Eigentlich war es klar, dass es so kommen würde, oder? Bestzeit in allen drei Trainings, Pole Position im Qualifying, Sieg im Sprint, Bestzeit im Warm Up und schließlich auch der Rennsieg im Grand Prix. Marc Marquez legte im Motorland von Aragon schlicht ein perfektes MotoGP -Wochenende an den Tag - als erster Fahrer seit sich selbst am Sachsenring 2015. Mehr ging nicht, sollte man also meinen. Doch in Wahrheit hatte Marquez in Aragon sogar noch dominanter agieren können, der spanische Superstar entschied sich nur bewusst zu einer anderen, zurückhaltenden Herangehensweise.
Austin im Hinterkopf: Marc Marquez nur auf Fehlervermeidung aus
"Das war ein perfektes Wochenende, ich habe alle Sessions angeführt. Aber ich war auch von Anfang an sehr konzentiert. Denn wenn ich Weltmeister werden will, kann ich es mir nicht erlauben, wie in Austin auf dumme Art und Weise Punkte zu verlieren", erinnerte Marquez auf der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz sofort an den Amerika-GP Ende März. Auch damals hatte er das komplette Wochenende dominiert und den Rennsieg eigentlich schon sicher, ehe er in Folge einer Unachtsamkeit zu Sturz kam und die Heimreise nach Europa ohne Punkte aus dem Sonntagsrennen antreten musste. Die Folge war, dass Bruder Alex Marquez die WM-Führung übernahm.
In Katar stellte Marc Marquez die vermeinlicht korrekte Hackordnung in der Weltmeisterschaft schnell wieder her, verlor die WM-Führung nach einem weiteren Patzer in Jerez aber gleich nochmal, ehe er sie in Le Mans mühsam zurückeroberte. Dass er Aragon als WM-Leader verlassen würde, hatte der Mann aus Cervera zwar schon mit seinem Sprintsieg am Samstag sichergestellt [Alex Marquez lag 27 Punkte zurück, Anm.], doch weitere Fehler wollte er unbedingt vermeiden.
Seine Überlegenheit spielte der Ducati-Star im Motorland daher nie zur Gänze aus. "Ich habe im FP1 gut vorgelegt, war fast eine Sekunde schneller als der Zweite. Dieses Niveau habe ich dann einfach das restliche Wochenende über gehalten und versucht, mit weniger Risiko gleich schnell zu bleiben", beschrieb Marquez seine Taktik für den Aragon-GP. Seine Rivalen kamen dadurch mit jeder Session näher heran, im Warm Up fehlten Bruder Alex etwa nur noch 0,019 Sekunden oder Pedro Acosta 0,087 Sekunden. Aber die Startnummer 93 ließ ihre Kontrahenten eben auch nur so nahe kommen, wie sie wollte.
Zeichen der Marquez-Überlegenheit: Rekordrunde kurz vor Schluss!
Dass noch deutlich mehr möglich gewesen wäre, verdeutlichte Marquez am Rennende eindrucksvoll. Im drittletzten Umlauf zauberte er in 1:46.705 Minuten nochmal eine schnellste Runde aus dem Hut - die schnellste in Aragon jemals gedrehte Rennrunde um genau zu sein, und das drei Runden vor Schluss. Ein Zeichen der eigenen Stärke? Nein. Vielmehr Taktik, um konzentriert zu bleiben: "Sechs oder sieben Runden vor Schluss habe ich angefangen, an Austin zu denken. Ich fragte mich, wie ich eine Wiederholung verhindern könnte? Da habe ich einfach die schnellste Runde gefahren! So war ich wieder im Modus und konnte die letzten Runden nach Hause gleiten."

"Er ist ein unglaublicher Fahrer, unglaublich professionell", lobte Ducati-Teammanager Davide Tardozzi daher völlig zurecht im Interview bei 'After the Flag'. Er habe in den letzten Tagen viel mit seinem Schützling über die Fehler aus Austin oder Jerez gesprochen, um etwaige Patzer künftig zu vermeinden. Offenbar mit Erfolg: "Marc hat sich hervorragend entwickelt. Er gerät nicht mehr in Eile, übernimmt sich nicht. Er wartet einfach, bis er sich wohl fühlt und zieht dann davon. Er ist den Rundenrekord gefahren und hat gewonnen. Das ist alles nur eine Frage der Konzentration."
In der Weltmeisterschaft liegt Marquez nun schon 32 Punkte vor Bruder Alex und 93 Punkte vor Teamkollege Francesco Bagnaia. Letzterer konnte sich am Sonntag endlich aus der Formkrise befreien und möchte pünktlich zum Heimrennen in Mugello in zwei Wochen (20. bis 22. Juni) wieder angreifen. Eine Strecke, die Marquez historisch gesehen nicht immer mit Erfolgen verwöhnte. Doch der Ducati-Star rechnet sich auch beim Italien-GP einiges aus: "Ich hatte letztes Jahr schon ein gutes Gefühl in Mugello. Darauf wollen wir aufbauen."
Zwei Sekunden fehlten Marquez im Vorjahr auf Rennsieger Bagnaia, damals aber natürlich noch auf veraltetem Material. 2025 reisen nun beide Fahrer mit identischen Voraussetzungen nach Mugello. Was meint ihr: Wer triumphiert diesmal? Sagt es uns in den Kommentaren!
diese MotoGP Nachricht