Als Razlan Razali 2019 mit dem neu formierten Petronas Yamaha Sepang Racing Team sein MotoGP-Debüt gab, eroberte der Kundenrennstall die Königsklasse im Sturm. Rookie Fabio Quartararo gelangen direkt sieben Podiumsplatzierungen, sechs Pole Positions und WM-Gesamtrang fünf. Auch Franco Morbidelli schnitt als Zehnter gut ab und bescherte dem Team somit den zweiten Rang in der Endabrechnung. 2020 gelangen nicht weniger als sechs Siege, Morbidelli wurde Vizeweltmeister und auch in der Team-WM gelang Rang zwei.
Selten zuvor hatte ein neuer Rennstall in der MotoGP derart überzeugt. So steil der Aufstieg des Teams war, so rasant war aber auch sein Fall. Im Vorjahr musste man sich mit einer einzigen Podiumsplatzierung durch Morbidelli begnügen, die Verpflichtung von Altmeister Valentino Rossi wurde zum Debakel und in der WM-Tabelle stürzte der Rennstall auf den zehnten Rang ab. 2022 sollte unter dem neuen Namen RNF Racing noch schlechter werden: Ein zehnter Platz durch Darryn Binder im Regen von Indonesien war das höchste der Gefühle, P11 in der Team-WM bedeutete den vorletzten Platz in dieser Wertung.
Dass die Schuld an diesem brutalen Abstieg wirklich beim Team zu suchen ist, darf allerdings bezweifelt werden. Die Mannschaft sah sich mit der Yamaha M1 einem Motorrad gegenüber, mit dem in der jüngsten Vergangenheit nur ein Fahrer Erfolge feiern konnte. Und der heißt Fabio Quartararo und fährt im Werksteam. RNF Racing unter der Führung von Teamchef Razlan Razali hat sich deshalb für 2023 zu einer Neuausrichtung entschieden. Mit den Ex-KTM-Piloten Miguel Oliveira und Raul Fernandez wurden nicht nur zwei neue Fahrer verpflichtet. Sie werden in der kommenden Saison mit der Aprilia RS-GP auch für Team und Piloten gleichermaßen unbekanntes Material erhalten.
Am Dienstag nach dem Saisonfinale in Valencia gab es bei den offiziellen MotoGP-Testfahrten bereits einen ersten Probegalopp, der durchaus vielversprechend verlief. Vor allem Oliveira überzeugte mit Platz vier und nur gut drei Zehntelsekunden Rückstand auf die Tagesbestzeit. "Die Umstellung von Yamaha auf Aprilia beziehungsweise für die Fahrer von KTM auf Aprilia verlief geschmeidiger, als wir das erwartet hatte", gesteht Teammanager Wilco Zeelenberg am Ende des Testtages.
Am Sonntagabend wurde noch das Yamaha-Material aus der Box geschafft, am Montagmorgen rollten bereits zwei Exemplare der Aprilia RS-GP hinein. Die Mechaniker wurden von Ingenieuren des Herstellers angelernt, die Ingenieure stellten ihre Arbeitsgeräte auf das neue Material ein. "Heutzutage ist ein Wechsel nicht mehr so einfach", erklärt Zeelenberg. "Die Mechaniker müssen sich umstellen und es gibt Unmengen an neuer Software. Das geschieht nicht von einem Tag auf den anderen. Wir haben vier Monate Vorbereitungsarbeit geleistet, um das dann am Montag in sechs Stunden umsetzen zu können."
Der Testdienstag war dann bereits die erste Härteprüfung für die Partnerschaft zwischen RNF Racing und Aprilia. Erkannte Zeelenberg bereits Verbesserungen im Vergleich zu Yamaha-Zeiten? "Ja, natürlich. Die Kommunikation ist deutlich einfach. Die Italiener sprechen zwar nicht besonders gut Englisch, aber das der Japaner ist noch schlechter", lacht Zeelenberg. "Es geht aber nicht nur um Gespräche. Mit den Japanern kommt es leicht zu Missverständnissen, weil es einfach einen großen kulturellen Unterschied gibt. Das wird sich auch nie ändern. Mit den Italienern kann man direkter kommunizieren. 'Wie wollt ihr das?' Zack. Erledigt. Die Reaktionen sind schneller, weil jedem klar ist, dass es hier um eine Weltmeisterschaft geht und Performance sofort da sein muss."
diese MotoGP Nachricht