Francesco Bagnaia sicherte sich bei den abschließenden MotoGP-Testfahrten in Portimao an beiden Tagen die Tagesbestzeit. Vor allem am Sonntag trumpfte er mit einer Rekordrunde groß auf. Er unterbot seine eigene Bestmarke aus dem Qualifying 2021 um fast acht Zehntelsekunden und brachte 0,296 Sekunden zwischen sich und seinen ersten Verfolger Johann Zarco. Der Abstand von Platz 1 auf 2 war somit größer als der von P2 auf P11. Kann man Bagnaia also schon vor dem ersten Saisonrennen zum MotoGP-Weltmeistertitel 2023 gratulieren? Nicht unbedingt, denn eine Analyse der am Sonntag in Portimao abgespulten Longruns zeichnet schon ein etwas anderes Bild.
Die Longruns im Portimao-Test
Nicht alle, aber sehr viele Piloten fuhren in Portimao Rennsimulationen im Umfang von etwa zwölf Runden, was der Distanz im Sprintrennen zum Portugal-Grand-Prix entspricht. Bagnaia spulte sogar zwei Sprintdistanzen ab, Fahrer wie Aleix Espargaro, Johann Zarco oder Maverick Vinales kamen hingegen auf keine aussagekräftigen Longruns.
Belastbare Daten gibt es dennoch genügend und diese liefern interessante Aufschlüsse. Etwa dass Bagnaia zwar auch in der Rennsimulation die Nase vorne hat, allerdings weniger deutlich als auf eine schnelle Runde. Sein schnellerer der beiden Longruns endete mit einer durchschnittlichen Rundenzeit von 1:38.944 Minuten. Damit war er um 0,166 Sekunden schneller als Jorge Martin. Nur wenige Tausendstelsekunden dahinter folgten Alex Marquez auf der 2022er-Ducati sowie Fabio Quartararo und Enea Bastianini.
Marc Marquez verlor in seiner Rennsimulation schon 0,426 Sekunden, was sich mit seiner Einschätzung am Samstagabend deckt. "Wir verlieren etwa eine halbe Sekunde pro Runde", hatte er da analysiert. Den aussagekräftigsten Longrun im Aprilia-Lager schaffte Lokalmatador Miguel Oliveira, der 0,542 Sekunden auf Bagnaias Schnitt verlor. KTM-Speerspitze Brad Binder büßte fast eine Sekunde ein.
Ausgewählte Longruns im MotoGP-Test von Portimao:
Fahrer | Schnitt | gewertete Runden/Longrun-Länge* |
Bagnaia | 1:38.994 | 11/12 |
Martin | +0.166 | 12/12 |
A. Marquez | +0.190 | 11/12 |
Quartararo | +0.196 | 12/12 |
Bastianini | +0.198 | 12/12 |
Bezzecchi | +0.311 | 12/12 |
Marini | +0.336 | 11/12 |
M. Marquez | +0.426 | 11/11 |
Bagnaia | +0.446 | 10/12 |
Oliveira | +0.542 | 12/14 |
Binder | +0.959 | 10/12 |
*Rundenzeiten, die völlig aus der Reihe fallen, fließen in die Berechnung nicht ein
Die MotoGP-Quali-Könige von Portimao
Auf eine schnelle Runde konnte - wie eingangs bereits erwähnt - niemand Francesco Bagnaia das Wasser reichen. Er erzielte in Portimao nicht nur die schnellste, sondern auch die zweitschnellste Runde. In einer theoretischen MotoGP-Startaufstellung der 22 besten Rundenzeiten scheint Bagnaia gleich fünf Mal auf. Außer Bagnaia schafften nur Bagnaias Ducati-Kollegen Marini (3), Zarco, Bezzecchi, Martin, Bastianini sowie Quartararo (je 2) mehrfach den Einzug in diese Wertung. 17 der 22 schnellsten Runden in Portimao gehen an Ducati-Fahrer.
Die schnellsten Rundenzeiten im MotoGP-Test von Portimao:
Pos. | Fahrer | Rundenzeit |
1 | Bagnaia | 1:37.968 |
2 | Bagnaia | +0.186 |
3 | Zarco | +0.296 |
4 | Quartararo | +0.334 |
5 | Marini | +0.342 |
6 | Bezzecchi | +0.373 |
7 | Quartararo | +0.388 |
8 | Bastianini | +0.405 |
9 | A. Marquez | +0.434 |
10 | Zarco | +0.452 |
11 | Bastianini | +0.453 |
12 | Martin | +0.466 |
13 | Martin | +0.493 |
14 | Bagnaia | +0.503 |
15 | Binder | +0.512 |
16 | Bagnaia | +0.533 |
17 | Bagnaia | +0.559 |
18 | Bezzecchi | +0.564 |
19 | Marini | +0.596 |
20 | Marini | +0.596 |
21 | A. Espargaro | +0.601 |
22 | Oliveira | +0.616 |
Die Topspeeds im MotoGP-Test von Portimao
Die Liste der Topspeeds im Portimao-Test liefert ein wenig überraschendes Ergebnis. Jorge Martin war mit 347,2 km/h die Wertung vor Ducati-Kollege Marco Bezzecchi an. Dahinter liegen gleichauf Enea Bastianini, Alex Marquez, die Aprilias von Miguel Oliveira sowie Maverick Vinales und Marc Marquez. Fabio Quartararo schnitt mit seiner Yamaha erneut relativ ordentlich ab und kam auf 339,6 km/h.
Fahrer | Motorrad | Topspeed |
Martin | Ducati | 347,2 |
Bezzecchi | Ducati | 346,1 |
Bastianini | Ducati | 343,9 |
A. Marquez | Ducati | 343,9 |
Oliveira | Aprilia | 343,9 |
Vinales | Aprilia | 343,9 |
M. Marquez | Honda | 343,9 |
Bagnaia | Ducati | 342,8 |
Zarco | Ducati | 340,6 |
Marini | Ducati | 340,6 |
Binder | KTM | 340,6 |
A. Espargaro | Aprilia | 340,6 |
Rins | Honda | 340,6 |
Quartararo | Yamaha | 339,6 |
R. Fernandez | Aprilia | 338,5 |
Miller | KTM | 338,5 |
P. Espargaro | KTM | 338,5 |
Morbidelli | Yamaha | 337,5 |
A. Fernandez | KTM | 337,5 |
Mir | Honda | 336,4 |
Nakagami | Honda | 336,4 |
Fazit
Der Weg zum MotoGP-Weltmeistertitel 2023 führt über Francesco Bagnaia. Daran besteht nach den Wintertests kaum ein Zweifel. Der Titelverteidiger war in Portimao sowohl im Qualifying-Trimm als auch in abgeschwächter Form im Longrun stärkster Mann im Feld. Im Nacken sitzen im vor allem seine Kollegen aus dem Ducati-Lager. Eine Einschätzung zu Aprilia ist aufgrund unterschiedlicher Faktoren wie den körperliche Problemen von Aleix Espargaro in Portimao schwierig, der Hersteller aus Noale dürfte aber zweite Kraft sein. Bei Yamaha und Honda muss man auf die Ausnahmekönner Fabio Quartararo und Marc Marquez hoffen. KTM scheint aktuell noch deutlichen Rückstand auf die Spitze zu haben.
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