Am Samstag in Spielberg kündigte Johann Zarco an, am Rennsonntag des Österreich GP eine Entscheidung zu seiner Zukunft fällen zu wollen. Der Franzose hielt sein Wort. Nach dem Rennen am Red Bull Ring bestätigte der Noch-Pramac-Pilot seinen seit einigen Wochen vermuteten Wechsel zu LCR-Honda gegenüber den versammelten Medienvertretern: "Ich bin glücklich meine Zukunft gesichert zu haben und in die Zukunft mit Lucio [Cecchinello] zu gehen."
Das Angebot des japanischen Herstellers soll finanziell wesentlich lukrativer als das von Ducati sein, aber Zarco hat vor allem einen anderen Grund für seinen Wechsel. "Ich habe dieses Jahr mein Training angepasst und fühle große Energie. Daher sehe ich mich noch für längere Zeit in der MotoGP", gab der Franzose an. Doch mehrere Jahre wollte ihm Ducati nicht bieten: "Für nächstes Jahr hatte ich die Möglichkeit eines Jahres mit Ducati, aber nicht unbedingt bei Pramac. Dann kam das Interesse von Honda. Sie boten mir zwei Jahre an."
Zarco hatte genug davon, jedes Jahr um eine Vertragsverlängerung kämpfen zu müssen: "In den letzten Jahren war es, obwohl ich auf dem Podest und in den Top 5 der Meisterschaft war, schwierig eine Verlängerung bei Ducati zu bekommen. Und in diesem Jahr war es noch schwieriger." Besonders mental sei diese Situation schwierig zu verkraften gewesen: "Es waren immer nur Einjahresverträge. Da bist du schon nach sechs Rennen unter Druck und musst über deine Zukunft nachdenken."
Honda-Wechsel sportliches Risiko, Ducati-Kollegen gespaltener Meinung
Bei Honda hat er diese Sorgen nun nicht mehr, dafür aber sportliche. Zarco wechselt vom besten Bike der MotoGP auf das vermutlich schlechteste. Honda zurück an die Spitze zu führen, ist für ihn aber auch ein Anreiz: "Ich bin mir sicher, dass Honda investieren wird und Lösungen finden kann. Ich wäre Stolz, wenn ich das mit ihnen zusammen schaffen kann."
Zarco war mit dem Wechsel zu einem strauchelnden Werk schon einmal gescheitert, aber er ist zuversichtlich, diesen Fehler nicht zu wiederholen: "Ich hatte bereits so eine Erfahrung mit KTM, aber ich bin jetzt erfahrener. Ich glaube, ich kann mit schlechten Momenten umgehen und werde bereit sein, wenn sich gute Möglichkeiten ergeben." Davon nicht unbedingt überzeugt ist Alex Marquez. Der Gresini-Pilot ging in diesem Jahr den umgekehrten Weg von Honda zu Ducati und ist skeptisch beim Wechsel des Franzosen: "Viel Glück! Ich sage das bei allem Respekt und ich respektiere seine Entscheidung. Dieser Wechsel ist riskant, aber du weißt nie, wie es nächstes Jahr sein wird."
Mit Luca Marini kann ein anderer Ducati-Kollege Zarcos den Wechsel trotz des sportlichen Abstieges durchaus nachvollziehen: "Ich denke Honda hat ihm einen guten Vertag angeboten und es ist korrekt das anzunehmen." Der Italiener denkt nicht, dass Zarco sich damit dauerhaft aus der MotoGP-Spitze verabschiedet: "Sicherlich wird Honda zurückkommen. Es wird sicherlich ein Jahr der Fortschritte brauchen, aber in zwei Jahren werden sie wieder so stark wie eh und je sein."
Bezzecchi vor Pramac-Beförderung? Entscheidung ist bereits gefällt
Als heißer Kandidat für Zarcos Nachfolge bei Pramac gilt Marinis VR46-Teamkollege Marco Bezzecchi. Der Italiener betonte aber immer wieder, dass er eigentlich bei Valentino Rossis Team bleiben möchte. Der Teambesitzer will seinen Nachwuchsstar unbedingt halten, wie Bezzecchi nach dem Rennen in Spielberg verriet: "Vale [Valentino Rossi] legt sich mächtig für mich ins Zeug, das schätze ich sehr. Nicht viele können von sich behaupten, dass der GOAT [Größte aller Zeiten, Anm. d. Red.] sich um einen bemüht." Ob Rossi ihn überzeugen konnte oder er doch zu Pramac geht, steht bereits fest. Verraten wollte Bezzecchi seine Wahl aber noch nicht: "Ich habe meine Entscheidung bereits getroffen. Ich kann sie noch nicht kommunizieren, aber ich werde sich bald verkünden."
diese MotoGP Nachricht