"Es wäre unmöglich, das zu zählen", antwortet Jorge Martin auf die Frage, wie oft er in letzter Zeit auf seine Zukunft angesprochen wurde. Es ist das bestimmende Thema der MotoGP: Wer bekommt den zweiten Werksplatz bei Ducati ab 2025? Erst wenn diese Frage geklärt ist, kommt die restliche 'Silly Season' ins Rollen. Neben Martin sind auch Marc Marquez und Enea Bastianini in der Verlosung. Sie alle fiebern der Entscheidung entgegen.

Jorge Martin lässt sich nicht in die Karten blicken: Erst muss Ducati entscheiden

"Das Resultat aus Le Mans oder auch von hier wird die Entscheidung nicht ändern", betont Martin vor Barcelona erneut. Der offensichtliche Termin für die Bekanntgabe wäre das Heimrennen Ducatis in Mugello in einer Woche. Davon geht auch der Pramac-Pilot aus und macht erneut klar, dass er wechselwillig ist: "In den nächsten zwei Wochen werde ich meine Zukunft entscheiden, denn dann werde ich Ducatis Entscheidung und meine Möglichkeiten kennen. Ich bin zufrieden, dass viele Hersteller an meine Tür klopfen. Das bedeutet, ich mache einen guten Job."

Bei seiner Zukunft schließt der WM-Leader erneut nichts aus: "Mit Sicherheit sind die Europäer, Aprilia und KTM, in guter Form, aber auch Yamaha und Honda werden wiederkommen. Es gibt viele konkurrenzfähige Optionen." Ziel Nummer Eins ist aber klar die Werks-Ducati neben Francesco Bagnaia. Deswegen wird es vor dieser Entscheidung auch nichts mehr vom Spanier zu hören geben: "Es ist die Zeit, abzuwarten. Ich kann nicht kontrollieren, was passieren wird." Klar ist seit Donnerstag: Durch den angekündigten Rücktritt seines Freundes Aleix Espargaro bei Aprilia wäre dort ein Platz für Martin frei.

Marc Marquez will eine Ducati GP25

Als Martins großer Konkurrent um den Sitz bei Ducati gilt Marc Marquez. "Ich werde versuchen, die bestmögliche Option zu finden, mit der ich wieder um den Titel kämpfen kann", stellt der Superstar klar. Und dazu wäre Werksmaterial hilfreich: "Wenn ich um die WM kämpfen will, dann kann ich das bereits dieses Jahr. Aber mein Leben auf der Strecke wäre damit schon einfacher. Jeder Fahrer sucht nach dem Besten. Ich weiß, was meine präferierte Idee ist."

Wird Marc Marquez der Teamkollege von Francesco Bagnaia?, Foto: LAT Images
Wird Marc Marquez der Teamkollege von Francesco Bagnaia?, Foto: LAT Images

Auch wenn Marquez diese Idee nicht offen ausspricht, so ist klar, welches Bike er haben will: "Für mich ist die Ducati das beste Motorrad. Es hat das meiste Potential auf allen Strecken. Aus diesem Grund wählte ich den Weg zu Ducati mit Gresini. Ich suchte nach dem besten Bike und das ist immer noch hier." Damit blieben wohl zwei wahrscheinliche Optionen: Der Aufstieg ins Werksteam oder er erhält bei Gresini ein Upgrade auf die 2025er Spezifikation.

Doch auch wenn ein erneuter Herstellerwechsel als unwahrscheinlich gilt, so schließt der 31-Jährige dies weiterhin nicht aus: "Natürlich musst du dir alle Möglichkeiten ansehen. Wenn du als Fahrer keinen Vertrag für nächstes Jahr hast und viele Plätze noch offen sind, dann musst du dir alle ansehen." Und so gut die Desmosedici auch ist, so erkennt er die Stärke auch die Konkurrenz an: "Aprilia und KTM kommen näher und näher. Maverick [Vinales] hat bewiesen, dass er Rennen gewinnen kann. Aleix [Espargaro] hat hier [in Barcelona] letztes Jahr gewonnen."

Nur Außenseiter: Enea Bastianini flirtet bereits mit Aprilia

Damit bleibt der Dritte im Bunde. Enea Bastianini hat den Werksplatz aktuell inne und gilt dennoch nur als Außenseiter. "Das ist vermutlich die allerschwerste Entscheidung für Ducati überhaupt. Wir [die drei Kandidaten und Bagnaia, Anm. d. Red.] bilden gerade die Top 4 der Meisterschaft", zeigt er Verständnis für die Ducati-Bosse. Sein Leistungsloch aus 2023 hat er überwunden: "Momentan ist meine Lage nicht schlecht. Die Ducati ist auf allen Strecken schnell und besser im Vergleich zum Vorjahr. Ich kann nächstes Jahr der Werksfahrer sein, aber mir ist der Speed von Jorge und Marc bewusst. Es ist eine komplizierte Sache, aber ich habe Vertrauen, dass ich hierbleiben kann."

Enea Bastianini hat wohl nur Außenseiterchancen, Foto: LAT Images
Enea Bastianini hat wohl nur Außenseiterchancen, Foto: LAT Images

Dennoch glaubt selbst sein eigener Manager kaum noch an einen Verbleib Bastianinis im Werksteam. Gerüchte bringen ihn mit einer Rückkehr zu Gresini und mit einem Wechsel zu Aprilia in Verbindung. Bei letzterer Möglichkeit äußert sich 'La Bestia' deutlich offensiver als seine zwei Kollegen: "Das ist ein guter Hersteller. Sie haben in den letzten 5 Jahren enorme Fortschritte erzielt. Das kann also eine gute Möglichkeit sein, aber wir müssen noch ein bisschen abwarten." Und so wartet weiter alles auf Ducatis Entscheidung, die den Fahrermarkt für 2025 bestimmen wird.