Der brandneue deutsche TV-Sender DF1 zeigt ab 2024 alle Rennen und Qualifyings der Formel-E-Weltmeisterschaft live im Fernsehen. In Österreich werden die Rennwochenenden auf dem Privatsender ServusTV sowie seinem Internet-Streamingangebot übertragen. Darüber hinaus können die Rennen der Elektro-Rennserie in Deutschland auch digital bei ServusTV On, df1.de und ServusTV Motorsport bei MagentaTV verfolgt werden. Die Rede ist von einer mehrjährigen Partnerschaft.

Was Motorsport-Magazin.com bereits am 23. Dezember exklusiv spekuliert hatte, haben die Verantwortlichen der Formel E, von DF1 (ehemals Servus TV Deutschland) sowie von Red Bull Media House an diesem Mittwoch offiziell bestätigt.

Formel E bei DF1 mit Daniel Abt und Andreas Gröbl?

Das Übertragungsteam von DF1/ServusTV wurde gut eine Woche vor dem Saisonauftakt in Mexiko-City (13. Januar 2024) der Formel E auch gleich bekanntgegeben. Der erfahrene Motorsport-Kommentator Andreas Gröbl und Daniel Goggi kommentieren die Rennen abwechselnd. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wird zudem der frühere Formel-E-Fahrer Daniel Abt für einen Job in der Kommentatorenkabine gehandelt. Ex-Audi-Werksfahrer Abt war bereits als Experte für Sat.1 und ProSieben tätig, wo die Formel E in den vergangenen drei Jahren übertragen wurde.

DF1 ging am 01. Januar 2024 erstmals auf Sendung und hat den Platz von Servus TV Deutschland im frei empfangbaren Satelliten- und Kabelnetz eingenommen. Der deutsche Ableger aus dem Red-Bull-Universum nahm 2011 den Betrieb hierzulande auf, zog aber zum Jahresende wegen fehlender Einschaltquoten den Stecker. Servus TV Deutschland erreichte zuletzt einen Marktanteil von nur 0,4 Prozent.

Daniel Abt fungierte bereits bei Sat.1 und ProSieben als Experte für Formel-E-Rennen, Foto: Sat.1
Daniel Abt fungierte bereits bei Sat.1 und ProSieben als Experte für Formel-E-Rennen, Foto: Sat.1

Mit der Formel E hat sich das in Unterföhring bei München beheimatete DF1 nach der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ein weiteres relevantes Livesport-Angebot gesichert. Zudem kooperiert der neue Privatsender mit dem Streaming-Anbieter DAZN, der Teile seiner Inhalte erstmals im Free-TV zur Verfügung stellt. Mit der Telekom samt seinem Streaming-Dienst namens Magenta ist ein weiterer prominenter Partner an Bord.

Abt-CEO Biermaier: „Neuer Sender, neues Glück“

„Neuer Sender, neues Glück“, sagt Thomas Biermaier, Geschäftsführer von Abt Sportsline und Teamchef des deutschen Formel-E-Rennstalls Abt Cupra, zu Motorsport-Magazin.com. „Es ist wichtig, dass die Rennen weiterhin im Free-TV laufen. Wir werden den neuen TV-Partner voll unterstützen, damit wir das schöne Produkt Formel E auch in Zukunft in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau sehen können.“

Einige Branchenkenner betrachten den Schritt der Formel E hin zu DF1 als eine neue Chance und bessere Alternative gegenüber Eurosport (hier lief die Formel E von 2015/16 bis 2019/20 mit schwachen Quoten) oder Sky (hier lief die Formel E 2014/15 und wäre erneut hinter der Bezahlschranke gelandet). Kritiker zweifeln unterdessen, ob DF1 als Nachfolger des wenig erfolgreichen Servus TV Deutschland und mit zum Teil übernommenen Inhalten überhaupt einen relevanten Marktanteil hierzulande erreichen wird.

Pascal Wehrlein mit Porsche beim Formel-E-Saisonfinale 2023 in London
Die Formel E lief im vergangenen Jahr noch bei ProSieben, Foto: DPPI/Hankook

An die Quoten von ProSieben dürfte die Formel E bei der neuen TV-Heimat DF1 zunächst nicht ansatzweise heranreichen: Der Privatsender erzielte mit den Live-Rennübertragungen in der abgelaufenen Saison 2023 einen Marktanteil von 2,2 Prozent und durchschnittlich 250.000 Zuschauer. MSM weiß: Die Formel E klopfte nach dem überraschenden Abschied von ProSieben Mitte November dieses Jahres auch bei Schwergewichten wie den Öffentlich-Rechtlichen oder RTL an. In der Kürze der Zeit ließ sich jedoch keine Zusammenarbeit verwirklichen.

