Schon bei den ersten MotoGP-Wintertestfahrten in Sepang vor gut einem Monat war an der Aerodynamikfront einiges los. Die Hersteller experimentierten mit Downwash-Ducts und bauchigen Verkleidungen zur Generierung von Ground-Effect, Aprilia arbeitete zusätzlich an einem S-Duct-Konzept. Wer dachte, dass die Aero-Schlacht damit vorerst beendet sei, irrte sich kräftig.

Denn am vergangenen Wochenende waren an den letzten beiden MotoGP-Testtagen in Portimao noch einmal jede Menge neue Flügel zu sehen. Vorreiter war hier erneut Aprilia, wo man am Samstag für hinuntergeklappte Kinnladen in der Boxengasse des Autodromo Internacional do Algarve sorgte. Der Hersteller aus Noale setzte so ziemlich an jedes denkbare Bauteil seiner RS-GP aerodynamische Elemente.

Aleix Espargaro im Einsatz mit Gabel-Winglets und Heckspoiler, Foto: Aprilia
Aleix Espargaro im Einsatz mit Gabel-Winglets und Heckspoiler, Foto: Aprilia

Optisch besonders auffällig war der Heckspoiler, welcher allerdings bereits im Vorjahr am Rennwochenende in Mugello erstmals getestet, allerdings im Grand Prix nicht eingesetzt wurde. Völlig neu waren Flügel, die an der Federgabel montiert wurden sowie nach unten wegstehende Finnen am Schwungarm.

"Wir haben hier eine Menge neuer Aero-Teile ausprobiert und sie haben einen großen Unterschied gemacht", verrät Aleix Espargaro. "Mit der vollen Konfiguration waren unsere Kurvengeschwindigkeiten extrem hoch. Das kann ein entscheidender Vorteil sein, aber jetzt müssen wir die Daten genau studieren und analysieren. Es gibt gewisse Pakete, die du für Sprintrennen oder vielleicht auch nur für Qualifyings nutzen kannst. Manche Teile sind nur für gewisse Strecken geeignet. Das alles gilt es zu verstehen."

Yamahas Heckspoiler an der M1 von Fabio Quartararo, Foto: MotoGP.com
Yamahas Heckspoiler an der M1 von Fabio Quartararo, Foto: MotoGP.com

Am Sonntag zog auch Yamaha mit einem Heckspoiler nach. Die Variante an der M1 fällt allerdings fiel breiter und größer aus als das filigrane Element an der Aprilia RS-GP. Optisch ist der Spoiler damit alles andere als ein Leckerbissen. "Mein Mechaniker meinte nur: 'Sorry, aber ich hoffe, dass es nicht funktioniert'", lachte Fabio Quartararo. Und tatsächlich scheint der Heckspoiler keine entscheidende Rolle zu spielen: "Ich habe nicht wirklich einen Unterschied gespürt. Es war weder besser noch schlechter. Ich glaube nicht, dass wir diesen Spoiler einsetzen werden."

MotoGP 2023: Das sind die Aero-Regeln

Wie in den vergangenen Jahren dürfen auch 2023 die Verkleidungen der MotoGP-Bikes nicht frei weiterentwickelt werden. Pro Saison und Fahrer ist ein Update an folgenden Teilen des sogenannten Aero-Bodys erlaubt: Dem vorderen Kotflügel, dem Bereich der Verkleidung vom Windschutz entlang des Rahmens zum unteren Ende des Motorrads und der 'Area A', die den Bereich vom Montagepunkt der Schwinge nach unten und hinten umfasst. Von dieser Regelung nicht betroffen sind allerdings alle Teile, die in der Vorwärtsbewegung nicht direkt angeströmt werden und sich im Windschatten des Fahrers befinden. Dazu zählt etwa der Heckspoiler, der somit beliebig montiert und entfernt werden kann.

Die Einteilung des Aero-Bodys im MotoGP-Regelbuch, Foto: MotoGP
Die Einteilung des Aero-Bodys im MotoGP-Regelbuch, Foto: MotoGP