Honda erlebt die größte MotoGP-Krise seiner Geschichte. Das erfolgreichste Werk der WM-Geschichte konnte 2022 selbst mit Superstar Marc Marquez auf dem Bike keinen einzigen Sieg einfahren. Von den WM-Titeln der Vergangenheit sind die Japaner seit 2020 weit entfernt. An der Spitze der Königklasse ist zur Zeit Ducati. Die Italiener mit Mastermind Gigi Dall’Igna bringen immer wieder neue Innovationen, wie zuletzt die Ride-Height-Devices oder aerodynamische Flügel am Heck der Desmosedici.

Bei Honda sucht man so etwas seit Jahren vergeblich. Die letzte Neuerung aus Hamamatsu war die Einführung des Getriebes ohne Zugkraftunterbrechung im Jahr 2011. Daran wird sich laut HRC-Direktor Tetsuhiro Kuwata auch so schnell nichts ändern. Der Japaner will erstmal die Probleme der RC213V lösen, bevor es Innovationen gibt: "Leider ist Ducati vor uns. Es ist frustrierend zu sehen, dass wir in diesem Bereich, den wir anstreben, im Rückstand sind. Deshalb können wir es uns im Moment nicht leisten, neue Dinge auszuprobieren" Nicht kreativ denken, sondern harte Arbeit steht an: "Wir wollen diesen Trend so schnell wie möglich ändern, das ist eines unserer ersten Ziele."

Ducati ist der Technikvorreiter der MotoGP, wie hier mit Flügeln am Heck, Foto: LAT Images
Ducati ist der Technikvorreiter der MotoGP, wie hier mit Flügeln am Heck, Foto: LAT Images

Honda wurde zuletzt von den Ex-Piloten Pol Espargaro und Alex Marquez mangelndes Engagement vorgeworfen. Kuwata bekräftigte: "Die Tatsache, dass [die neuen Teile, Anm. d. Red.] von außen nicht sichtbar sind, könnte den Eindruck erwecken, dass wir nichts tun. Das ist aber überhaupt nicht der Fall." Gleichzeitig musste er aber auch zugeben: "Ducati ist in einigen Bereichen, die einen großen Einfluss auf die Leistung haben, einfach voraus."

Neu sind bei Honda erstmal nur die Fahrer: Joan Mir und Alex Rins kamen von MotoGP-Aussteiger Suzuki. Speerspitze des Werksteam bleibt aber weiterhin Superstar Marc Marquez. Der Spanier hatte nach dem Test in Valencia aber bereits davon gesprochen, dass er mit dem neuen Bike nicht um den Titel kämpfen könne.

Joan Mir, Weltmeister von 2020, fährt ab 2023 für Honda, Foto: Repsol Honda
Joan Mir, Weltmeister von 2020, fährt ab 2023 für Honda, Foto: Repsol Honda

Deswegen müssen laut dem Honda-Boss bei den einstigen Serienweltmeistern erst einmal kleinere Brötchen gebacken werden, bevor an technische Innovationen gedacht werden kann: "Zunächst müssen wir sicherstellen, dass wir ein Niveau erreichen, auf dem wir konkurrenzfähig sind und wieder um den Sieg kämpfen können. Wenn das geschieht, werden die Ingenieure entspannter sein. Aber in der jetzigen Situation, in der wir das Verfolgerfeld bilden, ist es vorrangig, die Schnellsten einzuholen."