Liberty Media plant die Dorna zu kaufen und damit sämtliche Rechte an der Motorrad-Weltmeisterschaft zu übernehmen - dies gaben beide Parteien nach erfolgreichen Gesprächen am Montag bekannt. Besiegelt ist der Deal allerdings noch nicht, denn wie im EU-Recht festgeschrieben ist, darf ein Unternehmen mit seinen Produkten oder Dienstleistungen keine Monopolstellung erlangen und damit einen Wettbewerb verhindern. Mit dem Kauf der MotoGP soll sich nun allerdings die zweitgrößte Motorsportweltmeisterschaft zur Größten, der Formel 1, in das Portfolio von Liberty Media gesellen. Das US-amerikanische Unternehmen erkennt allerdings keinen Verstoß gegen die Kartell- und Wettbewerbsrechte der Europäischen Union.
2006: Als Zusammenschluss von MotoGP & Formel 1 scheiterte
Bereits im Jahr 2006 kam es zu einem ähnlichen Fall: Damals wollte das Unternehmen CVC Capital Partners mehrheitliche Anteile an der Formel 1 akquirieren, während sie noch Eigentümer der Dorna waren. Um den F1-Deal über die Bühne zu bringen, entschieden sie sich, die Rechte am MotoGP-Promoter zu verkaufen. Das EU-Recht verhinderte also vor fast 20 Jahren den wirtschaftlichen Zusammenschluss der beiden Königsklassen.
In sportlichen Belangen gab es damals aber nur geringe Zweifel daran, dass ein Wettbewerb zwischen Formel 1 und MotoGP möglich ist, auch wenn beide demselben Besitzer unterliegen. Die EU-Kommission stütze diese Hypothese auf kleine Überschneidungen in Bezug auf Behörden, Werbetreibende sowie teilnehmende Teams und Hersteller. Desweiteren gab es damals mit dem Circuit de Barcelona Catalunya in Spanien lediglich einen EU-Austragungsort, den beide Weltmeisterschaften besuchten.
Einen großen Knackpunkt stellte die Europäische Union allerdings in Bezug auf die Märkte für TV-Rechte dar, vor Allem in Spanien und Italien, da Formel 1 und MotoGP als "engste Substitute des jeweils anderen" galten und der Markt für andere Motorsportveranstaltungen vergleichsweise begrenzt war. "Wenn die beiden beliebtesten Motorsportveranstaltungen in der EU, Formel 1 und MotoGP, in die Hände eines Eigentümers gelangen, besteht die Gefahr von Preiserhöhungen für die TV-Rechte an diesen Veranstaltungen und einer Einschränkung der Auswahlmöglichkeiten für Verbraucher", verkündete die EU-Kommission damals.
In der damaligen EU-Untersuchung wurden allerdings die Märkte im frei-empfangbaren TV in Betracht gezogen. In den letzten knapp 20 Jahren hat sich dies stark verändert - beide Weltmeisterschaften sind in den meisten europäischen Ländern nur noch im Pay-TV zu verfolgen.
Liberty-CEO: Werden F1 und MotoGP nicht gegeneinander ausnutzen
Dennoch blickt Liberty-Media-CEO Greg Maffei zuversichtlich auf den geplanten Zusammenschluss und die dazu nötigen Genehmigungen der Behörden. "Wir glauben, dass es einen breiten Markt für Sport- und Unterhaltungsmedien gibt, von dem die Formel 1 und MotoGP nur einen geringen Teil ausmachen. Der Markt hat sich seit der letzten umfassenden Prüfung stark verändert", spielte Maffei auf den Präzedenzfall im Jahr 2006 an.
"Wir werden kein Bündel aus den Beiden [MotoGP und Formel-1, Anm.] bilden oder die Märkte zusammenbringen. Wir werden einige Dinge nutzen, die wir in der F1 gelernt haben, aber sie haben getrennte Eigenschaften. Wir werden sie nicht gegeneinander ausnutzen", so der Liberty-CEO.
Liberty: Deal soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein
Renee Wilm, Chief Legal Officer des US-Unternehmens, unterstrich anschließend die veränderte Situation seit dem Jahr 2006. "Es gab damals keine eingehende Untersuchung, sie haben einfach schnell weitergemacht. Wir werden uns jetzt schnell mit den Regulierungsbehörden in Verbindung setzen und Angesichts der Veränderungen der Medienlandschaft in den letzten 20 Jahren sind wir zuversichtlich, dass alles funktionieren wird. Die Genehmigungen der EU sowie der weiteren Staaten sollten bis Ende des Jahres vorliegen."
Maffei sieht den entscheidenden Vorteil darin, dass für Liberty Media kein Zwang zur Eile bestehe. "Damals hatte CVC für den Kauf der F1 einen engen Zeitrahmen. Sie hatten keine Zeit, den Prozess mit den Behörden zu erledigen und durchzuarbeiten. Wir dagegen sind in einer anderen Position und stehen nicht unter Zeitdruck. Wir gehen davon aus, dass der Prozess reibungslos und schnell ablaufen wird und der Deal bald abgeschlossen wird."
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