Die MotoGP verliert ihren Oldie! Aleix Espargaro verkündete am Donnerstag vor seinem Heim-Grand Prix in Barcelona, dass er seinen auslaufenden Aprilia-Vertrag nicht mehr verlängern und seine aktive Rennfahrer-Karriere in der MotoGP stattdessen mit Saisonende 2024 beenden wird. Der 34-jährige Katalane hatte schon seit einiger Zeit offen mit einem Abschied aus der Königsklasse geliebäugelt und eine Entscheidung rund um den Italien GP in Mugello (31.05. - 02.06.) angekündigt. Dem kam er nun eine Woche zuvor.

"Wie ihr euch alle denken könnt, werde ich am Ende der Saison als Vollzeitfahrer aus der MotoGP zurücktreten. Es war eine wunderschöne Reise, die ich sehr genossen habe", verkündete Espargaro mit Tränen in den Augen auf einer extra einberufenen Pressekonferenz. Die Rücktrittsentscheidung hat er sich dabei nicht leicht gemacht: "Ich hatte eine eigenartige Karriere. Ich bin sehr glücklich, mit mehr als 30 Jahren noch mein erstes Rennen gewonnen zu haben. Mein Kopf sagt mir, dass ich noch konkurrenzfähig bin, ich fühle mich körperlich gut. Aber mein Herz sagt, dass ich mehr zuhause sein möchte bei meiner Familie. Danke an Aprilia, die letzten Jahre waren ein Traum!"

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Aleix Espargaro: Vom Hinterbänkler zum MotoGP-Sieger mit Aprilia

Espargaro hatte bereits 2004 mittels einer Wildcard in der Motorrad-Weltmeisterschaft debütiert, ab 2005 war er dann fester Bestandteil des Paddocks. Was folgte, war ein Aufstieg, der seinesgleichen sucht: 2009 als Ersatzpilot noch völlig unverhofft zum MotoGP-Debüt gekommen, etablierte sich der Katalane anschließend durch starke Leistungen bei Hinterbänkler-Teams in der Königsklasse und unterschrieb 2015 seinen ersten Werksvertrag bei Suzuki. Auch wenn er die hohen Erwartungen dort nicht erfüllen konnte, war ein solcher Karriereverlauf zu Jugendzeiten überhaupt nicht absehbar gewesen und damit schon ein voller Erfolg. Doch es sollte noch viel besser werden: 2017 zog der Mann mit der Startnummer 41 nämlich zu Aprilia weiter, wo er bis heute ein neues Zuhause fand.

Gemeinsam durchlebten Espargaro und der italienische Hersteller aus Noale zahlreiche schwere Zeiten und viele Jahre am hinteren Ende des MotoGP-Feldes, ehe sich ab 2021 ein stetiger Aufwärtstrend einstellte. Auf das erste Podium in Silverstone folgte Anfang 2022 in Argentinien der emotionale erste Grand-Prix-Sieg im 200. MotoGP-Rennen. Lange Zeit kämpfte Espargaro in jener Saison sogar mit Francesco Bagnaia und Fabio Quartararo um den WM-Titel, erst ein Performance-Einbruch auf der Übersee-Tournee in Asien warf ihn final aus der Bahn. Dennoch: Der 'Kapitän' war im Spitzenfeld der Königklasse angekommen und auch 2023 ein regelmäßiger Anwärter auf Topresultate.

Aleix Espargaro erzielte in Argentinien Aprilias 1. MotoGP-Sieg, Foto: LAT Images
Aleix Espargaro erzielte in Argentinien Aprilias 1. MotoGP-Sieg, Foto: LAT Images

Vinales neuer Teamleader bei Aprilia: Wer wird Teamkollege?

In den vergangenen Monaten rückte der Routinier bei Aprilia jedoch zunehmend ins zweite Glied, Teamkollege Maverick Vinales schnitt in den vergangenen Wochen konstant besser ab. Zuletzt in Le Mans fehlten Espargaro im Hauptrennen etwa mehr als sieben Sekunden auf seinen Stallgefährten, welchen er letztmals beim Saisonauftakt in Katar hinter sich lassen konnte. Da er seine Entscheidung über Karriereende oder -fortsetzung stehts vom eigenen Leistungsniveau abhängig gemacht hatte, kommt der Schlussstrich zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerade überraschend. Mit 51 Punkten liegt er derzeit 'nur' auf Platz acht der Fahrer-WM, 30 Zähler und drei Positionen hinter Teamkollege Vinales, der bereits einen Grand Prix und zwei Sprints gewinnen konnte. Dass 'Top Gun' im kommenden Jahr nun zu Aprilias neuem Teamleader aufsteigen wird, gilt als sicher.

Wer den freiwerdenden Platz bei Aprilia übernehmen wird, ist dagegen noch unklar. An Kandidaten mangelt es jedenfalls nicht, am wahrscheinlichsten gilt eine Verpflichtung eines Ducati-Fahrers, dem der zweite Werksplatz neben Bagnaia verwehrt blieb: Jorge Martin, Marc Marquez oder Enea Bastianini, mit dem Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola schon in der Vergangenheit flirtete. Auch Marco Bezzecchi wurde aufgrund seines italienischen Reisepasses in den vergangenen Wochen von den Medien hin und wieder als Anwärter genannt.

Aleix Espargaro: MotoGP-Verbleib als Testfahrer?

Wie es mit Espargaro selbst weitergeht, steht ebenfalls noch in den Sternen. Der Aprilia-Pilot deutete bereits mehrfach an, dass er sich eine Testfahrerrolle vorstellen kann, wie sie Bruder Pol Espargaro bei KTM inne hat. Doch fix ist das noch nicht: "Wir werden noch genug Zeit haben, um darüber zu sprechen. Heute möchte ich diesen Moment genießen. Ich habe noch eine lange Saison vor mir auf einem der besten Bikes im Grid. Auch mit Blick auf die Veränderungen im Reglement werde ich sicherlich einige Optionen als Testfahrer haben, aber momentan möchte ich das einfach noch genießen und Spaß haben."