Nach Grand-Prix-Siegen ist Miguel Oliveira der erfolgreichste KTM-Pilot überhaupt. Fünf Siege hat der Portugiese in der Königsklasse für die Mattighofener eingefahren. Seit Oliveiras erstem Sieg beim Steiermark-Grand-Prix 2020 haben nur Francesco Bagnaia und Fabio Quartararo mehr Rennen gewonnen. Dennoch endete die Zusammenarbeit zwischen den Österreichern und dem 28-Jährigen mit der Saison 2022. Ab 2023 wird Oliveira für RNF-Aprilia an den Start gehen, er unterschrieb für zwei Saisonen.

In einem Interview mit dem portugiesischen Fernsehsender Antena 1 hat der neue Mann bei RNF nun erklärt, warum es zur Trennung von KTM kam. Trotz Oliveiras Erfolgen hatten sich Pit Beirer und seine Leute für einen anderen Fahrer als neuen Teamkollegen für Brad Binder entschieden: "Ich kann nicht behaupten, dass sich KTM gegenüber mir falsch verhalten hätte. Wir hatten einfach verschiedene Überlegungen. Die Restrukturierung des Teams ging Hand in Hand mit dem Willen einen anderen Fahrer [Jack Miller, Anm. d. Red.] als mich dort zu haben. Diese Differenzen haben natürlicherweise zu einer gewissen Distanz geführt und wir hatten keine gemeinsame Zukunft mehr."

Oliveira von der 'roten KTM' bei GASGAS nicht begeistert

Dennoch gab es für den Portugiesen weiterhin die Möglichkeit für KTM an den Start zu gehen, wenn auch unter anderem Namen: "Es war nicht so, dass keine Tür mehr offen war. Sie wollten, dass ich bleibe und für GASGAS fahre, was im Prinzip eine rot lackierte KTM ist. Die Idee war die Marke GASGAS zurückzubringen und eine iberische Fahrerpaarung zu haben, weil die Marke iberisch ist. Sie wollten einen spanischen [Pol Espargaro, Anm. d. Red.] und einen portugiesischen Fahrer, aber ich war von der Idee nicht sehr begeistert."

Statt die KTM-interne Degradierung zum Satellitenteam hinzunehmen, ging Oliveira zu Aprilia. Dort wird er allerdings ebenfalls nicht im Werksteam sondern bei RNF antreten. Das Team von Razlan Razali war mit dem Yamaha-Material unzufrieden und wechselte für 2023 auf Aprilia. Dabei werden sie Werksunterstützung erfahren und somit das gleiche Material wie Aleix Espargaro und Maverick Vinales fahren.

In Thailand 2022 holte Oliveira seinen letzten Sieg für KTM, Foto: LAT Images
In Thailand 2022 holte Oliveira seinen letzten Sieg für KTM, Foto: LAT Images

Oliveira ist mit seiner Wechselentscheidung und deren Timing absolut im Reinen: "Ich glaube ehrlicherweise, dass es Momente im Leben gibt, wo wir eine Veränderung brauchen. Es gibt manche Züge, bei denen man nur einmal einsteigen kann, und du musst diese Chancen ergreifen. Ich war sehr gewillt diesen Wechsel zu vollziehen und aus meiner Komfortzone herauszugehen." Dennoch betonte Oliveira auch die Dankbarkeit gegenüber seinem langjährigen Arbeitgeber: "KTM hat mir in meiner sportlichen Karriere viel Komfort gegeben. Ich habe vier Jahre meines Lebens garantiert bekommen."

Bei RNF will Oliveira Weltmeister werden, Foto: LAT Images
Bei RNF will Oliveira Weltmeister werden, Foto: LAT Images

Oliveira glaubt an baldigen Titelgewinn mit Aprilia

Der RNF-Pilot entschied sich aber gegen den leichten Weg und für die ganz großen Ambitionen: "Tief in mir wusste ich, dass ich das [bei KTM zu verbleiben, Anm. d. Red.] nicht wollte. Ich wollte neue Möglichkeiten ausloten und auch Weltmeister werden. Ich glaube daran, dass das bald passieren wird." Aprilia war 2022 wesentlich näher an der Spitze als KTM. Aleix Espargaro fuhr lange gegen Francesco Bagnaia und Fabio Quartararo um den Titel, bis ihm und Aprilia gegen Saisonende etwas die Puste ausging.

Ob Oliveira mit RNF in ähnliche Sphären vordringen kann? Bis jetzt hat noch nie ein Kundenteam die Weltmeisterschaft gewinnen können. Das Höchste der Gefühle war eine Vizemeisterschaft. Zuletzt gelang dies Franco Morbidelli 2020 auf Petronas Yamaha. Ob Oliveira wirklich Weltmeister werden kann, ist also fraglich, doch hinterließ er bei seinem ersten Auftritt auf der Aprilia beim letzten Test 2022 in Valencia einen sehr guten Eindruck. Der RNF-Neuzugang fuhr gleich die viertschnellste Zeit und war damit nur eine Zehntel langsamer als Markenkollege Maverick Vinales. Außerdem war er der mit Abstand am besten platzierte Pilot, der das Team gewechselt hatte.