Honda sucht händeringend nach einem Nachfolger für den abwandernden Marc Marquez. Zunächst versuchten sie es bei Fahrern mit Vertrag, wie etwa Wunschkandidat Miguel Oliveira, doch diese Vorgehensweise scheiterte. Jetzt scheint sich mit Fabio di Giannantonio der letzte verbliebene MotoGP-Pilot ohne Vertrag für 2024 mit starken Leistungen aufzudrängen. Sicher ist seine Anstellung bei Honda aber nicht.

Repsol-Honda-Teamchef Alberto Puig machte am Samstag in Thailand im Livestream auf MotoGP.com die schwierige Lage an der Fahrerfront deutlich: "Es ist nicht so einfach, es gibt nicht viele Möglichkeiten. Im Prinzip haben alle Fahrer einen Vertrag, da hast du nicht viele Möglichkeiten. Natürlich haben wir ein paar. Ich werde nicht sagen, dass wir gar keine haben. Es ist vermutlich für jedes Team keine ideale Situation, nicht die Möglichkeit zu haben, zwischen vielen Jungs wählen zu können. Aber es ist, wie es ist. Wir müssen jetzt weitermachen und da irgendwie durch."

Honda hofft auf Marquez-Rückkehr - und vergrault Nachfolger (05:09 Min.)

Irgendwie durch bedeutet für Honda einen Einjahresvertrag für 2024 zu vergeben. Danach ist der Fahrermarkt völlig offen. Nur Brad Binder und LCR-Neuzugang Johann Zarco, der nicht zum Werksteam wechseln wird, haben Verträge über 2024 hinaus. Im Honda-Lager hoffen sie auf eine Rückkehr von Marc Marquez, aber auch viele andere Optionen würden sich dann eröffnen. Doch genau da liegt auch das Problem. Wer unterschreibt schon einen Einjahresvertrag auf dem schlechtesten Bike? Damit gefährdet ein Fahrer evtl. sogar seinen Platz in der MotoGP, falls er schlecht auf der RC213 aussehen sollte. Kein Wunder also, dass keiner der Piloten mit Vertrag Interesse zu haben scheint.

Nurmehr Di Giannantonio und Moto2-Fahrer für Honda übrig

Aus der Superbike-WM gibt es ebenfalls keine Kandidaten mehr. Honda-Pilot Iker Lecuona wird die Meisterschaft nicht wechseln. Toprak Razgatlioglu galt lange als heißer MotoGP-Kandidat, doch er wechselt 2024 zu BMW. Damit bleiben nurmehr Di Giannantonio und Rookies aus der Moto2 übrig. Der Italiener hat zuletzt mit einem vierten Platz und seinem ersten Podium auf Phillip Island zum richtigen Zeitpunkt überzeugt. Allerdings fährt er auch eine Ducati und mit dieser haben bis auf den verletzungsgeplagten Enea Bastianini bisher alle Fahrer solche Resultate erreichen können. Die Honda wäre für ihn eine ganz andere Herausforderung. Selbst ein Weltmeister wie Joan Mir kann mit dem Motorrad kaum etwas zeigen.

Dennoch scheint Di Giannantonio die beste Option zu sein. Puig bestätigte laufende Gespräche, legte sich aber nicht fest: "Wir reden nicht nur mit ihm. Wir sprechen auch mit anderen. Es gibt nicht viele Optionen, aber wir haben zwei bis drei Gespräche, die wir parallel führen." Wer die anderen Fahrer sind, ließ der Spanier offen. Er gab sich gewohnt kryptisch: "Sagen wir einfach, es handelt sich um Fahrer." Die Moto2-Zweiten bzw. Dritten Tony Arbolino und Jake Dixon galten lange als Kandidaten für den Gresini-Sitz, bevor die Marquez-Sensation zustande kam. Beide haben die Verträge bei ihren Teams verlängert, doch normalerweise haben Moto2-Piloten eine Ausstiegsklausel für den Fall eines möglichen MotoGP-Aufstiegs. So oder so scheint Honda für 2024 nur einen Platzhalter für eine mögliche große Lösung ab 2025 bekommen zu können.