Das Thema Nachhaltigkeit hält auch im Motorsport Einzug. Die Formel 1 propagiert einen schonenderen Umgang mit Ressourcen und einen zunehmend kleiner werden CO2-Fußabdruck bereits seit Jahren öffentlichkeitswirksam. Nun zieht die MotoGP nach. Ab 2024 will man etwa schrittweise auf nachhaltige Kraftstoffe setzen.

Ein Ansatz, der bereits 2022 umgesetzt wird, ist die Verkleinerung des von Michelin zu jeden Grand Prix gelieferten Reifenkontingents. Bislang durfte jeder Fahrer aus einem Pool von 15 Front-Slicks zehn Reifen in bis zu drei unterschiedlichen Mischungen wählen, für das Hinterrad waren es zwölf Stück. Im kommenden Jahr wird die Anzahl der jedem Fahrer zur Verfügung stehenden Slicks für das Hinterrad um zwei Stück auf 13 reduziert. 2023 will man einen weiteren Reifen einsparen, entweder an der Front oder am Heck.

Das bedeutet: Für die Fahrer und Teams sollte sich praktisch nichts ändern. Es bleibt bei zwölf Reifen, die im Laufe eines Rennwochenendes am Hinterrad aufgezogen werden dürfen. Lediglich die Anzahl an Pneus, die für einen Piloten an die Rennstrecke gebracht werden, dort aber aufgrund dessen Reifenwahl nie zum Einsatz kommen, wird minimiert.

Dorna und Michelin bekennen sich zu Nachhaltigkeit

Zwei Reifen pro Fahrer und Wochenende klingt zunächst nicht nach viel, doch die Einsparungen summieren sich. Bei 21 geplanten Grands Prix und 24 Fahrern im MotoGP-Feld 2022 sind das bereits 1.008 Reifen - Wildcard-Einsätze noch nicht miteingerechnet. "Wir bei der Dorna arbeiten seit Jahren hart daran, mit der MotoGP nachhaltiger zu werden und Michelin spielt hierbei eine entscheidende Rolle", erklärt Dorna-Sportdirektor Carlos Ezpeleta die Bestrebungen. "Uns ist eine positive Entwicklung gelungen, indem wir die Anzahl der nicht verwendeten Reifen verringern."

Nicht alle gelieferten Reifen werden auch verwendet, Foto: LAT Images
Nicht alle gelieferten Reifen werden auch verwendet, Foto: LAT Images

Dieser Schritt freut auch Michelins Motorradsport-Manager Piero Taramasso: "Die Fahrer können immer noch dieselbe Anzahl an Reifen verwenden, sie wählen lediglich aus einem kleineren Pool. Wir bringen weniger Reifen an die Strecke. Dass die Performance nicht leidet, war für uns der wichtigste Faktor. So wie in dieser Saison, als wir begonnen haben, recycelte Materialien zu verwenden. Die Performance ist aber gleichgeblieben oder sogar besser geworden."

Eine Aussage, die mancher MotoGP-Fahrer so wohl nicht stehenlassen würde. Denn in der abgelaufenen Saison klagten unterschiedlichste Piloten immer wieder über schlecht funktionierende Reifen, die nicht selten Qualifyings und Rennen zerstörten. Ob diese Probleme auf die Einführung recycelter Stoffe zurückzuführen ist, lässt sich von außen freilich nicht beurteilen.

Lotterie in der MotoGP: Was ist mit den Reifen los? (10:09 Min.)

Die Wiederverwertung von Altreifen im Motorradsport begann Michelin zunächst in der MotoE, wo die Pneus mittlerweile größtenteils aus recyceltem Material bestehen. In diese Richtung soll die Reise auch für die Königsklasse gehen. "Wir wollen diese Technologie in die MotoGP transferieren", erklärt Taramasso. "Das Ziel ist, den Anteil an nachhaltigen Materialien Jahr für Jahr zu erhöhen."