"Ich bin froh, dass diese Saison zu Ende ist. Das war die schrecklichste Saison in der Geschichte unseres Teams". Treffender, als Teamchefin Monisha Kaltenborn, kann die Saison von Sauber nicht zusammengefasst werden. Beinahe erleichtert schien die Schweizerin, als in Abu Dhabi die Saison endlich abgewunken wurde und der Albtraum beendet war - vorerst. Anstatt Punkte mehrten sich über den Saisonverlauf vor allem die Sorgenfalten bei den Verantwortlichen von Sauber: 19 Rennen und 19 Mal wurde vergebens nach einen Sauber-Piloten in den Punkterängen gesucht.

Das selbst Marussia in der Konstrukteurswertung letztendlich vor dem punktlosen Sauber-Team landete, hat zudem empfindliche finanzielle Auswirkungen. Aus dem Geldtopf der Formel 1 gibt es wesentlich weniger Geld für Platz zehn bei den Konstrukteuren, als für Platz sieben aus dem Vorjahr - und das ist gerade für Sauber überlebensnotwendig.

Das Team

Kurioser Tiefpunkt war der Funkfehler beim Großen Preis von Österreich: Esteban Gutierrez sollte sein Auto abstellen, doch versehentlich gefunkt wurde das Adrian Sutil, der daraufhin langsamer wurde und einige Plätze herschenkte. "Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, mit dem Finger auf Leute oder Faktoren zu zeigen und zu sagen: Da wurden Fehler gemacht. Schlussendlich sind wir ein Team und es war eine Teamleistung. Das Paket war einfach nicht gut dieses Jahr", lautete Monisha Kaltenborns Teamfazit am Ende der Saison.

Als eines der kleinen Teams stand Sauber während der Saison auch in der Diskussion, um die gerechtere Verteilung der Gelder in der Formel 1, besonders im Fokus. Wiederholt wies die Sauber-Teamchefin zudem auf die Notwendigkeit einer Budgetobergrenze für die Teams hin, aber auch da bleib Sauber 2014 erfolglos.

Die Vergangenheit: Adrian Sutil und Esteban Gutierrez sind Geschichte bei Sauber, Foto: Sutton
Die Vergangenheit: Adrian Sutil und Esteban Gutierrez sind Geschichte bei Sauber, Foto: Sutton

Das Auto

Gewichtsprobleme, Aerodynamikprobleme, Performance-Probleme - der Sauber C33 kränkelte erheblich und konnte sich zu keinem Zeitpunkt der Saison erholen. Die Fortschritte im Laufe des Jahres waren marginal oder gar nicht zu verzeichnen. "Wo wir ansetzen müssen? Überall! Das Auto ist einfach...[Pause]...nicht so schnell. Was soll ich sagen?", sagte Sutil bereits zur Mitte der Saison resignierend. Der Sauber des Jahrgangs 2014 unterschied sich von seinem Vorgänger durch die weit nach unten gezogene Nase und durch großzügige Kühllufteinlässe.

Bei den ersten Testfahrten lahmte der C33 aber bereits und lag einige Sekunden hinter den Bestzeiten. Als Problem erkannte das Team schnell den Ferrari-Antriebsstrang und das Chassis. "Fakt ist, dass der Motor nicht wirklich konkurrenzfähig ist und für ein Team wie unseres, das nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung hat, ist es schwer solch eine Schwachstelle zu kompensieren", beschrieb Kaltenborn das gesamte Dilemma des Autos.

Die Fahrer

Als Adrian Sutil zum Team kam, waren seine Ziele klar formuliert: Podestplätze und mindestens Zehnter in der Weltmeisterschaft. Umso ernüchternder muss sein Saisonfazit ausfallen - keine Punkte und für 2015 auch keine Weiterbeschäftigung bei Sauber. Für den Deutschen war es keine leichte Saison. Für Aufsehen sorgte er mit seinem Entschluss, auf eine Getränkeflasche im Auto zu verzichten, um Gewicht einzusparen, da er als einer der schwersten Fahrer im Feld öfters mit der Gewichtsobergrenze eines Formel-1-Autos in Konflikt geriet. Nach eigener Aussage griff Sutil nur bei zwei Rennen auf einen Getränkebehälter zurück.

