Remy Gardner muss die MotoGP nach nur einer Saison wieder verlassen. Noch-Arbeitgeber KTM wird seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern, das bestätigte der Australier am Donnerstag in Misano. Er wird 2023 somit nicht mehr zum Grid der Königsklasse zählen. Die Art und Weise, wie er von seinem KTM-Aus erfuhr, sorgte für Wut, Frust und Unverständnis beim 24-Jährigen.
"Ich weiß nicht, warum diese Entscheidung getroffen wurde", berichtet Gardner. Er kritisiert: "Sie [KTM, Anm.] haben mir nur gesagt, dass ich nicht professionell genug war. Sonst nichts." Etwaige Beispiele oder Erläuterungen habe es nicht gegeben. Das sorgt für zusätzlichen Frust beim Australier, denn er ist der Meinung, er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen: "Ich habe immer 100 Prozent gegeben. Leider war das wohl nicht genug."
Tatsächlich war Gardner abseits der Strecke 2022 nicht negativ aufgefallen, für Glanzlichter auf der Strecke konnte er allerdings auch nicht sorgen. In bisher 13 Rennen sammelte er nur neun Punkte, ein elfter Platz in Barcelona ist sein mit Abstand bestes Resultat. Von den 24 Stammfahrern der laufenden Saison sammelte nur Tech-3-Teamkollege Raul Fernandez noch weniger Zähler. In Q2 konnte Gardner bislang noch gar nicht einziehen.
Dass deutlich mehr möglich gewesen wäre, zeigen die beiden KTM-Werkspiloten Woche für Woche. Brad Binder sammelte bereits 107 WM-Punkte und stand in Katar auf dem Podium, Miguel Oliveira gewann das Rennen in Indonesien. Dennoch hätte sich Gardner etwas mehr Rückendeckung erhofft, schließlich ist die laufende Saison bekanntlich die erste des Australiers in der MotoGP. "Dafür war das kein Desaster", findet er. "Wenn du dir die Zeiten ansiehst, bin ich sogar recht nah dran an den Werkspiloten."
Gardner schimpft: Sie haben mich ruiniert!
Im Vorjahr hatte Gardner noch den Moto2-Titel errungen und KTM somit den ersten Titelgewinn seit Binders Triumph in der Moto3 2016 beschert. Keine zehn Monate scheint das bereits wieder vollkommen vergessen, Dankbarkeit oder Wertschätzung spüre der 24-Jährige jedenfalls nicht. Vielmehr findet Gardner harte Worte: "Sie haben mir das Herz gebrochen. Ich habe es erst am Samstagnachmittag in Österreich erfahren. Das ist sehr spät, im Grunde haben sie mich ruiniert. Ich bin jetzt in einer scheiß Position."
In der MotoGP sind fast alle Plätze für die Saison 2023 vergeben, nur bei LCR und VR46 stehen noch nicht alle Fahrer fest. Beim Rennstall von Valentino Rossi werden allerdings auch im kommenden Jahr Luca Marini und Marco Bezzecchi an den Start gehen und die verbliebene Honda bei LCR geht an Takaaki Nakagami oder Ai Ogura. Das MotoGP-Aus des Australiers ist damit besiegelt.
"Es ist schwer, das zu akzeptieren", sagt ein zutiefst enttäuschter Gardner. "Ich habe so viele Jahre hart gekämpft. Jetzt bleiben mir noch ein paar Rennen. Ich werde versuchen, mein Bestes zu geben und das letzte bisschen meiner MotoGP-Karriere zu genießen."
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