Alex Rins macht den gebeutelten Truppen von Honda und LCR in seinem erst dritten Rennen für den japanischen Hersteller mit einem Sensationssieg in Austin Hoffnung. Der Spanier beendete am Sonntag eine gewaltige Flaute für seinen neuen Arbeitgeber. MotoGP-Gigant Honda wartete seit dem Emilia Romagna GP 2021 auf einen Sieg. Außerdem ist der Ex-Suzuki-Mann der erste Honda-Sieger seit Cal Crutchlow in Argentinien 2018, der nicht Marc Marquez heißt.

Doch nicht nur für Honda war sein Erfolg ein Meilenstein. Auch für das LCR-Team war dieser Sonntag in Texas ein großer Moment. Teamgründer Lucio Cecchinello war am ServusTV-Mikro außer sich vor Freude: "Das ist ein Traum, es ist fantastisch. Wir fahren seit 27 Jahren in der Motorrad-WM, das ist unser 100. Podest. Das ist eine großartige Errungenschaft. Danke an Alex. Es ist fantastisch." Der strahlende Sieger sandte umgehend seinen Dank zurück an Boss und Team: "Es ist das 100. Podest für LCR. Das Team verdient dies sehr. Als ich in diese Mannschaft kam, haben sie mit ich offenen Armen empfangen. Ich bin überglücklich."

Alex Rins machte dem LCR-Team ein besonderes Geschenk: Das 100. Podium, Foto: LAT Images
Alex Rins machte dem LCR-Team ein besonderes Geschenk: Das 100. Podium, Foto: LAT Images

LCR musste für diesen Meilenstein sogar noch länger warten als Honda auf den Sieg. Den letzten Pokal gab es 2019 in Australien, als Cal Crutchlow Zweiter wurde. Rins konnte dazu auch noch eine kleine Anekdote erzählen: "Als ich im Winter erstmals in der LCR-Werkstatt war, sagte Lucio [Cecchinello, Anm. d. Red.] zu mir, dass das Team bereits 99 Podestplätze hat. Ich sagte: Danke für den Druck! Aber wir haben es geschafft und ich bin überglücklich über diesen Sieg, aber auch über das gesamte Wochenende, das sehr gut war. Es funktionierte schon am Freitag, als wir direkt in Q2 kamen. Dann die Quali mit Platz 2 und der zweite Platz im Sprint. Nun ein Sieg."

Für Rins war der Sieg das Ergebnis einer offenbar steilen Lernkurve auf seinem neuen Motorrad: "Ich bin so stolz, wir haben über das ganze Wochenende einen großartigen Job gemacht. Es ist erst das dritte Wochenende für uns. Ich bin glücklich, weil wir mir eine Grundlage geschaffen haben, die recht gut funktioniert. Dieses Wochenende ist uns wie schon in Argentinien ein Schritt nach vorne gelungen. Schritt für Schritt kommen wir vorne an."

Rins-Sieg auch nach Bagnaia-Sturz noch nicht sicher

Für den ganz großen Coup brauchte es trotz starker Leistung aber auch noch die Mithilfe eines Konkurrenten. "Heute war es nicht einfach. Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] hat eine sehr gute Pace gezeigt. Ich versuchte die Lücke in Sektor 1 und 2 zu schließen und nahm dabei etwas Risiko. Dann unterlief ihm ein kleiner Fehler", erinnerte sich der nun sechsfache MotoGP-Sieger an die ersten sieben Runden des Rennen, in denen er den Weltmeister unter Druck gesetzt hatte. Es folgte der Moment der Erkenntnis, dass es tatsächlich einen Sieg geben könnte: "Nach seinem Sturz versuchte ich mich voll zu konzentrieren. Ich war plötzlich auf Platz 1 ohne jemanden vor mir und sagte mir: Komm schon, lass uns das durchziehen! Ich atmete durch und machte weiter."

Aber auch dann war der Triumph noch nicht in trockenen Tüchern, wie der 27-Jährige zugeben musste: "Als ich in Führung war habe ich in einer Runde etwas die Konzentration verloren. Diese zwei Jungs [Marini und Quartararo, neben ihm in der PK sitzend, Anm. d. Red.] haben die Lücke reduziert. Ich versuchte weitere Fehler zu vermeiden und mich einfach auf mich zu konzentrieren. Ich bin glücklich, denn das war nicht leicht."

Kein Übermut bei Rins, dafür aber Wetten mit den Mechanikern

Mit seinem Erfolg hat Rins in der LCR-Box aber vielleicht nicht nur für Jubelschreie gesorgt. Der Sieger darf dort noch den Rasierer in die Hand nehmen: "Nachdem ich am Freitag mit einem meiner Techniker eine Wette abgeschlossen hatte, habe ich seinen Kopf rasiert. Zu zwei weiteren habe ich dann gesagt, dass es sie auch erwischt, wenn ich es auf das Podium schaffe. Sie sagten: Nur wenn ich gewinne. Also werde ich heute ihre Köpfe rasieren." Für seine eigene Haarpracht hatte er allerdings eine Schutzpatronin: "Ich selbst kann das nicht machen. Meine Verlobte hat mir gestern eine Sprachnachricht geschickt, dass wir in ein paar Monaten die Hochzeit haben. Sie bat mich darum, diesen schönen Moment unseres Lebens nicht damit zu ruinieren."

Durch seinen Erfolg beim Amerika GP hat Rins nun drei der letzten sechs MotoGP-Rennen gewonnen und liegt in der WM überraschend auf Rang Drei. Abheben wird der Spanier deswegen allerdings nicht: "Wir müssen die nächsten Rennen mit derselben Mentalität angehen: Mit den Füßen auf dem Boden bleiben und wieder von Null anfangen. Es ist neu für mich mit Honda. Wir müssen uns wieder eine Basis schaffen und uns dann steigern." Für die nächste Überraschung kann der LCR-Neuzugang in zwei Wochen in seiner Heimat in Jerez sorgen.