Miguel Oliveira beginnt 2025 ein neues Kapitel in seiner MotoGP-Karriere. Nach je zwei Jahren bei Tech3, KTM und zuletzt Aprilia wechselt der Trackhouse-Pilot zur kommenden Saison in das Yamaha-Lager. Dort wird Oliveira eine Werksmaschine im neuen Kundenteam Pramac Racing pilotieren und soll gemeinsam mit Jack Miller dabei helfen, die einstige MotoGP-Großmacht wieder an die Spitze zu bringen.

Eine leichte Aufgabe wird dies allerdings nicht, denn Yamaha fuhr den MotoGP-Topteams im Jahr 2024 deutlich hinterher. Am Ende standen in der Konstrukteurs-WM lediglich 124 Punkte zu Buche, einzig Honda steht mit 75 Zählern noch schlechter da. Ein sechster Rang von Speerspitze Fabio Quartararo in Malaysia stellte das höchste der Gefühle in den Grand Prix dar. Auf ein Podium wird seit dem Indonesien-GP 2023 gewartet, auf einen Sieg sogar seit dem Deutschland-GP 2022 am Sachsenring.

Miguel Oliveira sieht MotoGP-Aufschwung bei Yamaha

Und doch entschied sich Oliveira, aus freien Stücken zu Yamaha zu wechseln und dort gleich für zwei Jahre bis Ende 2026 zu unterschreiben. Schließlich hätten auch Aprilia und Trackhouse gerne mit dem 29-jährigen Portugiesen weitergemacht, nachdem dort bereits Aleix Espargaro und Maverick Vinales abgesprungen waren. Und dass auch mit Trackhouse Spitzenresultate möglich sind, zeigte Oliveira mit Platz zwei beim Sprint am Sachsenring kurz vor der Sommerpause. Wieso also der Wechsel ins neue Pramac-Yamaha-Projekt?

"Es gab dort einen Wandel", erklärte Oliveira zuletzt beim San-Marino-GP. "Es wird sicher nicht leicht, weil du ihre Anstrengungen derzeit noch nicht in den Ergebnissen wiedererkennst, aber das wird sich in Zukunft ändern. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, aber früher oder später wird Yamaha wieder oben ankommen. Das ist einer der stärksten Hersteller in diesem Paddock. Wenn sie sich zu etwas entscheiden und alles dafür tun, um das auch zu erreichen, ist es nur eine Frage der Zeit."

Der Portugiese scheint bei Yamaha also - auch historisch gewachsen - schlicht ein größeres Potenzial als bei Aprilia zu sehen. Ob er damit rechtbehalten wird, werden die nächsten Jahre noch zeigen, schließlich handelt es sich bei Aprilia auch um den einzigen Hersteller, der Ducati seit Saisonbeginn 2023 in einem Sprint und Hauptrennen schlagen konnte. Sollte sein Poker aufgehen, befindet er sich bei Pramac aber zumindest nachgewiesen in einem Kundenteam, dass auch auf einem Level mit dem Werksteam operieren kann. Größere Leistungsunterschiede wie bei Aprilia und Trackhouse bzw. Vorgänger-Rennstall RNF Racing sollte es bei Yamaha und Pramac also nicht geben.

Jorge Martin fuhr mit Pramac 2024 zum WM-Titel, Foto: LAT Images
Jorge Martin fuhr mit Pramac 2024 zum WM-Titel, Foto: LAT Images

Yamaha setzt 2025 auf maximale MotoGP-Erfahrung

Zudem sieht sich Oliveira aufgrund seiner bisherigen MotoGP-Erfahrungen auch als Idealbesetzung für Pramac. "Ich bin zwei Teams in exakt der gleichen Situation beigetreten, in der sich Yamaha nun befindet. Erst mit KTM, die Tech3 damals erstmals ausgerüstet haben und dann mit Aprilia, die Trackhouse [RNF, Anm.] erstmals ausgerüstet haben. Ich weiß also, welche Probleme auf uns warten und weiß, dass wir nicht nur Baby-Schritte nach vorne machen müssen", sagt der Portugiese und ergänzt: "Es kommt einzig darauf an, wie schnell Yamaha neue Dinge auf die Strecke bringen kann. Es wird technische Probleme geben, aber mit dem Feedback der Fahrer werden wir einen Weg finden."

Aufgestellt hat sich Yamaha jedenfalls bestens. Mit Quartararo haben die Japaner einen MotoGP-Weltmeister in ihren Reihen, der nachgewiesen das Maximum aus dem vorhandenen Paket herausholen kann. Zudem vereinen Alex Rins (Suzuki & Honda), Miller (Ducati & KTM) und Oliveira (KTM & Aprilia) Erfahrungen auf allen möglichen Fabrikaten der letzten drei Jahre. Einzig Ducati kommt mit dem eigenen Fahrer-Line-Up 2025 auf drei Jahre mehr MotoGP-Erfahrung als das Yamaha-Quartett, allerdings auch mit zwei Fahrern mehr. Ein großer Vorteil, wie Oliveira glaubt: "Nachdem ich jetzt mit zwei verschiedenen Herstellern zusammengearbeitet habe, glaube ich, dass ich eine hohe Anpassungsfähigkeit habe. Ich habe einen anderen Fahrstil als vor zwei Jahren entwickelt. Das wird uns helfen, alles zu beschleunigen. Mich einem zweiten Werksteam wie Pramac anzuschließen, ist eine große Motivation. Ich kann es kaum erwarten, loszulegen."