Ach ja, die GOAT-Debatte. Nichts beschäftigt Sportfans in den Bars dieser Welt heutzutage wohl mehr als die Frage nach dem 'Greatest of all time', also nach dem Besten aller Zeiten. In jeder Sportart wird nach ihm gesucht. Im Fußball wird zwischen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo gestritten, im Basketball erhitzen Michael Jordan, Kobe Bryant und LeBron James die Gemüter. Im Tennis wird zwischen Rafael Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic debattiert, in der Formel 1 zwischen Michael Schumacher, Lewis Hamilton und Ayrton Senna. Jedes Fanlager sieht den eigenen Liebling vorne. So auch in der MotoGP. Valentino Rossi oder doch Marc Marquez? Eine klare Antwort gab es bislang nicht, doch das änderte sich am Sonntag in Motegi.
Dort machte, wie ihr sicher alle mitbekommen habt, Marquez seinen siebten MotoGP-Titel und seinen neunten WM-Titel in Summe klar. Ein zweiter Platz im Japan-GP genügte, um den Vorsprung in der Weltmeisterschaft auf Bruder Alex auf 201 Punkte auszubauen. Nachdem die Titelentscheidung in der MotoGP zuletzt dreimal in Folge erst beim Saisonfinale fiel, ist der Ducati-Star damit fast schon unglaubliche fünf Grands Prix vor Schluss nicht mehr einzuholen und nach Titeln jetzt mit Rossi, seiner alten Nemesis, gleichgezogen.
Marc Marquez vs. Valentino Rossi: Duell zweier Superstars
Sofort entbrannte im Netz und sicher auch im ein oder anderen heimischen Wohn-/Schlafzimmer - für Barbesuche war es zumindest in Europa ja noch etwas früh - wieder die GOAT-Debatte. Ist Marquez jetzt der Größte aller Zeiten oder ist es doch noch Rossi? Die Statistikbücher wurden rausgeholt, Vergleiche aufgestellt. Und dort zeichnete sich ein klares Bild: Marquez liegt nur nach Pole Positions vorne, Rossi bringt es auf mehr Siege und auf mehr Podestplatzierungen. Also muss der 'Doktor' noch der GOAT der MotoGP sein, oder? Nein, eben nicht!
Ja, Valentino Rossi hat die Zahlen (noch) auf seiner Seite und auch den Sport abseits der Strecke massivst geprägt, ihn mit seiner charismatischen und polarisierenden Art einst auf ein völlig neues Level gehievt. Marc Marquez hat das nicht geschafft, musste er aber auch nicht. Denn Rossi hatte das Fundament ja schon gelegt, Marquez konnte sich ab dem Zeitpunkt seines MotoGP-Debüts im Frühjahr 2013 auf das Wesentliche konzentrieren: Das Rennfahren. Und hier hat er die Königsklasse geprägt wie kein Anderer. Er implementierte einen völlig neuen Fahrstil, schrieb die Gesetze der Physik mit seinen inzwischen weltweit bekannten 'Supersaves' neu und zeigte 2025 mit geschundenem Körper nochmal eindrucksvoll, dass er seinen Kontrahenten auch im Kopf um Welten voraus ist.

Kopfrechnen bei weit über 300 km/h? Überhaupt kein Problem! Die Nummer 93 liest Rennen wie kein Anderer, kann sich in Sekundenbruchteilen an neue Streckenbedingungen anpassen. Ja, die Vorsprünge bei der Zielankunft sind 2025 kleiner geworden, aber das ist gewollt. Marquez dominiert Rennen heutzutage auf andere Art und Weise als früher, hat stets noch Reserven im Tank. Und wenn er sie braucht, kann er sie jederzeit abrufen. Das zeigte sich in den letzten Monaten am Sachsenring, in Spielberg, am Balaton Park oder auch in Misano zur Genüge. Nicht ohne Grund war dieser Marquez 15 Rennen in Folge nicht zu bezwingen. Ein taktisches Genie eben.
Marc Marquez schafft, was Valentino Rossi nicht gelang
Der Titelgewinn 2025 ist die logische und verdiente Folge. Und Marquez hat damit geschafft, woran Rossi gescheitert ist: Das Comeback nach einer schweren, die Karriere bedrohenden Verletzung. Rossi schaffte es nach Mugello 2010 nie mehr zurück auf den Thron, konnte nur noch selten an alte Glanzzeiten erinnern. Nur 2015 kam der 'Doktor' dem WM-Titel nochmal nahe - allerdings nicht aufgrund seines rohen Speeds, sondern nur dank besserer Konstanz als WM-Rivale Jorge Lorenzo. Manch einer könnte nun sagen, dass Rossi damals ausgerechnet durch Marquez an seinem zehnten Titelgewinn gescheitert ist [Stichwort: Sepang-Clash, Anm.], doch das stimmt einfach nicht. Die Wahrheit ist: Rossi scheiterte damals nur an sich selbst. Er hatte sich mit seiner psychologischen Kriegsführung in etwas hineingesteigert, was ursprünglich gar nicht da war. Marquez hatte das 2025 nicht nötig. Er ließ in den zurückliegenden neun Monaten Taten auf der Strecke für sich sprechen.
Vor dem Saisonstart hatten wir alle noch gerätselt, ob die letzten Titelträger um Francesco Bagnaia, Jorge Martin und Co. nur Lückenfüller waren. Jetzt haben wir eindrucksvoll unsere Antwort erhalten. Ohne die schwere Verletzung aus Jerez und den beispiellosen Absturz von Honda hätte Marquez seine Rivalen wohl in jedem WM-Kampf in Grund und Boden gefahren, wäre heute womöglich schon ein 14-facher Weltmeister. Damit wäre er dann auch zahlenmäßig der Beste aller Zeiten. Noch fehlen ihm dazu ein paar Siege, Podien und Titel, aber die werden wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und spätestens dann kann es keine Diskussion mehr geben: Marc Marquez ist der unbestrittene GOAT der MotoGP!
Stimmt ihr zu: Ist Marc Marquez der beste MotoGP-Fahrer aller Zeiten? Oder seht ihr doch noch einen anderen Fahrer vorn? Wenn ja, warum? Sagt uns eure Meinung unbedingt in den Kommentaren!



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