Seit Jahren kämpft Yamaha in der MotoGP mit seinem leistungsschwachen Reihenvierzylinder. Der japanische Hersteller unternahm deshalb in den vergangenen Monaten große Anstrengungen, um die Lücke zur Konkurrenz zu schließen. Formel-1-Motorenguru Luca Marmorini wurde verpflichtet, um dem Motorrad zusätzliche Pferdestärken einzuhauchen.

Die so wichtige Standortbestimmung in Valencia, wo am Dienstag der einzige Testtag vor der Winterpause stattfand, endete für Yamaha aber mit einer schallenden Ohrfeige. "Ich bin überrascht, denn dieser Motor sollte eigentlich stärker sein, als der, den wir in Barcelona (Anfang Juni) und Misano (Anfang September) getestet haben. Heute hat er sich aber genau gleich angefühlt wie der Motor, den ich am Sonntag im Rennen verwendet habe", seufzte Quartararo.

Der entthronte MotoGP-Weltmeister von 2021 konnte am Dienstagabend kaum fassen, was er da gerade erlebt hatte: "Ich bin natürlich enttäuscht. So wollte ich das Jahr nicht beenden. Irgendetwas ist schief gelaufen, denn es kann nicht sein, dass wir in Misano und Barcelona Fortschritte gespürt haben und heute nichts. Cal (Testfahrer Crutchlow, Anm.) hat den Motor dann auch noch in Motegi und Jerez getestet und konnte einen klaren Unterschied feststellen." Tatsächlich hatte Yamaha-Teammanager Massimo Meregalli am Dienstagmorgen noch verraten, dass Cal Crutchlow den 2023er-Prototyp zuletzt als 'Rakete' eingestuft hatte.

Raketenhaft war die Yamaha in Valencia definitiv nicht. Der Durchschnitt aus Quartararos fünf besten Topspeeds lag bei 326,1 km/h. Spitzenreiter Francesco Bagnaia kam auf 334,7 km/h, ein Unterschied also von 8,6 km/h. Quartararos Teamkollege Franco Morbidelli war noch einmal um 0,3 km/h langsamer als der Franzose.

Auch Franco Morbidelli machte in Valencia keine großen Sprünge, Foto: LAT Images
Auch Franco Morbidelli machte in Valencia keine großen Sprünge, Foto: LAT Images

Testfahrer Cal Crutchlow erzählte vor zwei Wochen im Rahmen des Malaysia-Grand-Prix, dass er bereits vier unterschiedliche Motorspezifikationen für 2023 getestet habe. Von dieser Vielzahl an Variationen war am Dienstag in Valencia aber nichts zu sehen. "Ich weiß gar nicht, ob ich euch das sagen darf, aber ich hatte heute genau einen Motor", ärgerte sich Quartararo in seiner Medienrunde.