Sturz auf Platz zwei im Argentinien-GP, Sturz in Führung liegend im MotoGP-Rennen von Austin. Francesco Bagania hat in den letzten zwei Grands Prix 45 Punkte weggeworfen und macht seinem bereits abgelegt geglaubten Image als Crashpilot wieder alle zweifelhafte Ehre. Im Amerika-GP schien Bagnaia am Sonntag alles unter Kontrolle zu haben, doch dann kam der achte Umlauf des Rennens.

Bagnaia bog als Führender mit rund vier Zehntelsekunden Vorsprung auf den späteren Sieger Alex Rins in die schnelle Kurve zwei ein. Das Vorderrad der Ducati rutschte weg, Fahrer und Maschine landeten im Kies, das Rennen war für Bagnaia zu Ende. Von außen betrachtet ein klarer Fehler des amtierenden MotoGP-Weltmeisters, doch der sah das anders.

"Ich bin wirklich wütend, aber nicht auf mich selbst, denn das heute war zu 100 Prozent nicht mein Fehler. In Argentinien (Bagnaia stürzte dort im Regen auf Platz zwei liegend, Anm.) war ich etwas über dem Limit, aber heute nicht", schilderte Bagnaia seine Sicht der Dinge. "Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich weiß nicht, wie viele Runden ich an diesem Wochenende gefahren bin. Vielleicht 80. Vielleicht 100. Ich habe gepusht, das Motorrad kontrolliert und nicht einmal das Vorderrad verloren. Und dann stürze ich im Rennen, wo ich eigentlich alles unter Kontrolle habe."

Statt bei sich selbst sah Bagnaia die Schuld nach dem sturzreichen Rennen, in dem insgesamt neun Fahrer crashten, am Motorrad: "Heute ist irgendetwas passiert, das nichts mit dem Wind oder einem kalten Reifen zu tun hatte. Wir müssen verstehen, was da am Motorrad vorgegangen ist. Ich hoffe wirklich, dass mir mein Team dabei helfen wird. Die GP23 ist das beste Bike im Feld und das beste Motorrad, das ich je gefahren bin. Aber wenn du stürzt, ist das nutzlos. Ich habe jetzt in zwei Rennen 45 Punkte verloren."

Francesco Bagnaia wirkte in Texas lange unantastbar, Foto: LAT Images
Francesco Bagnaia wirkte in Texas lange unantastbar, Foto: LAT Images

Bagnaia äußerte daraufhin eine Beschwerde, die auf den ersten Blick etwas kurios anmutet: Die Ducati Desmosedici GP23 sei zu stabil. "Möglicherweise filtert das Motorrad zu viele Informationen heraus, weil es so stabil ist. Vielleicht brauchen wir ein weniger stabiles Bike, das mich die Reifen besser spüren lässt", überlegt der Sieger des samstäglichen Sprints in Austin. "Ich fahre lieber eine Zehntelsekunde langsamer und kann dafür besser verstehen, was vorgeht. Aktuell ist es schwierig, denn ich fühle mich unschlagbar. Ich habe das Gefühl, das ich alles schaffen kann. Heute war ich sehr schnell, ohne echte Risiken einzugehen. Ich habe nichts Verrücktes gemacht, sondern bin wirklich bedächtig in Turn 2 eingefahren, weil ich wusste, dass es dort sehr rutschig ist. Ich bin trotzdem gestürzt."

MotoGP-Rivalen sehen Fehler von Francesco Bagnaia

Eine Ansicht, die zwei Profiteure von Bagnaias Sturz nicht wirklich teilen. "Ich kann es gar nicht genau beurteilen, aber ich glaube, dass er in dieser Kurve etwas zu weit innen war und dadurch gestürzt ist", meinte Alex Rins, der direkt hinter dem Ducati-Star beste Sicht auf den Crash hatte. Bagnaias VR46-Academy-Kumpel Luca Marini lieferte eine ähnliche Einschätzung: "Er war sehr weit innen und ist diese Kurve das gesamte Wochenende über viel schneller gefahren als alle anderen Ducati-Piloten. Er war dort möglicherweise zehn Stundenkilometer schneller als wir. Mit dem starken Wind heute hat er dem Vorderreifen vielleicht etwas zu viel abverlangt. Absolut sicher kann ich das aber nicht sagen."

Alex Rins fuhr nach Bagnaias Sturz zu einem ungefährdeten Sieg, Foto: LAT Images
Alex Rins fuhr nach Bagnaias Sturz zu einem ungefährdeten Sieg, Foto: LAT Images

Was auch immer der genaue Grund für Bagnaias Sturz war: Fakt ist, dass er wie schon im Vorjahr massig Punkte durch Stürze liegen lässt. Dass weiß der MotoGP-Titelverteidiger selbst. "Ich habe nur Glück, dass meine beiden größten Rivalen (Marc Marquez und Enea Bastianini, Anm.) aktuell nicht am Start sind. Dieses Glück wird aber ein Ende haben. Deshalb müssen wir daran arbeiten, ein Motorrad zu haben, das mir mehr Hinweise gibt." Nach drei Rennwochenenden liegt Bagnaia nun elf Punkte hinter Marco Bezzecchi auf WM-Rang zwei.