Das Fahrerfeld der MotoGP hat sich bei den letzten Rennen stetig verändert. Die Gründe hierfür waren leider zahlreiche Stürze und Verletzungen, welche zu Zwangspausen und dem Einsatz von Ersatzpiloten führten. Vor dem Klassiker in Mugello sind sechs Piloten von Verletzungen betroffen. Fünf von ihnen werden trotzdem beim Italien GP starten oder es zumindest versuchen. Im Folgenden haben wir den aktuellen Stand bei allen sechs für euch.

Pol Espargaro: Comeback-Pläne für Mugello verworfen

Der GAGGAS-Pilot war beim Saisonauftakt in Portimao gestürzt und zog sich, u.a. am Kiefer, schwere Verletzungen zu. Sein Boss Herve Poncharal hatte damit spekuliert, dass Espargaro bei seinem Genesungsprozess ein überraschend schneller Fortschritt gelingen und er in Mugello wieder dabei sein könnte. Schon einige Tage vor dem Rennwochenende stellte das Team allerdings klar: Eine Rückkehr kommt für den Spanier zu früh. Grund hierfür ist ein Ödem an einem Rückenwirbel, welches weiterhin behandelt werden muss. Seine anderen Verletzungen hingegen sind mittlerweile verheilt. Espargaro plant nun mit einer Rückkehr am Sachsenring oder in Assen, die beiden Rennen finden an den nächsten Wochenenden statt. Körperlich fühle er sich dazu bereit. In Mugello wird Espargaro wie bisher von Jonas Folger vertreten.

Enea Bastianini: Saison-Neustart in Mugello

Beim Spanien GP in Jerez musste Enea Bastianini nach den Trainings feststellen, dass er fürs Rennfahren noch nicht bereit ist. Die Folgen seines Sturzes aus dem Sprint in Portimao zogen sich für den Ducati-Piloten in die Länge. Nach dem gescheiterten Versuch in Spanien wurde auch gleich das Auslassen des Frankreich Grand Prix vor drei Wochen entschieden, für ihn fuhr dort Danilo Petrucci. Nun sollte der Rückkehr aber nichts mehr im Wege stehen: "Ich bin bereit, die Schulter funktioniert gut. Vermutlich bin ich nicht bei 100%, aber ich bin nah dran. Ich muss morgen wieder das Vertrauen auf dem Bike fühlen, denn ich bin es ja nicht viel gefahren. Es gab nur einen Test vor zwei Wochen. Es war ok, aber morgen müssen wir sehen, wie es mit einem MotoGP-Bike aussieht, das ist schon etwas anderes."

Bei diesem Test fuhr er Ducatis Superbike Panigale. Das Fazit war positiv: "Ich fühlte mich wohl. Am zweiten Tag war ich am Ende etwas müde, aber das habe ich so erwartet. Am letzten Wochenende habe ich mehr trainiert. Ich denke ich kann dieses Wochenende konkurrenzfähiger sein. Es wird nicht einfach, besonders am Sonntag ist das Rennen sehr lang, aber ich bin zuversichtlich." Daher setzt sich der Neuzugang im Ducati-Werksteam durchaus beachtliche Ziele: "Das hier ist wie ein Test für mich. Ich muss erstmal morgen abwarten. Das Ziel sind die Top 10, das wäre ein großartiges Resultat für mich. Dann will ich mich am Sachsenring und in Assen weiter steigern. Jetzt konzentriere ich mich erstmal auf dieses Rennen, es ist eines meiner Favoriten."

Luca Marini: Mit Daumen-Handicap ins Heimrennen

VR46-Pilot Luca Marini war beim letzten Rennen in Le Mans gestürzt und zog sich dabei eine Fraktur am Daumen zu. Am Donnerstag in Mugello gab er ein Update dazu: "Zum Glück ist die Fraktur wieder in Ordnung. Darüber bin ich sehr glücklich, denn ich habe alles gegeben, damit ich hier wenigstens bei 80% bin, damit mir hier in Mugello ein gutes Resultat gelingen kann." Dennoch wird sein Heimrennen eine Herausforderung, denn die Bedienung seiner Ducati könnte knifflig werden: "Ich bin heute Morgen auf das Bike gesprungen und habe etwas mit einem Physio ausprobiert, damit ich meine Daumen besser benutzen kann. Das Problem ist nicht der Knochen, sondern das Bindegewebe. Ich habe Probleme, den Daumen zu bewegen. Das wird mir ein paar Probleme machen, wenn ich die Hand beim Bremsen öffnen muss. Ich muss morgen überprüfen, wie das Gefühl dafür sein wird. Mit Sicherheit wird es nicht leicht, denn Mugello ist ein sehr anstrengender Kurs." Bei der Untersuchung im Medical-Center gab es offenbar noch Zweifel. Marini erhielt die Starterlaubnis, aber er muss sich nach dem ersten Training einer erneuten Untersuchung stellen.

