Start von der Pole Position, bis zur Zielüberfahrt jede einzelne Runde angeführt und letztlich beeindruckende 5,191 Sekunden Vorsprung auf den ersten Verfolger: Francesco Bagnaia sorgte im Grand Prix von Österreich für eine der dominantesten Vorstellungen der jüngeren MotoGP-Geschichte. Sein Triumph in Spielberg schien nie ernsthaft in Gefahr. Das brachte dem Ducati-Piloten nach Rennende ordentlich Lob ein - und veranlasste einen seiner Rivalen zu einer bemerkenswerten Aussage.
"Ich finde, dass er wie Verstappen ist", ließ Ex-WM-Rivale Fabio Quartararo am Sonntagabend aufhorchen. Der Niederländer dominiert aktuell die Formel 1 nach Belieben und rast dort von Sieg zu Sieg. Die Konkurrenz kann nicht mithalten, Verstappen scheint unschlagbar - und genau dies fürchtet Quartararo aktuell auch bei Bagnaia. Er sieht den amtierenden Weltmeister als derzeit klar stärksten MotoGP-Piloten: "Ja, er hat das beste Bike, aber das garantiert nicht, dass du die Ergebnisse auch einfährst. Das ist eine Kombination aus beidem. Er hat ein enormes Selbstvertrauen auf dem Motorrad. Er gewinnt und gewinnt, fühlt sich wahrscheinlich unschlagbar. Er weiß genau, wie er das Bike fahren muss."
Die bittere Erkenntnis des Franzosen: "Momentan sehe ich niemanden, der schneller als er sein kann." Quartararo glaubt also, dass auf absehbare Zeit viele weitere Bagnaia-Siege folgen werden - und ist mit dieser Meinung nicht alleine. "Ich habe alles gegeben, um an Pecco dranzubleiben. Nach vier, fünf Runden habe ich aber schon gemerkt, dass er sehr auf seinen Hinterreifen achtet und dass ich am Ende des Rennens ordentlich in Probleme kommen könnte. Es war nicht möglich, die gleiche Pace zu fahren und ihn einzuholen. Er hatte einfach dieses kleine bisschen mehr", musste der Zweitplatzierte Brad Binder eingestehen.
Ducati macht Schritt beim Rennstart: Bessere Beschleunigung
Besonders bitter für den KTM-Piloten: Ducati und Bagnaia scheinen nun auch ihre einzige Schwäche beseitigt zu haben. Bei den Rennstarts flogen Binder und auch Teamkollege Jack Miller bisher in aller Regelmäßigkeit an ihren Konkurrenten in Rot vorbei, in Spielberg änderte sich das jedoch. Bagnaia kam mindestens genauso gut von der Linie weg wie die Raketenstarter aus Mattighofen. "Sie haben da ganz klar einen Schritt gemacht", war auch Binder aufgefallen.
Bagnaia bestätigte nach Rennende: "Wir haben uns etwas im ersten Teil der Beschleunigung verbessert, dafür möchte ich meinen Ingenieuren danken. Wir hatten bei unseren Starts noch Potenzial nach oben, KTM hat einen besseren Job gemacht. Wir waren nah an ihnen dran, haben im ersten Abschnitt des Beschleunigens aber etwas verloren. Diese Lücke haben wir jetzt geschlossen." Zudem habe sich der Ducati-Pilot an diesem Wochenende besonders auf den Start fokussiert, weil er die Führung keinesfalls verlieren wollte. "Ich wusste, wie wichtig die Starts sind. Deshalb habe ich mich sehr darauf konzentriert", verriet er mit Blick auf potenzielle Reifendruck-Probleme in verwirbelter Luft.
Die Konkurrenz muss sich daher fürchten, denn Bagnaia scheint 2023 ohnehin nur schlagbar, wenn er sich durch das Feld hindurchkämpfen muss. Startet der Italiener auch in Zukunft so stark, sieht Maverick Vinales schwarz: "Ich hätte mit Brad kämpfen können, aber nicht mit Pecco. Er war zu weit weg." Einzig Jorge Martin sah sich am Sonntag in der Lage, seinen Markenkollegen zu gefährden: "Ich war der einzige Fahrer war, der ihn unter Druck hätte setzen können. Ob es zum Sieg gereicht hätte, weiß ich nicht, weil er am Ende sehr schnell war. Aber ich bin mir sicher, dass nur ich nah an ihm dran war. Ich habe nur in Turn 9 etwas verloren, überall sonst war ich nah dran oder schneller." Beweisen konnte Martin dies aber nicht, er kam nach Startplatz 12 und einer Longlap-Penalty nie über das Mittelfeld hinaus.
Kein Ende der Bagnaia-Dominanz in Sicht: Will so weitermachen
Bagnaia konnte so ungefährdet seinen fünften GP-Sieg im zehnten Saisonrennen einfahren, am Samstag gelang ihm zudem der vierte Triumph im Sprint. Von 20 möglichen Podestplätzen erzielte der WM-Leader beeindruckende 15. Seit Mugello war er nur im Sprint von Silverstone nicht unter den ersten Dreien. Der MotoGP drohen also tatsächlich Verstappen-ske Züge. Denn ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. "Ich werde so weitermachen, wie bisher", sagt Bagnaia selbst. "Wir haben großes Potenzial. Jedes Mal, wenn wir in einer Session zu kämpfen haben, kommen wir stärker zurück. So müssen wir weitermachen. Wenn uns es gelingt, dieses Momentum aufrechtzuhalten, kann es großartig werden."
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