"Ich wurde in das Krankenhaus gebracht und obwohl ich keine ernsthaften Probleme hatte, wurde entschieden, dass ich nicht fahren soll. Das ist natürlich schade, aber es war die beste Entscheidung." Marc Marquez' Statement zum Startverbot im MotoGP-Rennen von Indonesien strotzte nicht unbedingt vor Einsicht.
Das ist nichts, was man Marquez vorwerfen könnte. Rennfahrer wollen Rennen fahren. Das war so, ist so und wird auch immer so bleiben. Zu stark ist ihr Verlangen nach Erfolgen, zu groß auch die Angst, aufgrund eines verpassten Rennens wertvolle Punkte in der Weltmeisterschaft zu verlieren. Es ist nicht Aufgabe der Piloten, über ihren eigenen Gesundheitszustand und die damit verbundene Renntauglichkeit zu entscheiden.
Dafür gibt es die Veranstalter der jeweiligen Serie und ihr medizinisches Team. Sie müssen beurteilen, welche Fahrer auf die Strecke können und welche aufgrund von Verletzungen zu einer Pause gezwungen werden. Und genau hier hat die MotoGP in den vergangenen Jahren kläglich versagt. Vor allem was Gehirnerschütterungen wie jene von Marc Marquez am Sonntag angeht, wurde mehr als leichtsinnig gehandelt.
Immer wieder wurde Fahrern trotz eines offensichtlichen Schädel-Hirn-Traumas die Starterlaubnis erteilt. So zuletzt etwa Raul Fernandez bei den Wintertestfahrten in Indonesien. Der MotoGP-Rookie war am zweiten Testtag mit rund 200 km/h abgeflogen, an seinem Kopf waren deutliche Prellungen sichtbar. Einen Tag später durfte Fernandez wieder fahren - und stürzte erneut. "Ich hatte Kopfschmerzen und konnte die Geschwindigkeiten überhaupt nicht einschätzen. Mir war nicht bewusst, wie schnell ich bin", sagte Fernandez im Anschluss. Glasklare Anzeichen für eine Gehirnerschütterung.
Nicht auszudenken, was der Tech3-Pilot einem seiner Mitstreiter durch eine Fehleinschätzung antun hätte können. Vor allem aber, welche Folgen ein erneuter Schlag auf den Kopf für den 21-Jährigen selbst haben hätte können. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse hierzu sind eindeutig: In der Medizin wird vom Second-Impact-Syndrom gesprochen, das zu nachhaltigen Gedächtnisproblemen, Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen oder Parkinsonismus führen kann.
Das Reglement der MotoGP ist hier eigentlich klar. Man verpflichtet sich dazu, anhand der Richtlinien zu handeln, die bei der 5. Internationalen Konferenz zu Gehirnerschütterungen im Sport im Oktober 2016 in Berlin ausgearbeitet wurden. Diese besagen, dass ein Fahrer im Fall einer Gehirnerschütterung sofort von jeglichen Wettbewerben auszuschließen ist, zumindest für den Rest des laufenden Events. Das passierte allerdings in den seltensten Fällen.
Dass die MotoGP nun ausgerechnet bei ihrem Superstar und größten Werbeträger hart durchgriff, ist ein erster Schritt in Richtung eines mehr als überfälligen Sinneswandels. Die Sicherheit der Fahrer muss an erster Stelle stehen. Das gilt für ihre Ausrüstung. Das gilt für die Streckensicherung. Das gilt nicht zuletzt aber auch für ihren eigenen, körperlichen Zustand. Weiter so!
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