Francesco Bagnaia: Auf Krücke zum Sieg?

Ohne große Sorgen kann wohl Titelverteidiger Francesco Bagnaia in sein Heimrennen gehen. Der Ducati-Star erlitt bei der Kollision mit Aprilia-Pilot Maverick Vinales in Le Mans einen Teilbruch im rechten Sprungbein. Im Fahrerlager war er deswegen sogar mit einer Krücke unterwegs. Dennoch glaubt der Weltmeister nicht an ein großes Handicap: "Ich bin ehrlicherweise nicht bei 100%, aber ich habe beim Laufen mehr Probleme als beim Fahren. Vier Tage nach dem Sturz, als ich noch gar nicht wusste, dass ich einen Bruch im Knöchel habe, bin ich hier gefahren. Ich hatte ein paar Schmerzen, aber nichts, was das Fahren mit Konzentration unmöglich machen würde. Ich glaube nicht, dass das mein Rennwochenende beeinträchtigen wird. Ich bin mir recht sicher, dass alles in Ordnung sein wird." Er bestätigte, dass er auf anderen Motorrädern keine Probleme hatte: "Ich war zweimal hier auf der Panigale und dann auch noch auf einer kleineren Strecke. Alles lief gut."

In Le Mans kollidierte Francesco Bagnaia mit Maverick Vinales, Foto: MotoGP.com/Screenshot
In Le Mans kollidierte Francesco Bagnaia mit Maverick Vinales, Foto: MotoGP.com/Screenshot

Miguel Oliveira: Körperliches Fragezeichen beim Pechvogel

Miguel Oliveira ist der große Pechvogel der bisherigen MotoGP-Saison. Der Portugiese erlebte beim Sturz nach Kollision mit Fabio Quartararo in Jerez schon die zweite Zwangspause durch Verletzung in der Saison, nachdem er ja auch schon beim Saisonstart von Marc Marquez abgeschossen worden war. Ein Comeback schon in Le Mans war ausgeschlossen worden, er wurde von Aprilia-Testfahrer Lorenzo Savadori vertreten. Seinen Zustand zweifelt der fünffache Grand-Prix-Sieger selbst an: "Die große Frage ist, ob ich körperlich in der Lage sein werde, eine derartig harte Strecke auf dem MotoGP-Bike zu meistern." Bei Demorunden am letzten Mai-Wochenende in Misano fühlte er sich noch nicht wohl. Er übt sich dennoch in Optimismus: "In den vergangenen Tagen habe ich eine Besserung gespürt. Hoffentlich reicht das aus, um einigermaßen konkurrenzfähig zu sein. Das ist mein großes Ziel. Mit dieser Einstellung reise ich nach Mugello. Hoffentlich können wir das in ein gutes Wochenende umwandeln."

Raul Fernandez: Arm-Pump-Operation überwunden?

Nach dem Test in Jerez hatte sich RNF-Pilot Raul Fernandez einer Operation unterzogen, da er unter der MotoGP-Volkskrankheit Arm-Pump litt. Die folgen dieser Operation, bei der mehrere Muskeln am rechten Arm geöffnet wurden, bekam der Spanier in Le Mans zu spüren. Schon nach wenigen Trainingsrunden am Freitag war klar, dass er ein MotoGP-Bike nicht im Renntempo bewegen kann. Seitdem sind drei Wochen vergangen, die er genutzt hat: "Die freien Wochenenden haben meinem Arm gutgetan. Ich hatte Zeit, um mich zu erholen und mich körperlich vorzubereiten." Dennoch wird sein Auftritt wohl eher eine Art Testlauf werden: "Ich habe keine besonderen Erwartungen an dieses Wochenende. Zunächst müssen wir sehen, wie mein Arm funktioniert. Wenn alles gut läuft, werden ich natürlich versuchen, mein Bestes zu geben und Spaß zu haben."

Abgesehen von der erneuten Untersuchung nach dem ersten Training bei Marini wurden die anderen Piloten allesamt beim Medizincheck als fit eingestuft. Von offizieller Seite gibt es also keine Hürde, was ihren Start in Mugello angeht.