Honda erfreut sich in der zweiten Saisonhälfte der MotoGP-Saison 2025 an einem klaren Aufwärtstrend. Mit einem neuen Chassis und weiteren Updates an der RC213V gelangen zuletzt sogar Podestplätze durch Joan Mir, auch wenn dieser dafür hohes Sturzrisiko in Kauf nimmt. Nur an einem scheint diese Entwicklung vorbeizugehen. Ausgerechnet der Mann, der seit seinem Wechsel zu den Japanern als Speerspitze auftrat, ist in ein Formtief gefallen. Die Leiden des Johann Zarco.
Johann Zarcos Formkrise: MotoGP-Punkteausbeute bricht ein
Der LCR-Honda-Pilot hatte seit seinem Wechsel 2024 durchweg überzeugt. In der ersten Saison holte er mehr Punkte als beide Werkspiloten zusammen und auch 2025 legte er los wie die Feuerwehr. Der Sieg im Regen von Le Mans und der zweite Platz dank richtiger Reifenwahl in Silverstone waren die Highlights der bisherigen Honda-Saison. Aber da standen auch noch weitere sehr gute Ergebnisse zu Buche. Nach sieben Rennwochenenden hatte der Franzose bereits 97 Punkte auf dem Konto und lag damit in der Fahrer-WM sogar unter den ersten fünf.
Doch danach folgte ein heftiger Einbruch. An den folgenden 13 Rennwochenenden hat Zarco gerade einmal noch 37 Zähler einfahren können. Auch wenn die Ausnahme-Ergebnisse in Frankreich und England den Schnitt unrealistisch nach oben trieben, so kann der Absturz von etwa 13 auf weniger als drei Punkte pro Wochenende nicht mehr nur durch den Wegfall glücklicher Umstände erklärt werden.
Zunächst ging diese Flaute mit einem allgemeinen Tief von Honda im Sommer einher, doch danach haben die Japaner noch einmal ordentlich nachgerüstet. Ein neues Chassis und weitere Updates brachten sichtbare Fortschritte. Seit der Sommerpause punktet Luca Marini wie am Fließband und Joan Mir erhöht sein Konto trotz zahlreicher Stürze mit den bereits erwähnten Highlights. Zarco hat im Vergleich keine Chance mehr. Im Folgenden haben wir den Kontrast zu den Werksfahrern in der Statistik:
Hondas MotoGP-Piloten: Die Punktebilanz vor und nach der Sommerpause
| Fahrer | Bis zur Sommerpause | Nach der Sommerpause | Gesamtpunkte |
|---|---|---|---|
| Johann Zarco | 109 | 25 | 134 |
| Luca Marini | 52 | 76 | 128 |
| Joan Mir | 32 | 61 | 93 |
Und so läuft Zarco sogar noch Gefahr, seinen Rang als bestplatzierter Honda-Fahrer trotz der überragenden Podestplätze vom Saisonbeginn noch zu verlieren. Viele Stürze und ein einziger Platz unter den ersten zehn seit Silverstone: Die Nummer 5 ist auf der Strecke kaum wiederzuerkennen. Im Interview gilt das aber nicht, denn der 35-Jährige sucht, wie von ihm gewohnt, keine Ausreden: "Die Lage bei Honda ist eindeutig viel besser als vor einem Jahr. Wenn ich dieses Bike gut fahre, dann sind die Top fünf möglich. Ich spüre, dass ich momentan einfach nicht gut fahre. Ich versuche mich also aus harten Zeiten herauszuarbeiten, aber das Podium von Mir [in Malaysia, Anm. d. Red.] beweist doch, dass dieses Motorrad unter den besten fünf landen kann."

Hondas erfolgreiche Updates entwickeln sich zum Stolperstein für Johann Zarco
Das Problem erscheint auf den ersten Blick paradox: Seitdem Honda sein Bike verbessert hat, kommt Zarco damit nicht mehr zurecht. "Ich kann nicht mehr einlenken. Ich fahre in die Kurve und wenn ich dann dieselbe Geschwindigkeit wie die anderen [Honda-Fahrer] halten möchte, ist es mir unmöglich. Ich muss dann rausnehmen", erklärt er sein größtes Defizit.
Fahrbarkeit und das richtige Gespür sind oftmals wichtiger als reines Potential. Genau dieses Phänomen erlebt Zarco derzeit: "Auf diesem Motorrad ist es kein Spaß, wenn du das Vertrauen verlierst. Ich hoffe, dass ich dieses schmale Setup-Fenster wiederfinden kann, um endlich wieder das Fahren zu genießen. Ich spüre, dass ich nicht auf natürliche Art und Weise fahre. Ich kann attackieren und auch ein gutes Qualifying erreichen. Aber wenn das nicht natürlich passiert, dann gerätst du auf abgefahrenen Reifen [im Verlauf des Rennens, Anm. d. Red.] in die Situation, wo du mehr mit dem Motorrad kämpfst, als es zu kontrollieren."

Tatsächlich galt eigentlich das Rennen und das Haushalten mit den Reifen als die beste Disziplin Zarcos. Seit den Updates wird nun aber der Rückwärtsgang am Sonntag eingelegt. Der Malaysia GP war ein gutes Beispiel. Von Rang acht aus losgefahren, mühte er sich am Ende noch als Zwölfter ins Ziel. Dabei wurde er von einigen Piloten geschluckt, die von deutlich weiter hinten ins Rennen gegangen waren. Ernüchterung war die Folge: "Ich bin ein wenig enttäuscht, aber ich werde insgesamt alle nötigen Schritte durchgehen müssen, um in Zukunft wieder ein gutes Resultat zu erreichen."
Jäger des verlorenen Arbeitsfensters: Zarco will offen für Veränderung sein
Diese anvisierten Schritte liegen bei ihm selbst. Honda wird sein Motorrad angesichts der klaren Fortschritte der Werkspiloten nicht auf einen alten Stand zurückschrauben, sondern in Zukunft wohl nur noch mehr in diese Richtung weiterentwickeln. Joan Mir soll nun als Vorbild dienen: "Ich fuhr hinter ihm her und war sehr beeindruckt, wie er seinen Fahrstil umgestellt hat. Mit diesem neuen Paket fühlt er sich sehr wohl. Jetzt muss auch ich eine Lösung für das neue Paket finden."

Eineinhalb Jahre lang rätselten die anderen Honda-Fahrer, wie Zarco auf diesem schwachen Motorrad so schnell sein konnte. Nun hat sich die Lage um 180 Grad gedreht. Der Franzose muss akzeptieren, dass sein altes Erfolgsrezept ein Ablaufdatum hatte: "Lange Zeit habe ich daran nicht arbeiten können und auch mein Basis-Setup bei Honda hat auf diesem neuen Paket nicht mehr funktioniert, das haben wir bei mehreren Rennen probiert. Ich muss also offen dafür sein, das Motorrad anders abzustimmen und auch einen anderen Fahrstil anzuwenden." Im Zuge der Testfahrten für das Jahr 2026 dürfte er zu dieser Arbeit Gelegenheit haben.
Während Zarco schon lange dabei ist, darf Nicolo Bulega bald sein Debüt in der Königsklasse geben. Der Superbike-Star überzeugte bei einem ersten Test in Jerez und ist nun als Ersatz für Marc Marquez bei Ducati bestätigt:



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