Lange wurde darüber spekuliert, seit vergangenem Freitag herrscht Klarheit: Enea Bastianini wird in der MotoGP-Saison 2023 Teamkollege von Francesco Bagnaia bei Ducati. Der 24-jährige Italiener tritt die Nachfolge des zu KTM abgewanderten Jack Miller an. Jorge Martin geht hingegen leer aus, er bleibt im kommenden Jahr im Kundenteam Pramac Racing. Damit geht auf der einen Seite ein Lebenstraum in Erfüllung, auf der anderen Seite entstehen erste Zukunftszweifel.

"Ich bin wahnsinnig glücklich, das ist wie ein Traum für mich", berichtet Bastianini am Donnerstag in einer außerordentlichen Pressekonferenz der MotoGP. "Ich bin hochmotiviert, nächste Saison für Ducati fahren zu können, weiß aber auch, dass es eine große Herausforderung für mich sein wird." Der Noch-Gresini-Pilot warnt: "Ich werde deutlich mehr Druck verspüren."

Drei Rennsiege konnte er 2022 bereits bejubeln, zuletzt Mitte Mai in Frankreich. Das genügte, um die Ducati-Bosse von sich zu überzeugen. Zu starke Leistungsschwankungen und viele Ausfälle ließen den Moto2-Weltmeister von 2020 und zwischenzeitlichen WM-Führer zwar vorzeitig aus dem diesjährigen WM-Kampf ausscheiden, an Motivation für den restlichen Saisonverlauf mangelt es dennoch nicht.

Schließlich hat Bagnaia noch Chancen auf den WM-Titel - und Bastianini will seinem künftigen Teamkollegen helfen, eben diesen zu gewinnen. Auf die Zusammenarbeit im kommenden Jahr freut er sich schon jetzt: "Er ist mein Freund, wir sind von klein auf gegeneinander gefahren. Jetzt werden wir zum ersten Mal Teamkollegen sein. Ich kann viel von ihm lernen. Er ist verdammt schnell und managt so ein Rennwochenende wirklich gut. Er kann sich aber auch Dinge von mir abschauen."

Martin: Spreche mit anderen Herstellern

Ein Traum wäre der Platz im Ducati-Werksteam auch für Kontrahent Martin gewesen, dieser ist nun allerdings geplatzt. "Natürlich bin ich entttäuscht. Nicht, weil sie Enea gewählt haben. Er hatte es verdient - wir hätten es beide verdient. Aber weil ich alles getan habe, was Ducati mir gesagt hat. Ich habe immer 100 Prozent gegeben", gesteht der 24-jährige Spanier gefrustet.

Jorge Martin trägt auch 2023 Pramac-Farben, Foto: LAT Images
Jorge Martin trägt auch 2023 Pramac-Farben, Foto: LAT Images

Immerhin: Martin wird auch 2023 identisches Material wie das Ducati-Werksteam erhalten, er verfügt über die gleichen Möglichkeiten wie Bagnaia und Bastianini. Das Ziel ist deshalb klar: "Ich werde meine Chance suchen, nächstes Jahr Geschichte mit ihnen zu schreiben. Ich will die Weltmeister gewinnen."

Schon jetzt geht der Blick des Moto3-Weltmeisters von 2019 aber auch in Richtung seiner mittel- bis langfristigen Zukunft - und die muss nicht zwangsläufig bei Ducati liegen. "Natürlich spreche ich mit jedem, ich kann keine Türen schließen", verrät Martin. "Ich habe mich für den Moment entschieden, zu bleiben und will weiterhin ins Werksteam, aber ich bin auch in Kontakt mit anderen Herstellern."