Marc Marquez hat bei den MotoGP-Testfahrten in Sepang noch nichts mit den Spitzenpositionen zu tun. Nach einem turbulenten ersten Tag mit vier Defekten an der Ducati Desmosedici GP23 des Gresini-Teams lief am Mittwoch aus technischer Sicht alles nach Plan und Marquez konnte mit 72 Runden die meisten Umläufe aller Fahrer drehen.

In der Zeitenliste belegte er dennoch nur Rang 14 und verlor 0,984 Sekunden auf die Bestzeit von Ducati-Kollege Enea Bastianini. In einer schnellen Runde das Maximum aus dem Motorrad zu extrahieren, fällt Marquez noch schwer: "Ich fahre die Ducati immer noch wie eine Honda, aber eigentlich musst du den Hinterreifen auf diesen Motorrädern ganz unterschiedlich nutzen. Dafür muss ich aber erst einmal die Gewohnheiten der letzten elf Jahre ablegen. Das ist schwierig."

Zumindest in einigen Bereichen kann Marquez die etablierten Ducati-Fahrer bereits fordern. "Auch das Anbremsen ist mit diesem Bike ganz anders, aber da verliere ich nicht. Ich gewinne sogar Zeit gegenüber meinen Kollegen", freut sich der 30-Jährige. "Ich muss lediglich den Grip am Hinterrad verstehen. Der ist gut, aber du musst wissen, wie du ihn richtig nutzt. Die anderen Ducati-Fahrer kennen das Motorrad schon besser und wissen, was es braucht, um damit schnell zu sein. Jedes Bike hat seine Geheimnisse, um die letzten Zehntel herausholen. Das ist das Schwierigste."

Als einer von nur vier Fahrern zusammen mit Luca Marini, Takaaki Nakagami sowie Bruder und Teamkollege Alex spulte Marquez am Mittwoch mehr als zehn Runden am Stück ab, was der Sprintdistanz am Sepang International Circuit entspricht. Und in diesem Longrun machte der Gresini-Neuzugang plötzlich einen deutlich besseren Eindruck. Alex Marquez gewann im Vorjahr den Sprint zum Malaysia-GP, entfernt man die Startrunde bleibt eine Zeit von 17:53.833 Minuten für neun Runden bestehen. Diesen Wert unterbot der jüngere der beiden Marquez-Brüder um 4,3 Sekunden, wobei Marc nur 2,2 Sekunden auf diese Zeit verlor.

Im Longrun konnte Marquez bereits überzeugen, Foto: LAT Images
Im Longrun konnte Marquez bereits überzeugen, Foto: LAT Images

"Wenn ich längere Runs fahre, ist es einfacher für mich, weil ich mehr Zeit zum Nachdenken habe", erklärt Marquez dieses Phänomen. "Wenn du eine Time-Attack fährst, kommst du aber nicht zum Nachdenken. Du verlässt dich einfach auf deinen Instinkt. Und wenn ich instinktiv fahre, dann fahre ich wie auf einer Honda und das ist nicht der ideale Stil für dieses Motorrad. Es wird aber Schritt für Schritt besser. Das ist eben ein Prozess."