Ducati hat 2022 in der MotoGP alles abgeräumt, was ging. Der Konstrukteurstitel, der Titel für das Werksteam und vor allem: Der erste Fahrertitel seit Casey Stoners Triumph 2007 durch Francesco Bagnaia. 12 von 21 Rennen wurden auf Ducati-Bikes gewonnen. Yamaha kam als zweitplatzierter dieser Wertung gerade einmal auf drei Siege. Angesicht dieser Erfolgsbilanz kann es eigentlich nur den Schluss geben, dass Ducati und Bagnaia auch für 2023 die Favoriten sind.
Ausgerechnet Bagnaias neuer Teamkollege Enea Bastianini sieht dies jedoch anders. Der Italiener gewann 2022 mit Gresini auf einer Vorjahresducati vier Rennen und wurde WM-Dritter. Für 2023 wurde er an die Seite des Weltmeisters ins Werksteam befördert, nachdem Jack Miller Ducati in Richtung KTM verließ. 'La Bestia' gab der italienischen Zeitung 'La Repubblica' in einem Interview eine erstaunliche Antwort, wen er als den Favoriten für die kommende Saison sehe.
Trotz Honda-Krise: Bastianini setzt auf Marquez
Es ist weder Bagnaia, noch Fabio Quartararo, noch er selbst, sondern Marc Marquez! Der 25-Jährige erklärte: "Er ist derjenige auf dem Grid, der am meisten gewonnen hat. Er wird der Hauptdarsteller sein. Er ist der große Favorit. Ich bin mir sicher wir sehen wieder einen Champion in Topform und es wird ein Vergnügen sein, ihn herauszufordern." Mit 59 Siegen und sechs WM-Titeln ist Marquez mit weitem Abstand der erfolgreichste aktive MotoGP-Pilot. Und dennoch liegen diese Erfolge einige Jahre zurück. Zuerst bremste Marquez sein Gesundheitszustand nach zahlreichen Stürzen und darauffolgenden Operationen ein. Mittlerweile scheint der Spanier körperlich wieder in Form kommen zu können, doch sein Material ist das nicht mehr.
Marquez ist Honda seit seinem Debüt 2013 treu, doch die Japaner stellten 2022 das wohl schlechteste Bike im Feld. Als einzigem Hersteller gelang selbst mit Marquez am Steuer kein Sieg. Nur zwei Podestplätze wurden eingefahren, auch dies muss als katastrophale Bilanz gelten. Bei den Testfahrten in Valencia nach der Saison meinte Marquez, dass der Schritt nach vorne ausgeblieben sei. Bastianinis Antwort könnte also durchaus so interpretiert werden, dass er die Favoritenrolle von sich und Ducati fernhalten will. Andererseits schwingt natürlich auch Anerkennung für die Leistungen des MotoGP-Superstars mit.
2023 erstmals Teamkollegen: Bastianinis und Bagnaias Freundschaft auf der Probe?
Mehr als nur Anerkennung empfindet Bastianini gegenüber seinem neuen Weltmeisterteamkollegen 'Pecco' Bagnaia. Der Italiener betont, dass das Zwischenmenschliche über dem sportlichen Wettkampf stehe: "Es ist eine Rivalität, aber vor allem ist es Freundschaft." Die Verbindung mit dem neuen Weltmeister der Königsklasse geht weit zurück: "Wir kennen uns, seit wir Kinder waren, und dies wird das erste Mal sein, dass wir Teamkollegen sind."
Eine Premiere, die mit Spannung erwartet wird. Schon im Vorjahr lieferten sich Bagnaia und Bastianini packende Duelle um den Sieg. In Misano trennten die beiden auf der Ziellinie nur 34 Tausendstel, zugunsten des späteren Weltmeisters Bagnaia. Im darauffolgenden Rennen im Motorland Aragon revanchierte sich Bastianini und gewann mit 42 Tausendsteln Vorsprung auf seinen Freund. Die Fans haben also schon einmal einen Vorgeschmack bekommen, was im Ducati-Duell 2023 bevorstehen könnte.
Doch wie sieht es dann mit der Freundschaft der beiden Teamkollegen aus? Im teaminternen Kampf um den Titel sind im Motorsport schon häufiger Freundschaftsbeziehungen abgekühlt, Lewis Hamilton und Nico Rosberg lassen grüßen. Bastianini lies seine sportlichen Ambitionen bereits durchklingen: "Ich respektiere ihn und muss noch viel lernen, aber er wird auch mein Hauptkonkurrent sein." Am kommenden Montag wird das Ducati-Werksteam sein neues Bike sowie die Fahrerpaarung der beiden Freunde vorstellen. Bei Motorsport-Magazin.com werden wir natürlich ausführlich berichten.
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