Red Bull Racing steht vor einer neuen Zeitrechnung. Noch drei Rennen wird Sebastian Vettel für den britischen-österreichischen Rennstall absolvieren, mit dem er je vier Fahrer- und Konstrukteurstitel gewann, ehe er sich einer neuen Herausforderung zuwendet, die aller Voraussicht nach bei Ferrari liegen wird.

Obwohl Vettel das Team sechs Jahre lang anführte, glaubt Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz nicht, dass der Heppenheimer ein Vakuum hinterlässt, denn Daniel Ricciardo wird laut dem Österreicher in der Lage sein, die Leader-Rolle zu übernehmen. Der 25-Jährige feierte in dieser Saison bereits drei Siege und hatte Vettel zumeist im Griff.

"Hätten wir keinen 'Team-Leader', würde die Situation etwas anders aussehen, aber wir wussten, Daniel würde in diese Fußstapfen treten können, was die Dinge viel einfacher machte", sagte Mateschitz gegenüber der australischen Zeitung The Age. "Wir wussten immer, dass er in jedermanns Fußstapfen treten kann."

Gleichbehandlung garantiert

Vettels Cockpit bei Red Bull übernimmt 2015 Daniil Kvyat, der momentan seine Rookie-Saison bei Toro Rosso bestreitet. Mateschitz hält viel von dem russischen Jungspund und betonte, dass das Team weiterhin keinen Piloten bevorzugen werde. "Unsere Fahrer werden immer gleich behandelt", so der Österreicher. "Der einzige Unterschied zwischen Daniel und Daniil wird im nächsten Jahr die Erfahrung sein."

Coulthard schwärmt von Ricciardo

Einer von Ricciardos und Kvyats Vorgängern bei Red Bull ist David Coulthard, der die ersten Rennen in der Geschichte des Teams bestritt. Der Schotte hatte von Ricciardo schon zu Toro-Rosso-Zeiten einen guten Eindruck, den er nun bestätigt sieht. "Ich hatte das Gefühl, dass Daniel gut ist. Das konnte man anhand seiner Qualifying-Performance sehen", betonte Coulthard. Während er selbst in seiner langen Karriere im Zeittraining nie konstant war, sei es Ricciardo gelungen, seinen damaligen Teamkollegen Jean-Eric Vergne stets im Griff zu haben. "Vermutlich hat er deshalb die Chance [bei Red Bull] bekommen."

Von Ricciardos Vorstellungen in diesem Jahr ist Coulthard begeistert, wobei es ihm vor allem das Überholmanöver des Australiers gegen Vettel in Monza vor der zweiten Schikane angetan hat. "Er fuhr zuerst rechts und ist dann links vorbeigegangen. Wäre ich er gewesen, wäre ich links gefahren, hätte die Vorderreifen blockiert und wäre dann rechts gecrasht", lachte der nunmehrige TV-Experte. "Aber irgendwie war er in der Lage, das Auto zu stoppen und einen vierfachen Weltmeister zu überholen - das macht einen herausragenden Rennfahrer aus."

Ricciardo stiehlt Vettel regelmäßig die Show, Foto: Red Bull
Ricciardo stiehlt Vettel regelmäßig die Show, Foto: Red Bull

Was das nächste Jahr betrifft, ist Coulthard gespannt, wie es Ricciardo in seiner neuen Rolle ergehen wird. "Bisher konnte er eine Spur zurück sein und es war okay, aber jetzt ist er der Team-Leader. Es geht darum, wie man mit dem Druck der Erwartung umgeht", weiß der Schotte. "Wenn es keine wirklichen Erwartungen gibt, gibt es keinen Druck. Wenn die Leute dich aber plötzlich als denjenigen sehen, der Leistung bringen muss, ist es eine ganz andere Sache."

Um sein Ex-Team macht sich Coulthard angesichts der Verpflichtung von Kvyat trotz des Abgangs von Vettel keine Sorgen. "Red Bull fühlt sich einerseits enttäuscht, dass Sebastian geht, aber andererseits ziemlich sicher, weil sie zwei sehr gute Jungs haben", sieht der 43-Jährige auf den erfolgsverwöhnten Rennstall keine harten Zeiten zukommen.