Nach zwei enttäuschenden ersten Jahren in der MotoGP wollte Raul Fernandez 2024 eigentlich endlich durchstarten und sein volles Potenzial entfalten, welches er speziell 2022 in der Moto2 als Vizemeister eindrucksvoll angedeutet hatte. Doch schon am ersten Tag der MotoGP-Testfahrten in Sepang erlitten diese Hoffnungen einen herben Dämpfer. Denn Fernandez stürzte gleich in seiner dritten Runde heftig per Highsider und verletzte sich dabei. Er fuhr nur noch 18 weitere Runden und musste den Test anschließend vorzeitig beenden.

Besonders bitter: Der Trackhouse Racing-Pilot war nicht für seinen Sturz verantwortlich. Die Rennleitung hatte in Turn 11 nach nächtlichen Regenfällen eine schmutzige Stelle übersehen, die kurz zuvor auch Weltmeister Francesco Bagnaia überrascht hatte. Während der Ducati-Pilot glimpflich davonkam, hatte Fernandez weniger Glück. "Ich war auf der korrekten Linie, als plötzlich beide Reifen gerutscht sind und ich einen Highsider hatte", beschrieb der Spanier den Unfallhergang am Sonntag. "Es war merkwürdig, denn ich habe den Sturz nicht erwartet. Ich habe keine nassen Stellen oder Öl gesehen. Ich war nicht zu aggressiv am Gas oder Ähnliches. Es sind einfach beide Reifen weggerutscht und ich dann durch die Luft geflogen."

Raul Fernandez beim MotoGP-Test in Sepang
Raul Fernandez drehte in Sepang nur wenige Runden, Foto: LAT Images

Raul Fernandez: Drei Knochenbrüche nach Sepang-Crash

Fernandez wurde zu einer ersten Untersuchung ins Medical-Center an der Strecke gebracht und zunächst für 'fit' erklärt, weshalb er den ersten Testtag des MotoGP-Jahres 2024 zunächst auch noch fortsetzte. Da seine Schmerzen im Hüftbereich aber immer stärker wurden, begab er sich abends zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus. Dort wurden drei Frakturen im Hüft- und Beckenbereich diagnostiziert, Fernandez musste den Sepang-Test vorzeitig beenden.

"Ich hatte viel, viel, viel Glück bei diesem heftigen Sturz in Sepang. Die Ärzte erkannten drei unterschiedliche Brüche, das ist kein Spaß", ließ der Trackhouse-Pilot wissen, der die letzten knapp zwei Wochen zur Erholung in seiner spanischen Heimat weilte. Dass er am Montag tatsächlich am Katar-Test teilnehmen kann, hätte er noch vor wenigen Tagen nicht gedacht: "Ich hatte den Sturz vor weniger als zwei Wochen und doch kann ich schon wieder mehr oder weniger gut laufen oder auf dem Fahrrad sitzen. Meine Erholung war somit verdammt schnell. Normale Leute würden vier oder fünf Wochen brauchen, um so weit zu kommen und ich werde morgen schon auf ein MotoGP-Bike springen."

Einen großen Anteil an dieser 'Blitzheilung' des 23-jährigen Madrilenen hat das spanische Unternehmen Quironprevencion. Dieses übernahm zur Saison 2023 die Aufgaben der medizinischen Betreuung der MotoGP-Stars von Clinica Mobile. Dieser überraschende Wechsel hatte seinerzeit für Empörung gesorgt, hatte die Clinica Mobile der Motorrad-WM doch knapp 45 Jahre exzellente Dienste geleistet.

Raul Fernandez ist nun aber voll des Lobes für das spanische Team um MotoGP-Arzt Dr. Angel Charte: "Ich finde, dass die MotoGP einen fantastischen Job macht. Jeder war etwas verwirrt, als sie sagten, dass die Clinica gehen und Quiron reinkommen würde, aber sie sind fantastisch und wir sind wirklich sehr zufrieden mit ihnen. Ich habe keine Worte für das, was sie für mich getan haben, speziell für Jaime [Benito, Anm.] und Nacho [Gallego, Anm.], den Physio und den Doktor. Das Team hat unglaubliche Arbeit geleistet."

Raul Fernandez: Vorjahres-Aprilia jetzt besser als 2024er-Bike

Da vor dem MotoGP-Saisonstart (08. - 10.03.) keine weiteren Testfahrten mehr stattfinden werden, war eine Teilnahme am zweitägigen Katar-Test für Fernandez umso wichtiger. Dort gilt es für ihn, noch möglichst viel Zeit auf seinem neuen Motorrad zu verbringen. Dass der Trackhouse-Pilot anders als Teamkollege Miguel Oliveira erst im Verlauf der Saison eine Aprilia RS-GP des Jahrgangs 2024 erhalten wird, kommt ihm dabei nun sogar zum Vorteil: "Ich bin froh, dass ich das alte Bike [2023er-Version, Anm.] habe, weil ich damit im Valencia-Test bereits sehr gut zurechtgekommen bin. Auch in Sepang habe ich mich gleich wieder gut gefühlt. Wir müssen am Setup nicht viel verändern und einfach nur mein Selbstvertrauen wieder aufbauen. Ich darf nichts Dummes machen und muss jetzt einfach viele Runden fahren."