An seinen ersten beiden Rennwochenenden für Ducati lief für Jorge Lorenzo gar nichts zusammen. Auf schwache Trainings folgten schlechte Startpositionen und fehlerhafte Rennen. In Katar kam er von der Strecke ab und wurde nur Elfter, in Argentinien leistete sich Lorenzo einen völlig unnötigen Patzer und krachte schon in Kurve eins ins Heck von Andrea Iannones Suzuki. Kritik, die durchaus auch gerechtfertigt war, prasselte aus allen Richtungen auf Lorenzo ein. Aktionen, wie das frustrierte Umwerfen der eben von ihm aufgerichteten Ducati nach dem Sturz in Termas de Rio Hondo waren da keine Hilfe.

Lorenzo fährt bestes Ducati-Qualifying in Austin

Im Qualifying von Austin gelang Lorenzo, der den Umweg über Q1 gehen musste und sich dort als Zweiter für das finale Q2 qualifizierte, nun aber ein erster kleiner Befreiungsschlag. Er stellte die Desmosedici in Reihe zwei, holte sich Startplatz sechs und war somit bester Ducatisto, fast drei Zehntelsekunden vor Teamkollege Andrea Dovizioso. "Dieser sechste Platz ist das Ergebnis der guten Arbeit, die wir in den letzten Monaten geleistet haben", stellte Lorenzo im Anschluss zufrieden fest.

Bei der Rückkehr an die Ducati-Box jubelte Lorenzo, als hätte er gerade seinen vierten Weltmeistertitel in der MotoGP gewonnen. Ungewöhnliche Szenen nach einem sechsten Platz im Qualifying für einen Piloten mit seiner Erfolgsbilanz. "In den letzten Jahren wäre ich absolut nicht glücklich gewesen, wenn ich Sechster geworden wäre", gesteht er ganz offen. "Wenn man aber bedenkt, von wo wir in den ersten Rennen gestartet sind, dann ist das einfach ein gutes Ergebnis. Ich bin wirklich erleichtert. Das Team und ich können jetzt endlich einmal durchatmen."

Wetter hilft Lorenzo in Austin

Lorenzo ist überzeugt, dass seine gute Qualifying-Leistung in Austin kein Zufall war. Viel mehr glaubt er, aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse in Katar und Argentinien unter Wert geschlagen worden zu sein. "Die Ducati unterscheidet sich extrem von der Yamaha und ist generell ein sehr komplexes Motorrad. In Katar und Argentinien hatten wir oft schlechtes Wetter, das war definitiv nicht hilfreich", verweist er auf die für ihn so zusätzlich erschwerte Umstellung. "Hier hatten wir jetzt endlich zwei trockene Tage, in denen ich viel mehr Runden fahren konnte. Deshalb war ich im Qualifying viel aggressiver und auch präziser unterwegs."

Lorenzo tastet sich langsam an die Grenzen der Ducati heran, Foto: Ducati
Lorenzo tastet sich langsam an die Grenzen der Ducati heran, Foto: Ducati

Generell wittert Lorenzo erstmals seit seiner Ankunft bei Ducati Morgenluft. "Ich fühle mich mit jedem Tag besser auf der Ducati und kann näher an das Limit gehen", freut er sich. "Mit der neuen Sitzposition haben wir einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht." Zuletzt hatte Lorenzo ja gestanden, dass er zu Beginn von Ducati eine Änderung der Ergonomie gefordert hatte, die aber nicht zielführend war und womöglich Monate der Entwicklungsarbeit gekostet hatte. In Argentinien hatte er erstmals wieder auf die ursprüngliche Sitzposition gesetzt.

Damit soll Lorenzo nun erstmals in dieser Saison der Sprung unter die ersten zehn in einem Rennen gelingen, auch wenn er nichts dagegen hätte, würde es für ihn in der Ergebnisliste noch weiter nach vorne gehen. "Wenn wir die Pace haben, um in die Top-Five zu kommen, wäre das toll. Das Wichtigste ist aber, dass wir es in die Top-Ten schaffen", weiß Lorenzo, der sich im Klaren darüber ist, dass eine Zielankunft nach der Nullnummer zuletzt Priorität hat. "Ein guter Start wird wichtig sein, aber nach dem Sturz in Argentinien darf ich am Anfang nichts Verrücktes versuchen, nur weil ich möglichst viele Positionen gutmachen will."