2020 stand Joan Mir auf dem MotoGP-Olymp. Er hatte in seiner erst zweiten Saison in der Königsklasse den Weltmeistertitel gewonnen. Mit gerade einmal 23 Jahren schien ihm noch eine große Karriere bevorzustehen. Doch die folgenden Jahre sollten eine dramatische Wende in der Laufbahn des Joan Mir bereithalten.

Suzuki steigt aus, Joan Mir stürzt ab

Nach einer weiteren starken Saison 2021, in der Mir Dritter der Gesamtwertung wurde, folgte Anfang 2022 der Schock. Sein Arbeitgeber Suzuki gab bekannt, die MotoGP mit Jahresende zu verlassen. Von seiner geliebten GSX-RR ging es auf die damals absolut nicht mehr konkurrenzfähige Honda RC213V - mit dramatischen Folgen für Mirs Karriere.

Valencia 2020: Joan Mir ist MotoGP-Weltmeister, Foto: MotoGP.com
Valencia 2020: Joan Mir ist MotoGP-Weltmeister, Foto: MotoGP.com

Er stürzte 2023 auf den 22. Rang der Fahrer-Weltmeisterschaft ab, 2024 lief es mit Platz 21 kaum besser. In den 40 Grands Prix dieser beiden Jahre schaffte er es lediglich 15-mal ins Ziel. 19-mal kam er zu Sturz, in sechs Rennen konnte er verletzungsbedingt gar nicht erst starten. Auch in der laufenden Saison ist Mirs Ausfallquote dramatisch: In zehn der bislang 17 Grands Prix sah er die Zielflagge nicht.

Joan Mir: Der MotoGP-Pechvogel 2025

Oft lag die Schuld dabei aber nicht bei Mir selbst. Er wurde häufig Opfer von Fehlern anderer Fahrer. Seine Pace mit der mittlerweile deutlich verbesserten Honda konnte sich immer wieder sehen lassen. Am Wochenende in Motegi schlug sich das endlich auch in zählbaren Erfolgserlebnissen wieder. Im Sprint wurde Mir Vierter, im Grand Prix stand er als Dritter sogar auf dem Podium. "Dass ich an diesem Wochenende stark war, hat mich nicht überrascht, auch wenn ich mit dem Podium nicht gerechnet hätte. Schon in Misano war ich am Freitag gut unterwegs, konnte das dann aber aufgrund meiner Verletzung nicht umsetzen. Ich Brünn war ich vorne mit dabei, aber auch da konnte ich kein gutes Resultat einfahren (Mir wurde von Alex Marquez abgeräumt, Anm.). Wir haben einfach ein bisschen Glück gebraucht."

Joan Mir jubelt mit seinem Team über Platz drei in Motegi
Joan Mir und sein Honda-Team hatten in Motegi Grund zum Feiern, Foto: Honda

Mit diesem Quäntchen Glück fuhr Mir zu seinem ersten Podium seit dem Algarve-Grand-Prix am 7. November 2021. Auch für das Honda-Werksteam endete eine lange Durststrecke: Sie durften erstmals seit Motegi 2023 wieder über eine Podestplatzierung jubeln. "Es war eine sehr schwierige Zeit für mich", gestand Mir. "Nach dem Wechsel zu Honda sind gute Resultate lange völlig ausgeblieben. Ich hatte damals nicht damit gerechnet, dass das so lange dauern würde. Da kann man sich ja vorstellen, wie gut dieses Podium jetzt schmeckt. Ich habe jede Runde dieses Rennens genossen. So lange konnte ich nicht gegen diese Fahrer kämpfen. Ich freue mich auch extrem für das Team. Sie verdienen das so sehr. Dass uns dieses Podium dann auch noch in Japan gelungen ist - einen besseren Ort kann es nicht geben."

Podium in Motegi: Mir antwortet Kritikern

Für Mir war das Podium von Motegi auch ein klares Signal an jene 'Fans', die in seiner Krise kein gutes Haar an ihm ließen: "Für die Leute ist es einfach, auf ihren Smartphones irgendeine Scheiße zu schreiben, die niemandem hilft. Aber dagegen kann man nichts machen: Wir Fahrer stehen in der Öffentlichkeit und sind somit eben auch Kritikern und Hatern ausgesetzt. Das hat aber keinen Einfluss auf mein Leben. Ich weiß, was ich erreicht habe. Und Menschen, die sich in diesem Sport auskennen, wissen das auch zu schätzen. Ich bin wegen diesem Rennen nicht überragend und ich war wegen den letzten Monaten kein Versager."