Bei McLaren tritt im Sprint von Austin der Super-GAU eines jeden Teams ein: Beide Autos kollidieren in der ersten Kurve und reißen sich gegenseitig aus einem Formel-1-Rennen. Ärger? Kaum zwischen den beiden Teamkollegen. Eher auf die Mitbeteiligten Nico Hülkenberg und Fernando Alonso.
Die erste Kurve in Austin trug sich im Sprint eigentlich im ganzen Feld wild zu, aber nirgends wilder als in der ersten Kurve. Lando Norris war von seinem zweiten Startplatz schlecht weggekommen, und versuchte nun das spät auf der Bremse in der ersten Kurve wettzumachen. Teamkollege Oscar Piastri, mit besserem Start, positionierte sich außen, um dann nach innen zurückzuschneiden.
"Wir waren beide sehr weit weg vom Scheitelpunkt", erklärt Piastri den versuchten Cutback. Da ging er eigentlich davon aus, dass für dieses Manöver innen ausreichend Spielraum sein müsste. Doch weil Norris und Piastri beide so weit rausgekommen waren, hatte sich innen eine gigantische Lücke geöffnet. Die gleich zwei weitere Fahrer angelockt hatte.
McLaren nimmt Hülkenberg & Alonso für Startcrash ins Visier
Dazu ein Augenzeugenbericht des späteren Dritten Carlos Sainz, der das Drama von ganz außen kommen sah: "Mit der sauberen Luft habe ich außen so spät gebremst, wie ich wollte. Dann habe ich aber nach links geschaut und realisiert, dass die Jungs innen auch so spät gebremst haben! Und wir haben uns außen schon fast verbremst! Ich ahnte schon, dass es da krachen würde, da waren zu viele Autos."
Von Platz vier kommend war Nico Hülkenberg in die Lücke hineingebremst. Und hinter Hülkenberg folgte, noch später auf der Bremse, von Platz sechs kommend Fernando Alonso. Nur konnten das die McLaren schwer bis gar nicht sehen. Sainz' Prognose trat ein. Piastri fuhr bei seinem Cutback Hülkenberg über die Vorderachse und wurde ausgehebelt: "Das hat mich in Lando gedreht. Bitter." Beide McLaren blieben wenige Meter später mit kaputten Aufhängungen stehen.
"Was soll ich machen? Ich wurde getroffen, habe nichts falsch gemacht", deutet Norris mit dem Finger auf die Innenbahn-Piloten. Nicht auf Piastri, mehr auf die beiden anderen. "Ich war weiter hinten, Dinge sind passiert, ich hatte Pech, dann wurde ich getroffen. Ich weiß nicht. Muss ich mir noch einmal anschauen. Einfach etwas achtlose Leute weiter hinten, und wir hatten die Konsequenzen."
"Es ist überraschend, dass manche Fahrer mit so viel Erfahrung nicht vorsichtiger in der ersten Kurve vorgehen", ärgert sich auch McLaren-Teamchef Andrea Stella auf Sky UK. "Ich spreche nicht über böse Absichten. Ich spreche nur über Vorsicht. Vor allem, wenn man in so einer Position ist, die ja für manche dieser erfahrenen Fahrer eine sehr gute war. Da wäre mehr Vorsicht durchaus sinnvoll."

Kein Schuldiger am Start-Crash: FIA-Stewards ermitteln in Austin nicht einmal
Die von hinten kommenden Hülkenberg und Alonso hatten sicher einen viel besseren Blick auf die Lage, aber mit dem eher unerwartet von außen zurückbiegenden Piastri überschlugen sich die Ereignisse. "Massiver Sandwich!", funkte Hülkenberg, der sich nach dem Piastri-Kontakt drehte und Alonso rammte. Der stellte wenige Kurven später freiwillig ab, um mit seinem Reifenschaden im Hinblick auf das spätere Qualifying nicht noch Folgeschäden am Auto auszulösen.


"An einem Punkt dachte ich, am Scheitelpunkt innen zu sein sei der richtige Platz, aber ein paar Autos sind sehr schnell von außen zurück nach innen gezogen, und dann war ich da in der Mitte", zeigt Alonso eher in Richtung Hülkenberg und Piastri. "Leider ist es uns passiert. Wie immer. Wenn wir in den Punkten sind, passiert das. Wenn wir auf P14, P15 sind, ist es das langweiligste Rennen überhaupt."
"Leider war die ganze gute Arbeit von gestern innerhalb von fünf Sekunden im Mülleimer. Ziemlich undankbare Szene", trägt es Hülkenberg dafür eher mit Fassung und gibt letztendlich niemandem die klare Schuld. "Fernando wollte innen reinstechen, und ich weiß nicht, ob es Oscar oder Lando war, der hat brutal scharf reingezogen. Ich konnte nicht viel machen leider Gottes."
Die FIA-Stewards legten den Zwischenfall nach einem kurzen Blick ohne Ermittlung zu den Akten. Eine Verkettung unglücklicher Umstände, ein klassischer Startunfall. Max Verstappen wurde reich beschenkt, er gewann in der Fahrer-WM acht Punkte auf Piastri und sieben auf Norris. Aber er hat immer noch 55 respektive 33 Zähler Rückstand.



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