Johann Zarcos fantastischer Coup überstrahlte in Le Mans alles. Doch sorgte nicht nur er mit der richtigen Strategie für Furore. Zwei MotoGP-Außenseitern gelangen im französischen Regen ebenfalls kleine Sensationen, während ein Team kolossal daran scheiterte, aus der richtigen Entscheidung Profit zu schlagen.
Takaaki Nakagami beste Honda-Wildcard seit 2002!
"Ich freue mich wirklich für Zarco. Das bei seinem Heim-GP zu schaffen, ist ein Traum! Er war heute wirklich schnell auf der Strecke", jubelte Wildcard-Pilot Takaaki Nakagami mit seinem ehemaligen Teamkollegen. Doch der Japaner brauchte sich selbst nicht zu verstecken. Auch er traf die richtige Wahl und profitierte: "Er und ich haben die gleiche Entscheidung getroffen, auf dem Regenreifen draußen zu bleiben. Ich habe versucht, mich auf meinen Job zu konzentrieren - nicht zu stürzen und nicht zu überholen."
Seine Vorsicht sollte belohnt werden. Mit Rang sechs gelang ihm das beste Ergebnis einer Honda-Wildcard seit 2002. Damals sicherte sich Shinichi Ito einen vierten Rang beim Heimrennen in Suzuka, der erste Lauf der MotoGP-Geschichte. Seitdem waren Wildcard-Piloten der Japaner nicht einmal in die Nähe solcher Ergebnisse gekommen. Umso größer die Freude bei Nakagami: "Ich habe das Rennen wirklich genossen, auch wenn es sehr lang war. Die Top-Sechs sind ein unglaubliches Ergebnis, mit dem wir nicht gerechnet haben."
Lorenzo Savadori ehrt verstorbenen Physio mit bestem MotoGP-Resultat
Ebenfalls nicht damit gerechnet, sein bestes Karriereresultat zu erreichen, hatte Lorenzo Savadori. Der Ersatzmann von Jorge Martin bei Aprilia startete als einziger Fahrer von Anfang an mit Slicks. Damit wählte er zwar nicht die optimale Strategie, aber er sparte sich immerhin die doppelte Longlap-Strafe, welche alle anderen Fahrer ausfassten, die erst nach der Sichtungsrunde auf das Slick-Motorrad wechselten. Beim späteren Sprung auf das Regen-Bike war er so dann gut platziert.
"Es war ein tolles Rennen und ein gutes Ergebnis. Es ist schade um den enormen Abbau der Medium-Regenreifen, sonst hätten wir sogar noch etwas Besseres erreichen können", bedauerte der Italiener sogar noch, dass mehr als Rang Neun drin war. Dennoch passte sein Erfolg in diesen so emotionalen Tag. Er konnte einen verschiedenen Freund mit seiner Leistung ehren: "Besonders möchte ich dieses gute Ergebnis Fabrizio Borra widmen, meinem Physiotherapeuten, den ich seit meiner Kindheit kenne und der leider verstorben ist."
Pramac-Piloten versagen trotz richtiger Reifenwahl: Jack Miller nach Sturz untröstlich
Dass die Ergebnisse von Nakagami und Savadori keine Selbstverständlichkeit waren, zeigte das Team von Pramac. Eigentlich gelten beide Piloten als Regenspezialisten, aber sie kamen trotz Start auf Regenreifen nicht ins Ziel. Jack Miller war ob der verpassten Chance am Boden zerstört: "Das ist schwer zu verdauen. Wir hatten die richtige Strategie, ich habe gezockt, der Vorhersage vertraut und ich hatte Recht. Am Anfang war es schwierig, draußen zu bleiben, denn alle Motorräder auf Slicks gingen vorbei, aber ich wusste, dass es einen Wendepunkt geben würde, an dem ich hätte aufholen können."
Noch bitterer war, dass sein Sturz ihn ratlos zurückließ: "Es tut weh, denn ich verstehe nicht, was da los war. Wie ich gehofft hatte, begann es etwas stärker zu regnen, ich kam in die letzte Kurve, machte das Gleiche wie in den Runden zuvor, aber ich verlor die Kontrolle, hatte einen Highsider und das war's. Ich weiß nicht, ob es an den Bodenwellen oder an den verschiedenen Asphaltflächen lag, aber ich bin am Boden zerstört, denn wir hatten alles richtig gemacht."

Miguel Oliveira verzweifelt im Regen: Ein Albtraum!
Wie weit es hätte nach vorne gehen können, unterstrich er dann noch in der Entschuldigung an seine Mannschaft: "Es tut mir leid für das Team, auch wenn man bedenkt, dass Johann zu diesem Zeitpunkt hinter mir war." Selbst wenn man bedenkt, dass Zarco danach überragende Pace fuhr, so wäre Miller wohl mindestens auf Podestkurs gelegen.

Einen solchen Platz auf dem Podium hielt Teamkollege Miguel Oliveira kurzfristig als Zweiter hinter Zarco inne, doch dann brach sein Rennen zusammen. "Bei Regen war alles körperlich besser, nicht so hart und anspruchsvoll, aber sobald es stärker zu regnen begann, hatte ich absolut keinen Grip am Heck, es war wirklich sehr schwer, auf dem Motorrad zu bleiben, plötzlich brach das Bike ein, was die Sache sehr schwierig machte. Es war ein Albtraum, das zu bewältigen. Als ich stürzte, war ich langsam, und trotzdem konnte ich es nicht vermeiden", bedauerte der Portugiese. So fuhr Pramac mit einer Nullnummer von einem Rennen nach Hause, das fette Punkte auf dem Silbertablett liegen hatte.
Wie Pramac reiste auch Francesco Bagnaia ohne Punkte aus Le Mans. Mehr zu seinem Debakel lest ihr hier:
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