In Punktenähe brachte ihn das jedoch auch nicht, lediglich in Monte Carlo schienen Punkte im Rennen möglich, doch ein Fehler ausgangs der Hafenschikane kostete Sutil das Rennen und ein gutes Resultat. So blieb das Highlight ein überraschender neunter Startplatz beim Austin GP, der jedoch durch eine unverschuldete Kollision mit Sergio Perez zu keinem guten Resultat führte. Adrian Sutils Notendurchschnitt bei Motorsport-Magazin.com beträgt für die Saison 4,03.

Die Gegenwart: Ein Seuchenjahr muss bei Sauber verarbeitet werden, Foto: Sutton
Die Gegenwart: Ein Seuchenjahr muss bei Sauber verarbeitet werden, Foto: Sutton

Esteben Gutierrez findet sich in einer ähnlichen Situation wieder wie der Gräfelinger. In seiner zweiten Saison mit Sauber blieb der Mexikaner punktelos und muss Sauber ebenfalls zum Jahresende verlassen. Gutierrez hatte die ersehnten Sauber Punkte in dieser Saison noch am dichtesten vor Augen, doch auf Platz acht liegend versenkte der 23-Jährige seinen Boliden wenige Runden vor Schluss in den Leitplanken von Monte Carlo.

"Es war womöglich der schmerzvollste Fehler im Laufe meiner bisherigen Karriere", war Gutierrez nach seinem Fehler enttäuscht. Weiter Höhepunkte sucht man vergebens, außer das Gutierrez teamintern einige Male sich vor seinem erfahreneren Teamkollegen Sutil platzieren konnte. Gutierrez beendet die Saison ebenfalls mit dem Motorsport-Magazin.com Notendurchschnitt von 4,03.

Weitere Fahrer mit Einsätzen an einem Rennwochenende waren für Sauber 2014 Sergey Sirotkin, Adderly Fong und Giedo van der Garde. Sirotkin fuhr in bei seinem Heim-Rennen in Sochi einen Freitagseinsatz für Sauber und Adderly Fong kam beim Freitagstraining in Abu Dhabi zu seiner Premiere in der Formel 1.

Die Zukunft: Marcus Ericsson testete in Abu Dhabi nach der Saison erstmals für Sauber, Foto: Sutton
Die Zukunft: Marcus Ericsson testete in Abu Dhabi nach der Saison erstmals für Sauber, Foto: Sutton

Giedo van der Garde war vor der Saison als offizieller Test - und Ersatzfahrer verpflichtet worden. Nach mehreren Freitagseinsätzen galt van der Garde als aussichtsreicher Kandidat für ein Stammcockpit 2015.

Nachdem der Niederländer jedoch vom Team übergangen wurde, kam es zum Streit und van der Garde muss das Team verlassen. "Ich war sehr zuversichtlich, deshalb war ich doch sehr überrascht darüber bin. Es gibt einiges, das ich gern sagen würde, aber es ist wohl besser, wenn ich jetzt still bleibe", machte van der Garde seinem Ärger Luft.

Redaktionskommentar

Neben dem sportlichen Fiasko geht Sauber auch finanziell auf dem Zahnfleisch. Die Verantwortlichen können jetzt erst mal durchatmen und die Saison verarbeiten. Doch sieht die Zukunft besser aus? Die Kassen sind klamm, als Zehnter bei den Konstrukteuren kommt wenig frisches Geld rein und Sauber ist deshalb für 2015 auf die beiden Pay-Driver Marcus Ericcson und Felipe Nasr angewiesen, um einigermaßen den Etat zu decken. Sauber muss schnell die richtigen Schlüsse aus der Saison ziehen und das neu gewonnene Sponsorengeld bestmöglich in ein gutes Auto für die Saison 2015 investieren. Ansonsten droht 2015 die rote Laterne in der Formel 1 und möglicherweise gehen dann in naher Zukunft die Lichter ganz aus bei der Mannschaft aus Hinwil.(Daniel Brickwedde)