Selten war Dominanz spannender: Mercedes hat sich in der neuen Saison zwar zum neuen Red Bull gemausert, doch die Silberpfeile liefern beste Unterhaltung. Vorhang auf für Nico Rosberg und Lewis Hamilton, die zuletzt in Bahrain für eines der besten Duelle der vergangenen Jahre sorgten. An diesem Wochenende geht die Show in China weiter und die meisten Beobachter sind sich einig: Mercedes gibt auch in Shanghai den Ton an. Der nächste teaminterne Fight um die Spitze bahnt sich an.

"Wahrscheinlich wird das Duell hier wieder stattfinden", sagte Rosberg am Donnerstag mit großer Zuversicht auf weitere Erfolge. "Aber das ist doch cool, denn das war gutes Racing - an diesem Wochenende aber hoffentlich mit einem anderen Ende." In Bahrain musste sich Rosberg seinem Teamkollegen nach rundenlangen Kämpfen knapp geschlagen werden. Nun wäre es wieder einmal an der Zeit für einen eigenen Sieg. Rosberg scherzte: "Ich hoffe, dass es überhaupt kein Duell gibt und ich easy vorn weg fahren kann."

Nächstes Silberpfeil-Duell erwartet

Da wird Hamilton, der mit 2 zu 1 Siegen gegen Rosberg führt, allerdings ein Wörtchen mitreden wollen. "Ich erwarte, dass es wieder ein harter Kampf wird", kündigte auch Rosberg an. Damit dem Mercedes-Kommandostand nicht wieder kollektiv das Herz in die Hose rutscht, soll es an diesem Donnerstag eine Videoanalyse zu den Geschehnissen in Bahrain geben. "Das ist aber nichts Außergewöhnliches, sondern wichtig, dass man als Team solche Ereignisse noch einmal durchgeht", schob der 28-Jährige jeglichen Gerüchten, dass es zwischen ihm und Hamilton Ärger gebe, einen Riegel vor.

Ein solches Videoprotokoll gebe es nach jedem Rennen. Zusammen mit dem Team werden einzelne Szenen des Wochenendes besprochen und nach möglichen Verbesserungen gesucht. Die Analyse diene laut Rosberg aber nicht dazu, künftig solch harte Duelle wie in Bahrain zu vermeiden. Rosberg: "Man diskutiert, wie man es in Zukunft machen kann: Lassen wir alles beim Alten, würden wir es wieder so machen und ob man die Jungs Vollgas fahren lässt."

Eng, enger, Mercedes: Hamilton und Rosberg schenkten sich nichts, Foto: Sutton
Eng, enger, Mercedes: Hamilton und Rosberg schenkten sich nichts, Foto: Sutton

Das Gewürz in der Sauce

Nach seinem zweiten Platz in Bahrain war Rosberg nicht allzu glücklich, lieber wäre er natürlich als Sieger aus dem Sternen-Kampf hervorgegangen. Gewisse Medien deuteten Rosbergs Gefühlsregungen als Zeichen, dass es zwischen ihm und Hamilton Spannungen gebe. Rosberg selbst dementierte. "Es ist ganz normal, dass Medien versuchen, das Gewürz in der Sauce zu finden", wie er es ausdrückte. "Auch die anderen Teams werden versuchen, dieses Gewürz zu pushen, um uns potenziell ein bisschen zu schwächen. Aber wir sind dagegen gerüstet, wir sind ein starker Kern und als Team zusammengeschweißt."

Rosberg machte sich keine Sorgen, dass es auf und abseits der Strecke zwischen den beiden Silberpfeilen knallt. Schließlich hätten sich die beiden Piloten schon seit gemeinsamen Kartzeiten harte Duelle geliefert. "Es war nicht das erste Mal, dass es eng wurde", so Rosberg. "Die Diskussionen können intensiv sein, aber wir haben den nötigen Respekt voreinander und ich denke, dass es so auch in Zukunft läuft."

Hamilton gewann in Bahrain auf der letzten Rille, Foto: Sutton
Hamilton gewann in Bahrain auf der letzten Rille, Foto: Sutton

Rosberg siegesgewiss

Respekt ja - aber auch nicht zu viel. Nie standen Rosbergs Chancen besser, nach der Weltmeisterschaft greifen zu können. Der Mercedes F1 W05 ist eine Macht und Rosberg ist klar, dass gerade die Punkte aus den ersten Rennen entscheidend sein können. "Ich weiß, dass ich hier gewinnen kann", sagte der WM-Leader. "Ich werde versuchen, die Führung in China auszubauen. Ich muss versuchen, jedes Rennen zu gewinnen."

Sollte Rosberg das dieses Wochenende in China - wo er vor zwei Jahren seinen ersten F1-Sieg gefeiert hatte - gelingen, wäre es sein fünfter GP-Erfolg; damit würde er mit Papa Keke in der ewigen Siegerliste gleichziehen. Ein besonderes Erlebnis, sollte es denn so kommen? "Ich ziehe da keinen Vergleich, oder bin besonders happy", antwortete Rosberg Junior nach sorgfältiger Überlegung. "Man kann das nicht vergleichen, das sind ganz andere Zeiten."