Nach dem Test in Valencia ging der Hype um MotoGP-Superstar Marc Marquez durch die Decke. Der Spanier, der sein ganzes MotoGP-Leben lang nur die Honda kannte, setzte sich erstmals auf die Ducati von Gresini, und war sofort vorn dabei. Nach drei Tagen Test in Sepang sieht es allerdings nicht mehr ganz so beeindruckend aus. Woran es beim sechsfachen Champion noch hapert.

Schnelle Zeiten auf Honda und Ducati völlig verschieden zu holen

"Valencia ist eine ganz besondere Strecke für mich. Am Sonntag habe ich dort mit der Honda um das Podium und den Sieg gekämpft. Ich wusste, dass die Realität hier Einzug halten würde", gab Marquez im Bezug auf den Valencia-Hype zu bedenken. Im Gegensatz zum Circuit Ricardo Tormo ist der Sepang International Circuit eine der weniger geliebten Strecken des Spaniers. Dann lief am ersten Testtag auch noch vieles schief. Gleich vier defekte an seiner Ducati GP23 machten den Tag fast unbrauchbar.

Marc Marquez beim MotoGP-Test in Valencia
In Valencia war Marc Marquez sofort bei der Musik, Foto: MotoGP.com

Am zweiten Tag lief die Maschine dann und Marquez legte mit 72 Runden die größte Tagesdistanz der Testfahrten hin. Wirklich zufrieden war er noch nicht. Er muss sich umstellen. "Ich muss immer noch den Kurvenausgang verstehen. Das ist der Punkt, an dem man mit diesem Motorrad die besten Rundenzeiten erzielt. So kann man den maximalen Vorteil herausholen. Bei der Honda war es genau andersherum - die Zeit hast du am Kurveneingang geholt. Mit diesem Motorrad geht es mehr um den Ausgang", erklärt Marquez den Prozess, den er gerade durchläuft.

Qualifying die große Marquez-Baustelle

Diese Umstellung hat vor allem Auswirkungen auf eine gezeitete Runde. Am Donnerstag gelang dabei aber ein gewisser Fortschritt: "Ich habe ein paar Dinge am Motorrad und an meinem Fahrstil angepasst. Auch das Team beginnt, mich besser zu verstehen. Die Zeitattacke war besser, aber immer noch eine halbe Sekunde von den Spitzenfahrern entfernt. Aber sie sind superschnell." Francesco Bagnaia, Jorge Martin und der wiedererstarkte Enea Bastianini bestimmten das Tempo.

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Marquez geht es dabei aber nicht nur um den Zeitrückstand an sich. Es geht auch um die Art und Weise, wie er auf Rundenzeit kam. "Eines der Probleme, die ich an den Rennwochenenden haben könnte, ist, dass ich bei Honda nach zwei Läufen bereits auf Rundenzeit war. Hier, an diesen drei Tagen, brauchte ich viel Zeit, um eine gute Rundenzeit zu fahren. Bei einem Test ist das möglich, aber an einem Rennwochenende, nein. Ich muss verstehen, wie ich schneller auf gute Rundenzeiten komme", erklärte Marquez sein Defizit. Er sprach an, dass etwa Jorge Martin rausfahren könne und sofort eine Zeit hinknallen kann. Marquez ist dazu derzeit nicht in der Lage.

Rennpace besser, aber Marquez braucht Zeit

In der anderen wichtigen Disziplin der MotoGP sieht es bereits besser aus: "Was das Renntempo angeht, sind wir näher dran. Bei der Simulation eines Sprintrennens war ich in einigen Kurven schneller als bei meinem Zeitangriff." Die Simulation am Donnerstagnachmittag ging auf eine Eigeninitiative des sechsfachen MotoGP-Weltmeisters zurück: "Ein weiterer Sprint stand nach den gestrigen 72 Runden nicht auf dem Plan. Aber ich habe gesagt: Ich muss den nächsten Versuch starten." Und hier war er gut dabei. Rechnet man die Runden zusammen, so verlor Marquez über die Sprintdistanz nur 3,6 Sekunden auf Fabio di Giannantonio, der die schnellste Simulation fuhr.

Es verbleibt ein gemischtes Fazit. Aus dem Fenster hat sich Marquez ohnehin nie gelehnt, das geht nahtlos weiter: "Ich weiß nicht, ob ich in Zukunft das Niveau der Spitzenfahrer erreichen werde. Aber ich will keine Zweifel haben. Weiter arbeiten, weiter arbeiten, das ist der Schlüssel. Insgesamt war die Entwicklung beim Test positiv. Das ist das Wichtigste." Er bat die Fans um Geduld: "Natürlich ist ein gewisses Niveau da, aber es reicht nicht aus. Um schneller zu sein, brauchen wir mehr Zeit auf der Strecke."

Dass es etwas dauern könnte, zeigen für ihn auch zwei andere Ducati-Wechsler. "Als Jorge Lorenzo zu Ducati wechselte, sagten alle 'er wird sich nicht anpassen'. Dann begann er in der Mitte der [nächsten Saison, Anm. d. red.] Rennen zu gewinnen", erinnert er an seinen ehemaligen Teamkollegen. Das andere Beispiel steht ihm jedoch noch viel näher: "Mein Bruder hat letztes Jahr nicht so gut angefangen und war dann ab der Mitte der Saison gut."

Alex der schnellere Marquez, aber stapelt tief

Tatsächlich war Alex Marquez in Malaysia konstant der schnellere der beiden Marquez-Brüder. Marc ist voll des Lobes: "Heute war er superschnell, was gut für das Team ist. Bei der Zeitattacke fuhr er eine unglaubliche Zeit, hinter den drei Werks-Ducatis. Das ist positiv. Beim Renntempo waren wir näher dran. Er war superschnell. Natürlich wünsche ich meinem Teamkollegen und Bruder das Beste."

Alex Marquez war in Sepang stark unterwegs, Foto: LAT Images
Alex Marquez war in Sepang stark unterwegs, Foto: LAT Images

Der angesprochene Teamkollege und Bruder war offensiver in seinen Aussagen zu Marcs Fortschritten. "Er ist zu nah dran", meinte Alex kurz und knapp. Er gab die Umstände zu bedenken, in denen Bruder Marc dennoch Fortschritte machte: "Er hat den ersten Tag komplett verloren. Wenn man den ersten Tag verliert, hier in Sepang, dann ist man auch an Tag zwei zurückgeworfen." Seine eigene Zeit - als einziger Fahrer der GP23 knackte er die 1:57er-Marke - redete er klein: "Es ist keine aussagekräftige Rundenzeit, denn es war viel Gummi auf der Strecke." Dennoch ist klar, dass aktuell noch der kleine Bruder bei Gresini voran ist. Mit einem Jahr Erfahrung im Team und auf der Ducati ist dies vermutlich auch keine Überraschung. Bei den zwei Testtagen in Katar (19. und 20. Februar) hat Marc die Möglichkeit, weiter auf seinen Bruder aufzuholen.

Nicht nur Marc Marquez sucht nach Fortschritten. Auch sein alter Arbeitgeber Honda war beim Test fleißig. Über die Entwicklung der Japaner lest ihr hier: