Das erste Sprintrennen der MotoGP-Geschichte liegt nur noch gut zwei Wochen entfernt. Am 25. März ist es in Portimao so weit. Doch noch immer gibt es Unstimmigkeiten rund um den neuen Modus. Die Fahrer der Königsklasse wollen für den entstehenden Mehraufwand finanziell entschädigt werden und fordern Bonuszahlungen für Sprintrennen, doch weder ihre Teams noch Promoter Dorna sind dazu bereit.

Vor allem die Dorna argumentiert damit, dass das Rundenpensum für die Fahrer an einem Rennwochenende ja mehr oder weniger gleich bleiben würde, da 2023 im Vergleich zu den vergangenen Jahren eine Trainingssitzung gestrichen wird. Doch Trainingsrunden lassen sich natürlich nicht direkt mit Rennrunden vergleichen. Die Risiken im Rennbetrieb sind deutlich größer.

Kein Geld, kein Rennen? MotoGP droht Sprintboykott (07:04 Min.)

"Sie haben das Format geändert und gesagt: 'Hier Fahrer, das ist der neue Modus. Ihr verdient gleich viel Geld, denn mehr Rennen bedeuten ja ohnehin mehr Spaß für euch. Also, viel Spaß!'", ärgert sich Luca Marini. "Ältere Fahrer sagen, dass sie sich gefreut hätten, wenn es zu ihrer Zeit mehr Rennen gegeben hätte. Aber sie müssen jetzt auch nicht fahren. Ich stimme ihnen ja schon teilweise zu. In der MotoGP Rennen zu bestreiten ist genial und mehr Rennen bedeuten mehr Spaß, aber es ist auch unser Job. Es ist unser Leben und bedeutet viele Entbehrungen, denn MotoGP-Fahrer bist du 365 Tage im Jahr. Du hast wenig Freizeit und eine Menge Stress. Die Belastung durch die zusätzlichen Rennen wird unglaublich."

Marini, der 2023 in seine dritte MotoGP-Saison geht, schlägt deshalb ein Zugeständnis abseits von finanziellen Anreizen für die Fahrer vor. "Wir müssen uns Gedanken machen. Vielleicht können wir die Rundenzahl in den Rennen verringern", überlegt der VR46-Pilot. Zurufe mit Verweis auf die Superbike-WM, wo pro Rennwochenende sogar drei Rennen gefahren werden, will Marini nicht gelten lassen. "Ja, in der Superbike-WM fahren sie drei Rennen pro Wochenende, aber wenn sie 20 Runden auf einer Strecke fahren, fahren wir 27. Und diese letzten sieben Runden machen das Rennen dann richtig lang", verweist er auf die längeren Renndistanzen in der MotoGP.

Die Superbike-WM bestreitet 2023 auch nur zwölf Rennwochenenden, während die MotoGP 21 Events austrägt. Die WSBK-Asse kommen somit auf ein Pensum von maximal 616 Rennrunden, ihre MotoGP-Kollegen hingegen auf 767 Umläufe im Renntrimm. Im Vorjahr waren es übrigens 'nur' 495.

MotoGP-Sprints der richtige Weg? Marini zweifelt

Als Grund für die Einführung der Sprintrennen nannte MotoGP-Promoter Dorna, dass man sich so eine bessere Show für Fans zuhause und an der Rennstrecke erhoffe. Luca Marini ist sich aber nicht sicher, ob dieser Plan auch tatsächlich aufgehen wird. "Das Wichtigste ist, eine gute Show für die Fans zu bieten und so mehr Geld für die Fahrer und alle Menschen, die im Paddock arbeiten, zu lukrieren. Das kann uns nur über mehr Überholmanöver, Kämpfe und echte Rivalitäten gelingen. Es ist wichtig für unseren Sport, dass sich zwei Fahrer in jedem Rennen bekämpfen", so Marini. "Wir müssen aber auch über die technische Seite sprechen, denn aktuell sind Überholmanöver nicht einfach. Das wird auch für die Sprintrennen gelten. Vielleicht fahren da einfach nur 15 Fahrer zehn Runden lang hintereinander her und es passiert nichts. Das ist dann auch keine gute Show."