oder andere Überraschung und erstaunte Gesichter geben."