Eigentlich war am MotoGP-Samstag in Indonesien alles für eine große Party von Jorge Martin angerichtet. Auf dem Mandalika International Street Circuit schon im Vorjahr sehr dominant, sicherte sich die Startnummer 89 im Qualifying mit einer Rekordrunde ungefährdet die Pole Position, während seine WM-Rivalen nicht über Startplätze vier, fünf und zwölf hinauskamen. Die perfekte Gelegenheit also, den eigenen Vorsprung in der MotoGP-Weltmeisterschaft noch weiter auszubauen. Doch es kam - wie so häufig im Jahr 2024 - mal wieder alles ganz anders.

Martin konnte seine Führung am Start zwar verteidigen, hatte nach Kurve eins WM-Kontrahent Francesco Bagnaia aber schon direkt hinter sich. Und genau dieser hatte dann auch den besten Blick, als sein Vordermann noch am Ende der ersten Runde in Kurve 16 über die Front zu Sturz kam und von der Strecke rutschte. Der Pramac-Pilot konnte das Rennen im Anschluss zwar nochmal aufnehmen und noch eine beachtliche Aufholjagd hinlegen, als Zehnter ging er letztlich aber trotzdem leer aus, womit Bagnaia in der Fahrer-WM nun nur noch 12 Punkte zurückliegt.

Jorge Martin bedient: War doch schon besonders vorsichtig in Turn 16!

In seiner Medienrunde zeigte sich Martin am Samstag dann einmal mehr ratlos, nachdem er schon zum vierten Mal in der laufenden Saison auf einer Spitzenposition liegend zu Sturz gekommen war. "Schwierig zu verstehen, warum ich gestürzt bin. Ich habe mir die Daten angeschaut und alles sah normal aus", kommentierte er und bestritt damit auch die Behauptung Bagnaias, dass er deutlich schneller und mit mehr Schräglage als normal in die Kurve geschossen wäre.

Auch Vergleiche zu seinen Abflügen in Jerez, Mugello oder am Sachsenring wollte der 26-jährige Spanier nicht ziehen. "Das ist einfach eine komische Stelle hier, Simon [Crafar, Anm.] hat mich vor zwei Tagen schon darauf aufmerksam gemacht", meint Martin und führt aus: "Das war mir bewusst, ich habe mir das angeschaut und bin dort heute Morgen [in FP2, Anm.] schon einmal gestürzt. Ich war wirklich vorsichtig, bin aber trotzdem wieder gecrasht."

Jorge Martin eilte dem Feld nach seinem Crash hinterher, Foto: LAT Images
Jorge Martin eilte dem Feld nach seinem Crash hinterher, Foto: LAT Images

Auch eine weitere Theorie Bagnaias, dass der Vorderreifen von Michelin einfach nicht mehr mit dem verbesserten Hinterreifen mithalten könnte und es deshalb vermehrt zu Stürzen über die Front kommen würde, wollte Martin im Anschluss nicht als ausschlaggebend erachten. "Ich glaube nicht, dass ich am Limit war. Wenn das die Theorie ist, müsste es im Qualifying noch schlimmer sein. Dort war es aber okay und auch im Rennen habe ich mich gut gefühlt. Ich meine, ich wurde danach noch Zehnter, habe zehn oder mehr Fahrer überholt", kommentiert er.

Bitterer WM-Rückschlag für Martin: Sieg auf Paradestrecke weggeworfen

Stattdessen liegt der Verdacht nahe, dass der Pramac-Pilot seinen Vorderreifen einfach zu früh im Rennen zu stark belastet hatte. "Ich weiß es nicht. Während des gesamten Wochenendes hatte ich in der ersten Runde nie Probleme, konnte immer direkt pushen", antwortete Martin zunächst auf die Frage, ob sein harter Vorderreifen noch nicht auf Betriebstemperatur gewesen sein könnte. Anschließend ließ er jedoch durchblicken, dass dem sehr wohl so gewesen sein könnte: "Jetzt hatte ich wohl etwas Probleme, den Reifen aufzuwärmen. Danach war es aber in Ordnung." Doch da war es bekanntlich zu spät, Bagnaia siegte und fügte dem gebürtigen Madrilenen maximalen WM-Schaden zu. Ein bitterer Fehler also, doch der Blick soll nun wieder nach vorne gehen. Anders als bspw. am Sachsenring hat Martin nun schließlich die Möglichkeit, gleich am nächsten Tag zurückzuschlagen: "Es ist frustrierend, einen Sieg auf einer Strecke zu verlieren, auf der ich mich am stärksten fühle. Morgen habe ich aber noch eine Chance, ich werde es also einfach nochmal versuchen."

Von der Pole Position aus hat Martin schließlich erneut auch die beste Position, endlich seinen ersten Grand-Prix-Sieg seit Le Mans vor rund vier Monaten einzufahren. Wo dabei angesetzt werden muss, ist klar. "Ich muss wohl noch etwas mehr Spielraum [in Kurve 16, Anm.] einplanen und auf der restlichen Strecke dafür mehr pushen", kündigt der Spanier seine Erfolgsformel für den Sonntag an. Der nächste WM-Patzer soll dadurch schnellstmöglich vergessen gemacht werden: "Wenn ich durch die Kurve durchgekommen wäre, würden wir jetzt hierstehen und über eine andere Geschichte sprechen. Ich bin gestürzt und das ist es. Jetzt fokussieren wir uns einfach auf morgen."

Was glaubt ihr: Kann Jorge Martin im Indonesien GP (09:00 Uhr MEZ) tatsächlich zurückschlagen oder muss er den nächsten Tiefschlag im Titelkampf verkraften? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!