Aprilia schaffte es vor dem MotoGP-Rennen in Silverstone nur aus den falschen Gründen in die Schlagzeilen. Jorge Martin will seinen Vertrag mit dem italienischen Hersteller ein Jahr früher als geplant bereits Ende 2025 auflösen und dem Vernehmen nach für die nächste Saison zu Honda wechseln. Sein Vertrauen in das Projekt aus Noale scheint völlig verlorengegangen zu sein.

Marco Bezzecchi erlöst Aprilia

Teamkollege Marco Bezzecchi bewies am Sonntag beim Großbritannien-GP allerdings eindrucksvoll, dass die Aprilia RS-GP bei passenden Rahmenbedingungen und mit etwas Glück sehr wohl ein siegfähiges Paket bietet. Nachdem Bezzecchi die Ziellinie als Erster überquert hatte, konnte sich Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola daher einen kleinen Seitenhieb in Richtung Martin nicht verkneifen. "Wir haben bewiesen, dass wir ein Motorrad haben, das gewinnen kann. Ich hoffe auch, dass das eine Nachricht an Jorge ist und er gesehen hat, dass dieses Bike siegfähig ist", sagte er im Live-Interview mit MotoGP.com.

Siegfähig! Bezzecchi-Triumph ist Balsam für die Aprilia-Seele (08:55 Min.)

Gut zwei Stunden nach der Zieldurchfahrt trat Rivola in einer kurzfristig einberufenen Medienrunde vor die MotoGP-Presse und freute sich über den Befreiungsschlag nach schwierigen Wochen: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Natürlich hatten wir heute Glück und Silverstone war natürlich auch schon immer eine gute Strecke für uns, aber dieses Ergebnis ist trotzdem ein riesiger Motivationsschub für uns. Wir haben geglaubt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und jetzt haben wir es auch bewiesen. Ich könnte nicht glücklicher sein."

Aprilia-Boss Rivola: Bewiesen, dass Bike siegfähig ist!

Anschließend war natürlich schnell die Causa Jorge Martin Thema in Rivolas Auftritt. Auf die Frage, ob er glaube, dass dieser Sieg Bezzecchis tatsächlich etwas an den Plänen des amtierenden MotoGP-Weltmeisters ändern könnte, gab sich der routinierte Manager ausweichend: "Das sollte man ihn fragen. Wir warten weiterhin auf ihn. Unser Ziel ist es, ihm nach seiner Rückkehr ein Motorrad zu bieten, mit dem er gewinnen kann. Dass das möglich ist, haben wir hier bewiesen. Jetzt müssen wir es regelmäßig wiederholen."

Der Jubel bei Aprilia war am Sonntag riesig, Foto: MotoGP Press
Der Jubel bei Aprilia war am Sonntag riesig, Foto: MotoGP Press

Dass in den vergangenen Wochen viel Porzellan zwischen Aprilia und Martin zerschlagen wurde, dementierte Rivola allerdings nicht. Vor allem die Tatsache, dass Martins Wechselwunsch wohl gezielt von dessen Umfeld an die spanische Presse herangetragen wurde, stößt ihm sauer auf: "Das ist sicher nicht die richtige Herangehensweise. Da hätte man definitiv bessere Lösungen finden können. Jetzt gilt es, eine Sache nach der anderen zu erledigen. Wenn er wieder zurück ist, können wir darüber nachdenken, das gegenseitige Vertrauen wieder aufzubauen. In einer Ehe müssen auch beide Partner ihren Anteil leisten. Wir sind bereit, unseren Teil zu erledigen."

Jorge Martins Zukunft: Aprilia tappt im Dunkeln

Pläne, Martin bereits vor seinem Renn-Comeback zu einigen Grands Prix zu holen, gibt es laut Rivola keine. Die Kommunikation zwischen Hersteller und Fahrer scheint praktisch zum Erliegen gekommen zu sein. Martin erklärte zuletzt auf seinen Social-Media-Kanälen, dass er demnächst seine Seite der Geschichte schildern wolle. "Ich weiß nicht, was ich davon erwarten soll", gibt sich Rivola ratlos.

Bei allem Ärger über das Verhalten von Jorge Martin wollte Rivola am Sonntag aber vor allem die Verdienste von Marco Bezzecchi hervorheben: "Marco ist ein Fahrer, der immer alles gibt - auf und abseits des Motorrads. Nach dem letzten Rennen (in Le Mans, Anm.) hat er an die ganze Mannschaft eine Videonachricht geschickt, in der er sein Vertrauen in das Projekt bekräftigt hat. Das zu spüren, ist sehr schön."

MotoGP-Zoff um Martin eskaliert: Aprilia pocht auf Vertrag (08:47 Min.)

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