Anfang Oktober verkündete Repsol Honda die Trennung von Superstar Marc Marquez, es wurde sich auf eine vorzeitige Vertragsauflösung mit Jahresende geeinigt. Knapp zwei Wochen später war dann auch klar, wo der sechsfache MotoGP-Weltmeister in der kommenden Saison anheuern würde: Gresini Ducati. Dort teilt sich Marquez 2024 eine Garage mit Bruder Alex und pilotiert eine Ducati Desmosedici GP23.

Die große Frage in den vergangenen Wochen lautete dann: Wann wird Marquez denn nun zum ersten Mal auf seinem künftigen Arbeitsgerät Platz nehmen können? Sitzt der einstige MotoGP-Dominator schon bei den abschließenden Testfahrten in Valencia (28. November) auf der Ducati oder verweigert Honda die Freigabe seines Superstars, der noch bis Jahresende vertraglich an die Japaner gebunden ist?

Honda hofft auf Marquez-Rückkehr - und vergrault Nachfolger (05:09 Min.)

Die Antwort gab es am Samstag in Thailand während des 2. Freien Trainings auf dem Chang International Circuit. Gleich zu Beginn der Session wurde Honda-Teammanager Alberto Puig nämlich im offiziellen Livestream auf 'MotoGP.com' interviewt. Von Boxenreporter Jack Appleyard nach einer möglichen Freigabe Marquez' gefragt, antwortete Puig: "Ja, normalerweise schon. Das ist für alle Fahrer sehr wichtig, wenn sie das Team wechseln, wir verstehen das."

Der größte Motorradbauer der Welt wird dem erfolgreichsten Piloten seiner Geschichte also keine Steine in den Weg legen und eine erste Ausfahrt mit der Ducati beim Valencia-Test, nur zwei Tage nach dem Saisonfinale an gleicher Stelle, nicht verbieten. "Das ist etwas, das passiert, und der Prozess muss so weitergehen, wie er normalerweise abläuft. Daher wird es keine Einwände von Seiten Hondas geben", stellt Puig klar.

Marc Marquez testet schon in Valencia die Ducati GP23, Foto: LAT Images
Marc Marquez testet schon in Valencia die Ducati GP23, Foto: LAT Images

Honda in der Zwickmühle: Sonst keine Freigabe für Zarco (und Di Giannantonio)?

Dass der einstige MotoGP-Gigant Marquez vorzeitig freigibt, dürfte aber sicherlich auch an zwei anderen Faktoren gelegen haben. Schließlich erhalten die Japaner im kommenden Jahr mit Johann Zarco mindestens einen Neuzugang aus dem Ducati-Lager, sollte Fabio Di Giannantonio noch verpflichtet werden, wären es sogar zwei. Hätte Honda Marquez dann nicht freigegeben, hätte eventuell auch Ducati sein Veto gegen eine Abstellung von Zarco und Di Giannantonio zum Valencia-Test einlegen können.

Des Weiteren hofft Honda, Marquez schon in naher Zukunft in den eigenen Rennstall zurückholen zu können. Da wäre es sicherlich nicht vorteilhaft, den Spanier mit einer Verweigerung der Freigabe zu verärgern, betonte dieser in den vergangenen Tagen und Wochen doch immer wieder, wie wichtig ihm eine Teilnahme am Valencia-Test wäre.

So aber zeigte sich Marquez selbst am Samstagnachmittag in seiner Medienrunde ziemlich glücklich. "Ich habe das erwartet, aber bis es offiziell ist, kannst du nichts sagen. Ich muss Honda dafür danken, dass sie mich das Bike testen lassen, weil es nicht nur ein Testtag ist, sondern beim Testen für zwei Monate hilft. Ohne auf dem Bike gesessen zu sein, in die Winterpause zu gehen, hätte sich nicht gut angefühlt. Ich hätte es verstanden, aber Honda hat mir von sich aus keine Steine in den Weg gelegt. Das gilt es, anzuerkennen. Vielen Dank dafür!" sagte er in seiner Medienrunde in Thailand.

Auch im Gresini-Lager wurde die Nachricht am Samstagvormittag erfreut wahrgenommen. "Endlich können wir bekanntgeben, dass Marc unsere kraftvolle Ducati beim Test in Valencia ausprobieren kann", strahlte Teammanager Michele Masini und verteilte mit dieser Aussage auch gleich noch einen kleinen Seitenhieb in Richtung Honda. "Wir sind sehr glücklich darüber, die Zeit mit ihm nutzen zu können, um den Winter in bester Verfassung anzugehen", ergänzt Masini. "Wir wollen den Start in die neue Saison genießen."