Die Prognosen vor dem vierten Rennen der Saison sind klar: Mercedes AMG ist der Top-Favorit beim China GP auf dem Shanghai International Circuit. Wie auch beim vergangenen Lauf in Bahrain ist ein Gigantenduell auf Biegen und Brechen zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg nicht auszuschließen.

Die Mercedes-Kundenteams Force India, Williams und auch McLaren dürfen sich jedoch ebenfalls allesamt Hoffnungen auf starke Resultate im Reich der Mitte machen. Red Bull ist nach einer Mini-Renaissance eine mögliche Unbekannte im Kampf um das Treppchen. Ferrari hingegen blickt nur wenige Tage nach der Trennung von Teamchef Stefano Domenicali einem weiteren schwierigen Wochenende entgegen.

Streckenlayout wie geschaffen für Mercedes Power Unit

Wie bereits in Malaysia und Bahrain kommt vor allem den beiden Werks-Mercedes der Kurs vor den Toren der chinesischen Metropole Shanghai extrem entgegen. Die längste Gerade des Formel-1-Kalenders, die lange Start-und-Ziel-Gerade sowie zwei weitere kürzere Vollgasstücke sollten auch am Wochenende wieder fest in silberner Hand liegen. Ebenfalls profitiert der F1W05 mit seiner überlegenen Traktion in fünf extrem langsamen Kurven, die gut verteilt über die gesamte Runde liegen.

Im Vorjahr belegte Lewis Hamilton in China Rang drei, Foto: Sutton
Im Vorjahr belegte Lewis Hamilton in China Rang drei, Foto: Sutton

Fast ausschließlich im mittleren Sektor finden sich schnelle und flüssige Kurven, sodass der einzige Vorteil Red Bulls hinsichtlich der Aerodynamik deutlich minimiert wird. Force India und Williams, die in Bahrain Stärke demonstrierten, dürften auch in China wieder voll vom Mercedes-Antrieb und ihrem stimmigen Gesamtpaket profitieren. McLaren offenbarte jedoch sowohl in Malaysia als auch in Bahrain Aufholbedarf und wird sich besonders strecken müssen.

Besonderheiten des Kurses

Neben der längsten Geraden im Kalender, die traditionell viele Überholmanöver ermöglicht, ist der Shanghai International Circuit vor allem für die berüchtigte 'Schneckenkurve' bekannt. Diese Rechtskurve beginnt am Ende der Start-und-Ziel-Geraden und zieht sich für die Fahrer nahezu endlos hin auf einen 'blinden' Scheitelpunkt zu. Wie auch die fünf extrem langsamen Knicke des Kurses bietet diese mittelschnelle Biegung eine gute Chance, die Energiespeicher der Rennwagen über die MGU-K effektiv zu beladen.

Durch den hohen Vollgasanteil mit den beiden Geraden und den weiteren beiden kürzeren Beschleunigungsstücken läuft der Hauptenergiebezug für die Batterie der hybriden Boliden jedoch über die MGU-H. Da eine Runde in Shanghai zu knapp 80% aus Kurven besteht, wählen die Teams traditionell ein Setup mit hohem Abtrieb. Durch die um rund ein Fünftel verringerte Abtriebsleistung der neuen Turboboliden sollte sich die Tendenz noch verstärken.

Die extrem lange Boxengasse in China kostet pro Stopp eine Menge Zeit, Foto: Sutton
Die extrem lange Boxengasse in China kostet pro Stopp eine Menge Zeit, Foto: Sutton

Entgegen der vorherigen Rennen könnte in Shanghai die Reifenstrategie eine deutlich größere Rolle spielen. Obwohl der Kurs traditionell eher zu den 'Reifenfressern' gehört, bringt Pirelli die Varianten 'medium' und 'soft' für das China-Wochenende an die Strecke. Die Wahrscheinlichkeit verschiedener Anzahlen von Boxenstopps ist somit hoch und die Teams müssen sich die Frage stellen, ob sie mit aggressiver Strategie und eventuell einem Stopp mehr eventuell besser beraten sind. Als problematisch erweist sich dabei jedoch seit jeher die lange und extrem zeitraubende Boxengasse, die den ein oder anderen geplanten 'Mehr-Stopper' doch abschrecken könnte.

Wetter als Spannungselement?

Das Wetter in Shanghai offenbarte sich bei den bisherigen Grand Prix bisher als konstant inkonstant. Sonnenschein, Monsunregen, Mischverhältnisse, heiße und extrem kühle Temperaturen warteten bei den bis dato zehn Ausgaben des Großen Preises von China bereits auf das Feld der Formel 1. So kann das Wetter zwar zu einer möglichen entscheidenden Komponente werden, jedoch sollten durch Strecke, Strategie und Kräfteverhältnisse im Feld bereits genug Zutaten für ein weiteres spannendes Rennen vorhanden sein. Ein Spektakel wie in Bahrain ist also mit Sicherheit nicht ausgeschlossen.