DF1: Formel E spricht von Meilenstein

Aarti Dabas, Chief Media Officer der Formel E, bezeichnete den neuen TV-Deal als einen "signifikanten Meilenstein", der den Zuschauern im Free-TV mehr Formel-E-Inhalte präsentiere als jemals zuvor. David Morgenbesser, CCO von Red Bull Media House, ergänzte: "Wir freuen uns darauf, mit unserer Expertise bei Red Bull Media House dazu beizutragen, die Entwicklung der Inhalte sowie den Erfolg der Serie voranzutreiben."

Mit DF1 hat 2024 zwar ein neuer Sender den deutschen TV-Markt betreten, den Älteren unter den Zuschauern dürfte der Name aber noch geläufig sein. Im Jahr 1996 ging das damalige DF1 als erster digitaler Fernsehsender Deutschlands an den Start. 1999 fusionierte der Sender aus dem Unternehmen des früheren Medienmoguls Leo Kirch mit Premiere (heute als Sky bekannt), woraufhin der Name DF1 verschwand und erst jetzt durch die DF1 Medien GmbH um Geschäftsführer David Frederic Müller wiederbelebt wurde.

Redaktionskommentar: Motorsport-Magazin.com meint

Das Aus für die Formel E bei einem Top-Anbieter wie ProSieben ist ein bitterer Rückschlag, das lässt sich nicht schönreden. Dass die Rennen auf dem wichtigen Markt Deutschland weiter im Free-TV laufen, darf aber gerne als positive Nachricht aus Sicht der Elektro-WM bezeichnet werden.

Wäre die Formel E etwa bei Sky hinter der Bezahlschranke gelandet und hätte damit noch weniger Zuschauer erreicht als bisher, hätte man den Laden zumindest hierzulande auch gleich zusperren können. Künstliche Verknappung funktioniert nur bei Top-Produkten wie Fußball oder Formel 1, und davon ist die Formel E - auch wenn es die Verantwortlichen gerne mal anders sehen - um Lichtjahre entfernt.

Dass es der Formel E nicht gelingen konnte, innerhalb nur eines Monats nach dem ProSieben-Beben einen ähnlichen TV-Hochkaräter als Ersatz zu finden, war immer klar. In dieser kurzen Zeitspanne ist es unmöglich, bei ARD, RTL und Co. zu landen. DF1 ist jetzt eine Unbekannte und die Reichweite noch nicht absehbar. Sicherlich braucht es aber mehr starke Argumente als die Formel E oder DEL, um dem neuen Sender hierzulande eine gewisse Relevanz zu verleihen. Wie "gut" die ServusTV-Angebote angenommen wurden, hat der Ausstieg schließlich gezeigt…

Jake Dennis beim Formel E Finale in London
Motorsport-Magazin.com sieht im DF1-Deal Chance und Risiko zugleich, Foto: LAT Images

DF1 klingt nach einer deutlich besseren Alternative zu einer Rückkehr zu Eurosport 1, wo die Formel E jahrelang lieblos behandelt wurde und im Schnitt nicht einmal sechsstellige Zuschauerzahlen erreichte. Das neue Team von DF1 hat zumindest die Chance, mit einer hochwertigen Übertragung direkt von der Rennstrecke an den leidenschaftlichen Einsatz der ran-Truppe von ProSieben anzuknüpfen. Gelingt das mit den Live-Übertragungen und zusätzlichen Programmangeboten, besteht Hoffnung für die TV-Quote.

Dass die Formel E dem notwendig gewordenen Sparkurs von ProSiebenSat.1 kurzerhand zum Opfer gefallen ist, war bitter und nicht wie ursprünglich geplant. Dass die Verantwortlichen der Formel E den Braten aber nicht früher gerochen und sich rechtzeitig nach Top-Alternativen auf dem TV-Markt umgeschaut haben, sind sie selbst schuld. Hier rächen sich die ständigen Wechsel in der Führungsetage der Elektro-WM. Angeblich gab es lediglich Handshake-Vereinbarungen für eine weitere Zusammenarbeit mit ProSieben. Was passieren kann, wenn man sich darauf heutzutage verlässt, hat dieses Beispiel eindrucksvoll gezeigt. (Robert Seiwert)

Formel E: Rennkalender 2024

RennenStadtDatum
1Mexiko-City13. Januar 2024
2Saudi-Arabien I26. Januar 2024
3Saudi-Arabien II27. Januar 2024
4Hyderabad10. Februar 2024
5Sao Paulo16. März 2024
6Tokio30. März 2024
7Misano I13. April 2024
8Misano II14. April 2024
9Monaco27. April 2024
10Berlin I 11. Mai 2024
11Berlin II 12. Mai 2024
12Shanghai I 25. Mai 2024
13Shanghai II 26. Mai 2024
14Portland I 29. Juni 2024
15Portland II 30. Juni 2024
16London I 20. Juli 2024
17London II 21. Juli 2024