Im zehnten Rennen der Saison 2023 schaffte Marc Marquez eine Premiere: Zum ersten Mal gelang ihm am Sonntag eine Zielankunft. Zwar war der Österreich GP erst das fünfte Sonntagsrennen, zu dem er in diesem Jahr überhaupt antrat, aber dennoch war dieser Fakt auch für ihn selbst kaum zu glauben: "Es hört sich wie ein Witz an, aber es ist wahr. Es ist das erste Mal in der Saison, dass ich Sonntags ein Rennen beende und damit auch die ersten Punkte am Sonntag."

Für den Honda-Star ist aber auch klar, warum dies erst jetzt gelungen ist: "Es ist dennoch leicht zu verstehen. Ich bin das Rennen mit anderer Mentalität, wie bereits in Silverstone, angegangen. In Silverstone gab es einen Sturz, aber das war ein Rennunfall und nicht, weil ich über das Limit gegangen bin." Marquez hat nach einer unglaublichen Reihe von Stürzen und Verletzungen aufgegeben, mit der Honda durch hohes Risiko ein gutes Ergebnis erzwingen zu wollen.

Marc Marquez fuhr im hinteren Mittelfeld, Foto: LAT Images
Marc Marquez fuhr im hinteren Mittelfeld, Foto: LAT Images

Die Honda lässt kein Risiko zu: Mir und Nakagami wieder gestürzt

Nicht bis ans äußerste zu gehen, stellt für den sechsfachen Weltmeister eine mentale Herausforderung dar. Dennoch erscheint ihm sein neuer Weg alternativlos: "Natürlich ist das ein schwieriger Zugang für einen Fahrer wie mich, aber es ist momentan die einzige Möglichkeit. Wenn du dich mit diesem Bike nicht wohl fühlst und trotzdem mehr willst, dann ist es leicht einen Fehler zu machen, so wie es gestern Nakagami und heute Joan Mir passiert ist." Sein Teamkollege Mir stürzt wie am Fließband und hat seit dem Auftakt in Portimao kein Rennen mehr beenden können.

Mit Marquez' neuer Herangehensweise tastet sich der Spanier nun auch im Rennen behutsam nach vorne: "Heute war meine Motivation, den Hinterreifen zu schonen und es bis ins Ziel zu schaffen. Zunächst bin ich ruhig gefahren mit den anderen Hondas zusammen. Als ich verstand, dass ich ein bisschen mehr pushen kann, habe ich sie dann überholt." Am Ende war er der einzige Honda-Pilot in den Punkten.

Marquez: Volle Konzentration auf Hondas 'Testfahrten'

Da an Siege oder Podestplätze aktuell nicht zu denken ist, hat Marquez seine Rennwochenenden in Testfahrten umfunktioniert: "Es ist schwierig so zu fahren, aber wir haben an diesem Wochenende in jeder Session etwas Neues probiert. Das Bike war stets anders." Honda hinkt vor allem in Sachen Aerodynamik hinterher. Neu eingeführte Frontflügel brachten bisher keine Besserung, aber sie wollen auch erst verstanden werden: "Schritt für Schritt versuchen wir eine Analyse, denn mit der neuen Aerodynamik ist das Bike völlig anders."

Aber ist ein Marc Marquez in der Rolle des Testfahrers nicht verschwendet und gelangweilt? Der Spanier betont, dass es ihm ernst ist: "Ich bin immer noch konzentriert über das ganze Wochenende. Es ist wichtig auf der Höhe zu sein, wenn du neue Dinge ausprobierst. Wenn du ein neues Setup testest, dann braucht es volle Konzentration, um es zu verstehen." Letztendlich ließ er aber doch durchblicken, wie sehr die Honda-Krise weiterhin an ihm nagt: "Natürlich kann ich nicht glücklich sein, wenn ich 20 Sekunden hinter dem Sieger ins Ziel komme. Das entspricht nicht meiner Mentalität."