Die 22 MotoGP-Piloten und Reifenhersteller Michelin - das ist seit Einstieg des Einheitslieferanten aus Clermont-Ferrand im Jahr 2016 eine schwierige Geschichte. Immer wieder klagten die Stammfahrer der Königsklasse in den zurückliegenden Jahren über defekte oder nicht korrekt funktionierende Reifen, zudem sorgte die Einführung der Mindestdruckregel im Sommer 2023 für Wut und Entsetzen. Erst 2024 änderte sich das Bild, als Michelin für eine neue, deutlich mehr Grip bietende Reifenvariante viel Zuspruch erhielt.
Beim Saisonfinale in Barcelona stand Michelin dann aber doch nochmal im Blickpunkt. Dort musste durch den Ausfall des Valencia-Grand-Prix spontan umdisponiert werden. Da deutlich kühlere Temperaturen als beim ersten Rennwochenende auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya im Mai erwartet wurden, brachte der französische Hersteller zusätzlich zu zwei Front- und Heckmischungen, die schon im Katalonien-GP eingesetzt wurden, noch zwei weichere, asymmetrische Optionen für vorne und eine für hinten. Eine Entscheidung, die bei vielen Piloten gut ankam, aber nicht bei allen.
Luca Marini wünscht sich mehr Mitspracherecht bei MotoGP-Reifen
"Ich habe hier nur fünf Medium-Vorderreifen zur Verfügung und dieser Reifen wird hier mit Sicherheit der Reifen sein, der am besten funktioniert", klagte etwa Luca Marini am Donnerstag vor dem Barcelona-GP. Die Begründung des Honda-Piloten: "Fünf Reifen sind in diesem Fall nicht genug. Wenn eine der anderen Varianten [Soft oder Hard, Anm.] nicht funktioniert, müssen wir das FP1 opfern und mit einem schlechten Reifen fahren, um Medium-Reifen für das restliche Wochenende aufzusparen."
Der HRC-Nachfolger von Marc Marquez fordert Michelin und die Regelhüter um MotoGP-Promoter Dorna und Motorradweltverband FIM deshalb zu einer Überdenkung des aktuell praktizierten Reifensystems auf. "Mein Vorschlag wäre, dass die Hersteller ihre Reifen selbst auswählen können sollten, etwa die Anzahl von jeder Variante", meint Marini.

Eine Neuheit wäre ein solches System im Motorsport wahrlich nicht, in der Formel 1 konnten die Teams ihre Reifensätze in der Vergangenheit etwa bereits selbst bestimmen. Aufgrund der Covid-Pandemie wurde dieses System 2020 jedoch abgeschafft, um die logistische Planung zu vereinfachen und seither beibehalten. In der MotoGP selbst wurden zuletzt 2023 Veränderungen am Reifensystem vorgenommen: Damals wurde das Gesamtkontigent der Hinterreifen im Sinne der Nachhaltigkeit auf zwei Komponenten und 12 Sätze beschränkt. Frei zusammenstellen konnten die Teams oder Hersteller ihre Kontingente allerdings auch davor schon nicht.
MotoGP: Änderung am Reifensystem wohl frühstens 2027
Dass sich daran in den nächsten zwei Jahren etwas ändern wird, ist äußerst unwahrscheinlich. Denn mit dem aktuellen System hat Michelin Planungssicherheit. "Ich glaube, dass mein System eine gute Lösung wäre, aber sie wollen nichts ändern", weiß auch Marini, der folglich wohl mindestens noch zwei Jahre mit dem von Michelin vorgegebenen Kontingent auskommen muss. Danach könnte es jedoch zu einer Veränderung kommen. Denn Michelins Vertrag mit der MotoGP als Einheitslieferant läuft Ende 2026 aus, mit der großen Regelrevolution zur Saison 2027 könnte auch ein neuer Hersteller samt neuem Reifensystem in die Königsklasse kommen.
Ob dies wirklich nötig wäre, ist aber fraglich. Denn in der Formel 1 vermisst die freie Reifenwahl etwa niemand. Doch was meint ihr: Würde der MotoGP eine Überarbeitung des Reifensystems nach den Vorstellungen von Luca Marini guttun? Sagt es uns in den Kommentaren!
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