Honda ist auch am letzten Testtag in Portimao kein Schritt nach vorne gelungen. Sämtliche Entwicklungen des Werkes aus Hamamatsu scheinen zu verpuffen. Es herrscht technischer Stillstand, wie Superstar Marc Marquez berichtet: "Unglücklicherweise haben einige Dinge, von denen Honda sich etwas erwartet hatte, auf dieser Strecke nicht funktioniert. Heute sind wir mit demselben Bike wie in Malaysia [beim ersten Test 2023, Anm. d. Red.] gefahren."

Honda ist der erfolgreichste Hersteller der MotoGP-Geschichte und hat neben Marquez mit Joan Mir einen weiteren Weltmeister unter Vertrag genommen. Von Geschichte lässt sich aber nichts kaufen. Marquez' prinzipiell positiver Bericht vom letzten Tag spricht Bände: "Für mich war das der beste Tag der Tests. Ich konnte gut fahren und den Sprint absolvieren, also 12 Runden. Das war nicht schlecht, nicht genug für einen Sieg, aber nicht schlecht." Noch vor einigen Jahren hätte nichts anderes als der Sieg gezählt.

Von Siegen ist Honda aber weit entfernt. Selbst Ausnahmekönner Marquez kann nicht anders, als die Realität anzuerkennen: "In Portimao können wir nicht vom Podest oder dem Sieg träumen. Wir müssen uns darauf besinnen, was wir haben und daraus das Beste machen. Dann sehen wir, wo wir stehen. Natürlich werden sich auch die Bedingungen ändern und mehr Gummi auf die Strecke kommen, aber wenn morgen das Rennen wäre, dann würden wir zwischen Rang fünf und zehn kämpfen, denke ich."

Die Anerkennung der Realität ist aber keineswegs Resignation. Der 30-Jährige will sich nicht unterkriegen lassen, nur weil die Erfolge der Vergangenheit aktuell wohl nicht zu wiederholen sind: "Wir sind immer noch weit weg von den Spitzenpiloten, aber wir müssen das Beste aus unserem Paket herausholen. Das wird der Schlüssel zur Saison sein. Wenn man mit einer negativen Einstellung in die Saison startet, wird es mit den 42 Rennen eine sehr lange Saison werden."

Neuzugang Joan Mir wird erstmal kleinere Brötchen backen müssen, Foto: Repsol Honda Media
Neuzugang Joan Mir wird erstmal kleinere Brötchen backen müssen, Foto: Repsol Honda Media

Honda findet keinen Weg für Verbesserungen

Die Testfahrten haben einmal mehr gezeigt: Honda gerät im technischen Wettrüsten immer mehr in Rückstand. Das können auch starke Fahrer nicht mehr kompensieren. Teammanager Alberto Puig sieht sein Team in der Pflicht: "Wir haben viel getestet und viele Teile ausprobiert, aber haben immer noch Arbeit. Wir können nicht behaupten, das gefunden zu haben, wonach wir suchen. Wir müssen weiterarbeiten, das ist die Realität. Wenn du fünf bis sieben Zehntel von den Führenden entfernt bist, dann musst du einen Schritt nach vorne machen."

Die Honda-Ingenieure um Ken Kawauchi (r.) haben viel Arbeit vor sich, Foto: Repsol Honda Media
Die Honda-Ingenieure um Ken Kawauchi (r.) haben viel Arbeit vor sich, Foto: Repsol Honda Media

Das Problem Hondas ist aber nicht einfach technischer Rückstand, der durch viel Aufwand zu kompensieren wäre. Die Ingenieure stehen aktuell im Wald, sie wissen nicht in welche Entwicklungsrichtung es gehen soll. Diese Erkenntnis wäre für Puig der Schlüssel: "Wenn du einen Weg nach vorne gefunden hast, dann wird es besser. Wenn du aber viele 'Jas' und 'Neins' vorfindest, dann musst du erst einmal diesen Schritt gehen."

Immerhin können die Fahrer laut Marquez den Ingenieuren in diesem Findungsprozess helfen: "Das Wichtigste für Honda ist, dass ich und Joan in dieselbe Richtung wollen. Wir geben die gleiche Rückmeldung. Das ist sehr wichtig für unser Projekt." Dennoch wird 2023 sicherlich ein schweres Jahr für Honda: "Ich möchte optimistisch sein, aber ich kann nicht sehr optimistisch sein, denn heute waren wir auf den Plätzen 12 bis 14 [Mir, Marquez und Alex Rins, Anm. d. Red.]." Marquez' Chef blieben auch nur Durchhalteparolen: "Wir müssen uns verbessern. Das ist das Ziel und das werden wir auch tun."