Nach mehreren Monaten und zahlreichen Wendungen hat die Ducati-Saga um den zweiten Werksplatz an der Seite Francescos Bagnaias in den vergangenen Tagen ein Ende gefunden. MotoGP-Superstar Marc Marquez hat das Rennen gewonnen, er fährt 2025 und 2026 in Ducati-Rot. Jorge Martin und Enea Bastianini haben den Dreikampf dagegen verloren und ihre Konsequenzen daraus gezogen. Sie verlassen den Hersteller aus Borgo Panigale mit Saisonende und ziehen zur Konkurrenz weiter. Verglichen mit dem aktuellen Line-Up werden damit 2025 also zwei Plätze bei Ducati-Kundenteams frei. Die große Frage lautet nun: Wer besetzt diese?

Eines vorab: Die 'Silly Season' der MotoGP im Jahr 2024 ist mit der Vergabe des zweiten Ducati-Werksplatzes noch längst nicht beendet. Im Gegenteil: Mit der Entscheidung pro Marquez und contra Martin bzw. Bastianini sind wahrscheinlich nur die ersten Dominosteine auf dem MotoGP-Fahrermarkt gefallen. Schließlich haben noch immer erst neun Piloten einen Vertrag für die kommende Saison in der Tasche, 13 Plätze sind offiziell noch zu haben - darunter etwa auch jeweils ein Werksplatz bei Honda, Yamaha und Aprilia, die es jetzt zu besetzen gilt.

MotoGP: Marquez bekommt Werks-Ducati, Martin geht zu Aprilia (04:30 Min.)

Fragezeichen Yamaha: Bleiben Pramac und VR46 auch 2025 bei Ducati?

Speziell im Falle Ducatis kommt aber noch ein zweiter, wichtiger Punkt hinzu, der die Lage deutlich verkompliziert. Yamaha sucht nämlich händeringend nach einem Kundenteam und würde dazu den Italienern gerne eines ihrer Drei wegschnappen. Gresini Racing fällt dabei heraus, dort verfügt man noch über einen gültigen Vertrag mit Ducati bis einschließlich 2025. Pramac und VR46 sind auf dem Papier jedoch noch zu haben. Pramac-Teammanager Gino Borsoi verkündete zuletzt in Mugello jedoch, dass seine Truppe auch 2025 und 2026 wieder über zwei Werks-Ducatis verfügen wird, womit ein Yamaha-Wechsel vom Tisch ist. Auch VR46 hatte sich in den vergangenen Monaten zu Ducati bekannt, ein neuer Vertrag wurde offiziell aber noch immer nicht unterschrieben.

Durchaus möglich also, dass VR46 doch noch zu Yamaha wechselt und den Fahrermarkt damit nochmal komplett auf den Kopf stellt. Sollte die Mannschaft von MotoGP-Legende Valentino Rossi jedoch bei Ducati bleiben, wird es dort wohl wenig Veränderungen geben. Am 'ServusTV'-Mikrofon erklärte der neunmalige Motorrad-Weltmeister kurz vor Start des Mugello-Sprints: "Der Markt ist dieses Jahr sehr kompliziert. Ich persönlich hoffe aber, Bezz und Diggia zu behalten." Gute Chancen also für Marco Bezzecchi und Fabio Di Giannantonio, auch 2025 bei VR46 Racing zu bleiben, sollten sie nicht aus eigenem Interesse zu einem anderen Hersteller wechseln.

Pramac Ducati: Fermin Aldeguer wohl Jorge-Martin-Ersatz

Bei Pramac gilt es dagegen fix, einen Nachfolger für WM-Leader Martin zu finden - oder besser gesagt: Ducati muss einen Nachfolger finden. Denn die Piloten des italienischen Privatteams stehen seit Jahren direkt beim Hersteller aus Borgo Panigale unter Vertrag und werden quasi ausgeliehen. So lief das zuletzt etwa mit Jack Miller, Johann Zarco, Bagnaia oder eben Martin und künftig wohl auch mit Fermin Aldeguer. Der Moto2-Shootingstar des SpeedUp-Teams unterschrieb schon Mitte März bei Ducati, woraufhin sein MotoGP-Aufstieg zur kommenden Saison verkündet wurde. Wo Ducati den 19-jährigen Spanier platzieren will, ist weiterhin unklar. Mit dem Abgang Martins und dem (voraussichtlichen) Verbleib Pramacs bei Ducati erscheint das Team von Paolo Campinoti jedoch die realistischste Variante.

Fermin Aldeguer feiert den Sieg im Spanien GP
Fermin Aldeguer steigt 2025 mit Ducati in die MotoGP auf, Foto: LAT Images

Joan Mir und Gresini: Klappt der MotoGP-Deal im 2. Anlauf?

Deutlich undurchsichtiger ist die Lage dagegen bei Gresini Racing. Dort hoffte man bis zuletzt auf einen Verbleib von MotoGP-Superstar Marquez, weshalb bislang wohl auch kaum Gespräche mit potenziellen Nachfolgern geführt wurden. Ein solcher könnte jedoch Joan Mir sein: Der Weltmeister von 2020 ließ zuletzt immer wieder durchblicken, nicht gerade 'scharf' auf einen Verbleib bei Repsol Honda zu sein. Gerüchte um einen Wechsel Mirs zu Gresini gab es außerdem schon im Vorjahr, ehe dann Marquez den Zuschlag erhielt. Möglicherweise kommt die Zusammenarbeit nun im zweiten Anlauf zustande.

Weitere Anwärter könnten Miguel Oliveira und Raul Fernandez sein, deren Verbleib bei Trackhouse Racing alles andere als gesichert ist. Davon abgesehen müsste sich Gresini wohl außerhalb der MotoGP umsehen, denn Alex Rins, Jack Miller, Augusto Fernandez und Takaaki Nakagami erscheinen nicht wirklich als realisitische Optionen. An spannenden Talenten mangelt es in der Moto2 jedoch nicht: Joe Roberts, Alonso Lopez, Manuel Gonzalez und allen voran WM-Leader Sergio Garcia legen dort bislang eine starke Saison hin. Womöglich schafft einer von ihnen mit Gresini Racing den Sprung in die Königsklasse.

Bei Gresini wird ein Nachfolger für Marc Marquez gesucht, Foto: LAT Images
Bei Gresini wird ein Nachfolger für Marc Marquez gesucht, Foto: LAT Images

Garantiert sind übrigens auch die Verbleibe von Alex Marquez (Gresini) und Franco Morbidelli (Pramac) nicht, auch ihre Verträge laufen aus. Potenziell könnte es im Ducati-Lager also sogar noch zwei weitere Plätze neu zu besetzen gelten.

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