Ein sauberes Wochenende - das verlangte Toto Wolff nach dem Formel-1-Rennen in Monza von Kimi Antonelli. Und es scheint, als hätten die scharfen Worte des Teamchefs den Rookie endlich aus seinem Performance-Tief wachgerüttelt. Nach einem starken Auftritt im chaotischen Qualifying startet er den Großen Preis von Aserbaidschan aus der zweiten Startreihe von Platz vier - direkt vor seinem Teamkollegen George Russell.

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"Die Pace war schon das ganze Wochenende stark. Die größte Differenz [zu vorherigen Wochenenden, d. Red.] war, dass ich von Anfang an saubere Sessions hatte und darauf aufbauen konnte. Ich habe mich bereit für das Qualifying gefühlt. Das war das Ziel für dieses Wochenende, etwas vorsichtiger fahren und dann Runde für Runde mehr zu pushen", sagte Antonelli, der sein bestes Qualifying-Ergebnis seit dem Kanada Grand Prix erzielte.

Beinahe-Aus in Q1 von Kimi Antonelli in Aserbaidschan

Dabei wäre es fast nicht dazu gekommen. Der 19-jährige Italiener lief Gefahr, bereits im ersten Qualifying-Segment auszuscheiden. Seine erste gezeitete Runde musste er wegen einer gelben und dann roten Flagge, ausgelöst durch Alex Albon, abbrechen. Weil er währenddessen noch an zwei Autos vorbeiging, musste er sich nach dem Qualifying vor den Stewards verantworten und bekam die erste offizielle Verwarnung (Reprimand) seiner Karriere.

Damit nicht genug: Seine erste Rundenzeit wurde ihm wegen eines Track-Limits-Verstoßes in Kurve 16 gestrichen. Eine Böe hatte das Heck seines W16 erwischt und ihn weit über die weiße Linie geschoben. Mit nur noch sechs Minuten auf der Uhr und noch keiner geltenden Zeit musste der Mercedes-Rookie abliefern. "Du hast noch ganz viel Zeit, nur eine saubere Runde", versuchte Wolff seinen Sprössling am Funk zu beruhigen. Mit Erfolg: Antonelli fuhr ohne grobe Patzer als Zehnter über die Ziellinie und stieg ins Q2 auf.

Dort fasste er dann Fuß. Nur 0,009 Sekunden trennten ihn von seinem Teamkollegen, knapp zwei Zehntel fehlten ihm auf die Bestzeit von Max Verstappen. Im Q3 wagte er sich auf gebrauchten Medium-Reifen ins Gefecht, wegen der vielen Unterbrechungen hatte Antonelli Zeit für nur einen Schuss. Und der ließ sich sehen: 0,353 Sekunden drückte er Russell auf.

Antonelli in Baku: Vor Russell trotz Fehlern und Wind

Eine tolle Runde, oder? "Ich bin glücklich, aber auch enttäuscht. Mich hat eine Böe erwischt und ich habe zwei bis drei Zehntelsekunden verloren", erklärte Antonelli. Auch zwei Fehler, die man in der TV-Übertragung nicht sah, gab er zu: "Ich hatte größere Momente in Kurve zwei und sieben, ich habe mich voll verbremst." In den Onboard-Aufnahmen ist zu sehen, wie er zweimal das Heck verliert und korrigieren muss. Doch Antonelli hielt seinen W16 von der Wand weg und brachte ihn sicher über die Ziellinie.

Es ist erst das zweite Mal in seiner noch jungen Karriere, dass er im Qualifying eine bessere Leistung abliefert als sein Teamkollege. Bis auf sein Top-Wochenende in Miami (Sprint-Pole und P3 im Grand-Prix-Qualifying) musste er sich immer hinter Russell anstellen. Jetzt setzt sich Antonelli große Ziele für den morgigen Grand Prix: "Ich hoffe, dass wir mit dem durchgemixten Feld vor uns um ein Podium kämpfen können."

Das Qualifying in Baku war ein wahres Crash-Festival, auch den WM-Spitzenreiter Oscar Piastri erwischte es. Lando Norris konnte die Chance nicht für sich nutzen. Dafür verteidigte er patzig.