Fabio Quartararo musste in den letzten Monaten nur Rückschläge hinnehmen. Yamaha steckt in der größten Krise seit Jahren. Von Siegen sind die Japaner selbst mit ihrem französischen Starpiloten weit entfernt, obwohl sie auf technischer Seite scheinbar nichts unversucht lassen. Das Ergebnis war aber immer dasselbe, wie der Weltmeister von 2021 zugeben muss: "Die ersten fünf Rennen haben wir versucht zu verstehen, was die beste Version des Bikes ist. Wir haben es hoch und runter, vorne und hinten verstellt, eigentlich alles Mögliche. Am Ende haben wir herausgefunden, dass nichts funktioniert hat."
Der Vizemeister des Vorjahres berichtet von seiner Leidenszeit angesichts des Yamaha-Stillstandes: "Im ersten Moment war es frustrierend. In der Saisonvorbereitung habe ich so viel ausprobiert, wie noch nie zuvor: Chassis, Motor, Aerodynamik. Der Fakt, dass ich jetzt keines dieser Dinge benutze, ist frustrierend. Dann kam der Jerez-Test und von den neuen Teilen dort benutzen wir auch nichts mehr." Vor dem Triple-Header aus Mugello, Sachsenring und Assen zieht er deswegen einen Schlussstrich: "In Jerez wollte meine Crew schon zu den Setups des Vorjahres zurückkehren, aber die Ingenieure wollten noch mehr herumprobieren. In Le Mans sagten wir dann, wir sollten zurückgehen auf das, was wir kennen. Wir wollen dieses Bike jetzt für die nächsten drei Rennen so belassen. Dann gibt es sechs Wochen Pause, da gibt es Zeit darüber nachzudenken."
Lieber Vertrauen in ein mittelmäßiges MotoGP-Bike als gescheiterte Experimente
Quartararo ist endgültig in der Realität des Jahres 2023 angekommen: "Wir haben viel größere Probleme als in der Vergangenheit. In vier Jahren habe ich nur ein Q2 verpasst. Dieses Jahr ist mir das schon zweimal passiert. Wir müssen etwas anderes für das Qualifying finden. Die nächsten drei Rennen belassen wir das Bike so wie es ist und hören auf eine Verbesserung zu finden. Wir werden einfach ein Setup des Vorjahres verwenden und sehen, ob es funktioniert."
Der Yamaha-Star erklärte den Gedanken hinter seiner neuen Herangehensweise: "Es ist ernüchternd, aber müssen wir uns jetzt einfach darauf konzentrieren, was wir haben und unser Bestes geben. Drei Rennen in Folge zu haben, wird meinem Vertrauen auf dem Bike guttun. Das ist es, was ich brauche. Vielleicht ist es nicht das beste Bike, aber wenigstens kenne ich es."
Quartararo backt 2023 kleinere Brötchen: Lieber Platz 5 als Platz 10
Weltmeisterschaften oder Siege, all das ist im Moment kein Thema mehr. Die Mottos lauten Schadensbegrenzung und realistische Einschätzung der Lage: "Es gibt im Moment keine Erwartungshaltung. Natürlich will ich das bestmögliche Ergebnis. Ich will aus den ersten beiden Reihen starten. Wenn wir da hinkommen, kann ich wie in Austin einen guten Start zeigen und aufs Podest kommen. Aber um ehrlich zu sein: Selbst dort hatten wir nicht wirklich den Speed. Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] stürzte, Marc [Marquez, Anm. d. Red.] war nicht da und wir wissen, wie schnell er dort ist. Realistisch wäre also Top 5 gewesen, aber das ist immer noch viel besser als Platz 10. Wir müssen das Beste aus unseren Möglichkeiten machen."
Und was ist bei Teil Eins des Triple-Headers in Mugello drin? 2021 war der Franzose auf der italienischen Kultstrecke siegreich, im Vorjahr gab es Platz Zwei. Diesmal wird ein solcher Erfolg kaum passieren: "Ich glaube dieses Jahr wird es anders, wir haben nicht mehr den Speed beim Einlenken, der in den letzten vier Jahren unsere Stärke war. Das braucht man hier sehr." Aber immerhin hat er in einem anderen Bereich Grund zur Hoffnung: "Wenn wir aus einer langsamen Kurve kommen, dann ist die Aerodynamik und die Leistung in den niedrigen Gängen unsere Schwäche. Wenn wir aus einer schnellen Kurve kommen, dann ist der Leistungsnachteil wesentlich geringer. Ich denke auf der Geraden hier werden wir viel besser als in Le Mans oder Austin sein." Vielleicht überzeugt Yamaha in Mugello also ausgerechnet mit der alten Schwäche Topspeed.
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