So endet also Kimi Räikkönens zweijährige Zeit bei Lotus: Der Finne unterzieht sich am kommenden Donnerstag einer Rücken-OP in Salzburg und verpasst somit die letzten beiden Saisonrennen in Austin und Brasilien. Dass der Finne seit vielen Jahren an Rückenbeschwerden leidet, ist spätestens seit dem Rennwochenende in Singapur kein Geheimnis mehr. Eigentlich hieß es aber, dass er sich nach dem Saisonende einem kleinen Eingriff unterziehen wolle. Ein vorzeitiges Saison-Aus wegen seiner Schmerzen stand nicht zur Debatte. Am vergangenen Wochenende in Abu Dhabi bekam der Krimi um Kimi jedoch eine neue Wendung. Wegen ausstehender Gehaltszahlungen drohte der frühere Weltmeister mit einem Renn-Boykott.
Nun kann man nicht einfach sagen, dass Räikkönen Lotus tatsächlich wegen der finanziellen Schwierigkeiten boykottiert, aber hinter dem spontanen OP-Eingriff stehen doch einige Fragezeichen. Wusste Lotus, dass Räikkönen am Donnerstag ins Krankenhaus geht statt nach Texas zu reisen? Die Meldung über Räikkönens Saison-Aus kam nicht vom Team selbst, sondern von dessen Manager Steve Robertson über eine finnische Zeitung. Sollte solch eine - wie es heißt, Breaking News - nicht eigentlich vom Team selbst kommen? Gerade auch, weil Enstone in Sachen PR ganz vorn mitspielt... Dem Räikkönen-Tross fiel schließlich sicherlich nicht spontan am Wochenende ein, dass Räikkönen sich unters Messer legen soll. Ein solcher Termin bedarf gewöhnlich einer gewissen Anlaufzeit.
Somit wirft das Räikkönen-Aus automatisch wieder die Frage nach dem Finanziellen auf. Räikkönens Vertrag beinhaltet einen beträchtlichen Erfolgs-Bonus. Heißt: Hätte er bei den letzten beiden Rennen wieder gut gepunktet, hätte Lotus noch tiefer in die sowieso schon leeren Taschen greifen müssen. Angeblich war die Sache dank des Quantum-Deals in trockenen Tüchern, der Groß-Investor versicherte, dass Räikkönen sein Geld bekomme. Allerdings warten wir noch immer auf eine offizielle Bestätigung seitens Lotus, dass das Geschäft - Quantum will 35 Prozent am Lotus F1 Team kaufen - auch wirklich geklappt hat. Teamchef Eric Boullier schien in Abu Dhabi etwas überrumpelt, äußerte sich kaum zu dieser immens wichtigen Angelegenheit, die die Zukunft des Teams aus Enstone sichern soll.
Boullier sagte lediglich, dass er auf eine möglichst baldige Einigung hoffe, gab als möglichen Termin Dienstag vergangener Woche an. Doch passiert ist bislang nichts. Nun könnte man also spekulieren, dass Räikkönens Renn-Absage doch etwas mit den finanziellen Problemen seines Noch -Arbeitgebers zu tun hat. Ganz von der Hand zu weisen ist es bei dieser Vorgeschichte sicherlich nicht, Räikkönen soll angeblich noch Anspruch auf 10 Millionen Euro Gehalt haben. Die zaubert auch kein Investor mal eben so aus dem Hut.
Selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte und Quantum zahlt, schwingt doch ein fader Beigeschmack mit. Schade eigentlich, Räikkönens Comeback war - auch dank Lotus - war nicht nur ein absolutes Highlight, sondern auch von Erfolg gekrönt. Wer hätte vor zwei Jahren schon gedacht, dass der schnelle Finne konstant um Podiumsplatzierungen und zeitweise sogar den Titel mitfährt? Dass es nun so endet - aus welchem Grund auch immer - gehört nicht zu den schönen Kapiteln in der Geschichte des Kimi R.
diese Formel 1 Redaktion